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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Interventionsmaßnahmen zur Weiterentwicklung der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung

Meeting Abstract

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  • Manuel Zimansky - Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Nils Schneider - Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Stephanie Stiel - Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf087

doi: 10.3205/20dkvf087, urn:nbn:de:0183-20dkvf0871

Published: September 25, 2020

© 2020 Zimansky et al.
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Hintergrund: Die Stärkung der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung (AAPV) ist in den letzten Jahren in den Fokus von Politik und Fachvertretern gerückt. In der AAPV wird insbesondere Hausärzten eine zentrale Rolle zugesprochen, da sie Menschen mit unheilbaren, fortschreitenden Erkrankungen sowie deren Angehörige oftmals über einen langen Zeitraum bis zum Lebensende begleiten. Bislang wurde noch nicht ausreichend untersucht, wie die AAPV zukünftig verstärkt in den Praxisalltag von Hausärzten und Medizinischen Fachangestellten integriert werden kann.

Zielsetzung: Im Rahmen des Projekts „Allgemeine ambulante Palliativversorgung in der hausärztlichen Praxis (ALLPRAX)“ sollen konkrete Interventionsmaßnahmen entwickelt werden, die aus Sicht hausärztlicher Praxisteams das Potenzial zur Verbesserung der AAPV haben.

Methode: In einem vorangegangen Projektschritt wurde ein Maßnahmenkatalog mit 120 einzelnen Maßnahmen zur Verbesserung der AAPV entwickelt. Hieraus wählten acht hausärztliche Praxisteams in einem ersten Workshop geeignete Maßnahmen für ihre Praxis aus. Nach 2–4 Wochen wurden in einem zweiten Workshop Umsetzungs- und Evaluationskriterien für jede ausgewählte Maßnahme festgelegt. Die beiden Workshops dauerten jeweils circa 1,5 Stunden und fanden zwischen Juni und November 2019 in den Hausarztpraxen statt. Die von den Hausarztpraxen ausgewählten Maßnahmen wurden mittels deskriptiver Statistiken und Häufigkeitsanalysen ausgewertet. Die ausgewählten Maßnahmen werden zurzeit in einer viermonatigen Implementierungsphase in den Praxen umgesetzt.

Ergebnisse: Im Durchschnitt wählten die Hausarztpraxen zehn Interventionsmaßnahmen einschließlich zweier Bildungsmaßnahmen zur Verbesserung der AAPV in ihrer Praxis aus folgenden vier Bereichen aus: a) Vorausschauende Versorgung von Patienten (z.B. „Praxisteams hinterlegen einen Krisenbogen gut sichtbar bei den Patienten zu Hause“ oder „Hausärzte führen ein palliativmedizinisches Basisassessment bei Patienten durch“), b) Beratung von Patienten und Angehörigen (z. B. „Hausärzte beraten und informieren zu Patientenverfügungen“ oder „Hausärzte händigen Flyer zur Pflege von Palliativpatienten an Angehörige aus“), c) Organisation in der Hausarztpraxis (z. B. „Hausärzte verwenden Schweigepflichtentbindungen für die erleichterte Kooperation zwischen Versorgern“ oder „MFAs füllen die Hausbesuchstasche unmittelbar nach einem erfolgten Hausbesuch auf“) und d) Fort- und Weiterbildung (z. B. „Praxisteams besuchen Kurse zur Kommunikation am Lebensende“ oder „Hausärzte und MFAs führen Hospitationen bei palliativ-hospizlichen Versorgern durch“).

Diskussion: Es gibt vielfältige Maßnahmen zur Verbesserung der Palliativversorgung in Hausarztpraxen. Die Praxisteams sollten bestärkt werden, sie individuell und angepasst an ihre Gegebenheiten zu erproben und weiterzuentwickeln.

Praktische Implikationen: Hausärztliche Praxisteams präferieren praxisnahe Maßnahmen, die ihnen selbst oder ihren Patienten und deren Angehörigen unmittelbar zu Gute kommen. Die Evaluation der Implementierungsphase in den Hausarztpraxen wird zeigen, welche Maßnahmen sich im Praxisalltag besonders bewähren.