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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Ambulante Versorgung über 80-Jähriger: Metasynthese zu Präferenzen und Praxisimplikationen

Meeting Abstract

  • Angélique Herrler - NRW Forschungskolleg GROW – Wohlbefinden bis ins hohe Alter, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Helena Kukla - NRW Forschungskolleg GROW – Wohlbefinden bis ins hohe Alter, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Vera Vennedey - Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • Stephanie Stock - Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf084

doi: 10.3205/20dkvf084, urn:nbn:de:0183-20dkvf0841

Published: September 25, 2020

© 2020 Herrler et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die über 80-Jährigen (Hochbetagten) sind die in Deutschland am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe [1]. Ihre Versorgung birgt spezifische Herausforderungen, etwa eine Zunahme der Patient/-innen mit Frailty-Syndrom [2]. Auch die Versorgungsziele der Hochbetagten verschieben sich von der Kuration zum Erhalt von Autonomie und Lebensqualität [3]. Über die konkreten Versorgungspräferenzen dieser Zielgruppe ist in der Forschung bisher wenig bekannt.

Fragestellung und Zielsetzung: Die Studie befasst sich mit der Frage, welche Präferenzen, Wünsche und Erwartungen Hochbetagter an ihre ambulante Versorgung aus veröffentlichen qualitativen Studien abgeleitet werden können.

Methode oder Hypothese: Es wurde eine systematische Literaturrecherche nach qualitativen Studien in Medline via PubMed, CINAHL, PsycInfo, Google Scholar und der Web of Science Core Collection durchgeführt. Studien, die Präferenzen, Erwartungen, Wünsche und Erfahrungen über 80-Jähriger in Bezug auf die ambulante Versorgung berichten, wurden eingeschlossen. Der Einschluss erfolgte über ein zweistufiges Screeningverfahren mit zwei unabhängigen Reviewern. Anschließend wurden die Studienergebnisse nach Thomas und Harden [4] thematisch synthetisiert.

Ergebnisse: Es wurden 22 qualitative, hauptsächlich europäische Studien in die Metasynthese eingeschlossen. Die Analyse zeigte zwei grundlegende Themen, die aus Sicht der über 80-Jährigen bedeutsam sind: sich durch die Versorgung sicher zu fühlen und in der Beziehung zu Versorgenden Wertschätzung als menschliche Subjekte zu erfahren. Diese Motive zeigten sich in zahlreichen konkreten Präferenzen, wie z.B. schnellen Kontakt zum Versorgungssystem herstellen zu können, kontinuierliche Versorgungsbeziehungen zu haben und möglichst lange ambulant versorgt werden zu können.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen insbesondere die soziale Dimension der ambulanten Versorgung auf: Der Kontakt zum Versorgungssystem ist insbesondere für über 80-Jährige auch ein Kontakt zu Menschen, zu denen sie in Beziehung stehen und die für sie angesichts altersbedingter Einschränkungen wichtig sind. Insbesondere für Deutschland fehlt es jedoch an spezifischen Erkenntnissen über die Versorgungspräferenzen Hochbetagter.

Praktische Implikationen: Der Einbezug dieser Erkenntnisse in die Versorgungsplanung hat das Potenzial, eine patientenzentrierte Versorgung der über 80-Jährigen zu gewährleisten.


Literatur

1.
Pötzsch O, Rößger F. Bevölkerung Deutschlands bis 2060. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt; 2015.
2.
Polidori MC, Häussermann P. Körperliche Gesundheit und Altersmedizin. In: Hank K, Schulz-Nieswandt F, Zank S, editors. Alternsforschung Handbuch für Wissenschaft und Praxis. Baden-Baden: Nomos-Verlag; 2019. p. 245-279.
3.
Bangerter LR, Van Haitsma K, Heid AR, Abbott K. "Make Me Feel at Ease and at Home": Differential Care Preferences of Nursing Home Residents. Gerontologist. 2016 Aug;56(4):702-13. DOI: 10.1093/geront/gnv026 External link
4.
Thomas J, Harden A. Methods for the thematic synthesis of qualitative research in systematic reviews. BMC Med Res Methodol. 2008 Jul;8:45. DOI: 10.1186/1471-2288-8-45 External link