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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Die Theorie der Stabilität häuslicher Versorgungsarrangements für Menschen mit Demenz als Grundlage einer Typenbildung

Meeting Abstract

  • Jan Dreyer - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Standort Witten, Witten, Deutschland; Department für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Kerstin Köhler - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Standort Witten, Witten, Deutschland; Department für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Johannes Michael Bergmann - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Standort Witten, Witten, Deutschland
  • Iris Hochgraeber - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Standort Witten, Witten, Deutschland; Department für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Christiane Pinkert - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Standort Witten, Witten, Deutschland
  • Jana Isabelle Braunwarth - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Standort Witten, Witten, Deutschland
  • Bernhard Holle - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Standort Witten, Witten, Deutschland; Department für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf083

doi: 10.3205/20dkvf083, urn:nbn:de:0183-20dkvf0831

Published: September 25, 2020

© 2020 Dreyer et al.
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Text

Hintergrund: Die meisten Menschen mit Demenz leben in der eigenen Häuslichkeit und werden dort maßgeblich von ihren Angehörigen versorgt. Im Verlauf der Versorgung ist das Herstellen und Aufrechterhalten einer stabilen häuslichen Versorgung ein handlungsleitendes Motiv versorgender Angehöriger und ein Ziel staatlicher Gesundheitspolitik. Versorgungsarrangements unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Stabilität: In einigen Arrangements gelingt die Versorgung des Menschen mit Demenz über einen langen Zeitraum gut zuhause, in anderen nicht, was häufig mit einem Umzug des Menschen mit Demenz in ein anderes Versorgungssetting verbunden ist. Zu identifizieren welche Versorgungsarrangements zu welchem Zeitpunkt welche Form der Unterstützung benötigen ist eine Voraussetzung, um ihre Stabilität bestmöglich zu fördern. Eine Typisierung von Versorgungsarrangements kann bei dieser Anforderung hilfreich sein. In einem ersten Schritt des vorgestellten Forschungsprojektes (SoCA) wurde eine Theorie mittlerer Reichweite zur Stabilität häuslicher Versorgungsarrangements von Menschen mit Demenz entwickelt (SoCA-Theorie).

Fragestellung: Können auf der Grundlage der SoCA-Theorie Typen von Versorgungsarrangements gebildet werden? Durch welche Merkmale unterscheiden sich diese Typen und können sie als stabile oder weniger stabile Typen bezeichnet werden?

Methode: Die Typenbildung erfolgte als Sekundäranalyse einer multizentrischen Evaluationsstudie von Demenznetzwerken (DemNet-D, 2012–2015). Die Typenbildung beruht auf quantitativen Daten von 485 Menschen mit Demenz und ihren versorgenden Angehörigen. Geleitet von der SoCA-Theorie wurden Variablen der Primärstudie ausgewählt und unter Verwendung der multiplen Korrespondenzanalyse und der hierarchischen Clusteranalyse Typen von Versorgungsarrangements gebildet.

Ergebnisse: Mit Hilfe der SoCA-Theorie konnten unterschiedliche Typen häuslicher Versorgungsarrangements konstruiert werden, die sich

1.
durch die Beziehung zwischen dem Mensch mit dem Demenz und dem versorgenden Angehörigen,
2.
durch die Rolle des versorgenden Angehörigen,
3.
durch die Ressourcen des Versorgungsarrangements und
4.
durch den Verlauf der Versorgung und Demenz voneinander unterscheiden.

Es gibt Hinweise darauf, dass es einen Zusammenhang zwischen diesen Typen von Versorgungsarrangements und ihrer Stabilität gibt.

Diskussion: Häusliche Versorgungsarrangements für Menschen mit Demenz sind heterogen. Sie unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich des Verlaufs der Demenz sondern insbesondere hinsichtlich ihrer jeweiligen personengebundenen und strukturellen Voraussetzungen. Trotz dieser Vielfalt lassen sich mit Hilfe der entwickelten Typologie Strukturen aufdecken, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Versorgungsarrangements beschreiben.

Praktische Implikationen: Diese Strukturen zu kennen ist sowohl für die Versorgungsforschung als auch für die Versorgungspraxis wichtig. Eine Typologie häuslicher Versorgungsarrangements kann dazu beitragen, Unterstützungsangebote zielgruppenspezifisch zu entwickeln und anzubieten und dadurch die Stabilität häuslicher Versorgungsarrangements unterstützen.