Article
VerSITA – eine Studie zur Versorgungssituation der SIT bei allergischen Atemwegserkrankungen
Search Medline for
Authors
Published: | October 2, 2019 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Allergische Atemwegserkrankungen betreffen Menschen aller Alters- und Gesellschaftsschichten und führen zu Einschränkungen im Alltag der Betroffenen. Da allergische Atemwegserkrankungen häufig bereits im Kindes- und Jugendalter entstehen und bei den meisten Patienten über die gesamte Lebensdauer bestehen bleiben, ist aus gesellschaftlicher und ökonomischer Perspektive eine optimale Versorgung wichtig. Die Behandlung bei allergischen Atemwegserkrankungen besteht zum einen aus der Allergenkarenz, die jedoch häufig nicht vollständig umgesetzt werden kann und/oder nicht zu vollständiger Symptomkontrolle führt, sowie der medikamentösen Behandlung der Symptome. Den einzigen kausalen Therapieansatz, mit der Fähigkeit den natürlichen Krankheitsverlauf zu ändern, stellt die spezifische Immuntherapie (SIT) dar. Neben einer über die Therapiedauer hinaus bestehenden Linderung der Symptomlast und somit des Medikationsbedarfs sowie ggf. Produktivitätsverlustes können durch die SIT auch die Entstehung von Asthma bei Rhinitikern sowie neue Sensibilisierungen verhindert werden. Die bisher für Deutschland berichteten Behandlungsraten für die SIT werden im internationalen Vergleich als niedrig bewertet. Eine Einordnung wird jedoch dadurch erschwert, dass der Anteil an für die SIT geeigneten Patienten in Deutschland bislang nicht untersucht wurde. Eine optimale Versorgung von allergischen Atemwegserkrankungen kann nur durch die Verabreichung der SIT bei geeigneten Patienten erfolgen.
Fragestellung: Das Ziel der Studie ist eine Analyse der Versorgungssituation von Patienten mit allergischen Atemwegserkrankungen mit Fokus auf die SIT. Primäre Arbeitshypothese ist die Annahme einer Über- und Unterversorgung von Patienten mit allergischen Atemwegserkrankungen im Hinblick auf das Vorliegen einer Indikation zur SIT. Sekundäre Arbeitshypothesen sind, dass Über- und Unterversorgung verstärkt in bestimmten Patientengruppen auftreten und dass es Merkmale gibt, die eine indikationsgerechte SIT signifikant begünstigen oder verhindern.
Methode: Um die Versorgungssituation der SIT bei allergischen Atemwegserkrankungen darzustellen wird eine retrospektive, querschnittliche, kohortenbasierte Versorgungsanalyse auf der Basis von Patientenangaben und Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) durchgeführt. Für die Stichprobe werden auf Basis der Routinedaten einer großen bundesweit tätigen Krankenkasse Versicherte mit den ICD-Codes J30.1, J30.2, J30.3, J30.4 sowie J45.0 und J45.8 selektiert. Für die Indikation allergisches Asthma erfolgt eine zusätzliche Validierung über indikationsspezifische Arzneimittelverordnungen. In der Analyse werden die Studienteilnehmer in vier Gruppen unterteilt: a) SIT mit Indikation, b) SIT ohne Indikation, c) keine SIT bei Indikation zur SIT, d) keine SIT und keine Indikation zur SIT. Die Patientenangaben werden über eine postalische Befragung der Versicherten der Krankenkasse mittels standardisiertem Fragebogen erhoben, der soweit möglich validierte Instrumente zur Erhebung von Aspekten wie Erkrankungsschwere und Lebensqualität enthält. Es werden die folgende statistische Analysen durchgeführt: Quantifizierung der Über- und Unterversorgung und damit des Optimierungspotentials basierend auf der Gruppeneinteilung, deskriptive Darstellung der Symptomschwere, Lebensqualität und Krankheitskosten bei allergischen Atemwegserkrankungen allgemein und in den oben genannten Gruppen. Ein positives Ethikvotum liegt vor.
Ergebnisse: Während die Routinedaten umfassende und sektorübergreifende Informationen zu Diagnosen und Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen geben werden, liefern die Primärdaten aus den Patientenfragebögen Informationen zur aktuellen Versorgungssituation, Erkrankungsschwere, Therapiehistorie, Lebensqualität, Verwendung von nicht rezeptpflichtigen Medikamenten und soziodemographische Merkmale. Auf dieser Basis wird es möglich prädiktive Faktoren für Über- und Unterversorgung zu identifizieren, in denen sich die Gruppen signifikant unterscheiden. Dabei geht es zum einen darum prädiktive Faktoren für eine indikationsgerechte Versorgung und zum anderem prädiktive Faktoren für die Durchführung einer SIT zu ermitteln.
Diskussion und praktische Implikationen: Mit VerSITA wird eine fundierte Grundlage für zukünftige Forschung und zur Information von Entscheidungsträgern geschaffen, um Maßnahmen zur Optimierung der Versorgung zu entwickeln.