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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Evaluation der Anteile neudiagnostizierter Patienten hinsichtlich systemischer anti-Multipler Myelom Behandlungen bzw. Watch & Wait

Meeting Abstract

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  • Romy Heymann - Janssen-Cilag GmbH, Market Access, Neuss, Germany
  • Dietrich Potthoff - Janssen-Cilag GmbH, Market Access, Neuss, Germany
  • Christopher Maas - Xcenda GmbH, Assistant Director, Real World Evidence, Hannover, Germany
  • Christian Jacob - Xcenda GmbH, Associate Director, Real World Evidence, Hannover, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf454

doi: 10.3205/19dkvf454, urn:nbn:de:0183-19dkvf4544

Published: October 2, 2019

© 2019 Heymann et al.
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Hintergrund: Das Multiple Myelom (MM) gehört zu den hämatologischen Neoplasien. Innerhalb dieser heterogenen und facettenreichen Krankheitsgruppe ist das MM die zweithäufigste Erkrankung [1]. Es gibt verschiedenen Therapieansätze zur Behandlung des MM, dabei wird insbesondere dahin gehend unterschieden, ob die Patienten für eine autologe Stammzelltransplantation (ASZT) in Frage kommen oder nicht.

Fragestellung: Im Rahmen einer Krankenkassendaten Analyse wurde der Fragestellung nachgegangen wie groß der Anteil der ASZT geeigneten bzw. ASZT ungeeigneten Patienten beim neudiagnostizierten MM (NDMM) ist. Aufgrund der interessanten Ergebnisse hinsichtlich unbehandelter NDMM-Patienten wurde anschließend eine vertiefende Analyse durchgeführt, um genauer zu differenzieren, warum diese Patienten nicht behandelt wurden und welcher Anteil tatsächlich zur Gruppe der watch & wait Patienten zählt.

Methoden: Auf Basis von Abrechnungsdaten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wurde eine retrospektive Datenanalyse der InGef Forschungsdatenbank durchgeführt. Patienten mit NDMM wurden anhand von ICD-10-GM Codes im Zeitraum 01. Januar 2013 bis 31. Dezember 2014 identifiziert. Die Analysepopulationen wurden hinsichtlich Alter und Geschlecht, Medikamente in der Erstlinie und Mortalität untersucht. Zur Identifizierung der Erstdiagnose der NDMM Patienten wurde ein Vorbeobachtungszeitraum von zwei Kalenderjahren gewählt (Wash-out Periode). Die Analyse der MM-Patienten hinsichtlich ihrer Erstlinientherapie (ASZT geeignet vs. ungeeignet), Alters und Geschlechtsverteilung sowie Zeit bis zum Tod nach Diagnosestellung erstreckte sich auf einen individuellen Nachbeobachtungszeitraum von zwei Jahren folgend auf den Zeitpunkt der Erstdiagnose.

Die weitere Analyse der unbehandelten MM-Patienten erfolgt in drei Analyseschritten (Patienten ohne Ausschlussdiagnose, Patienten mit mehreren MM Diagnosen und nicht-verstorben innerhalb der Nachbeobachtungszeit), so dass nur noch Patienten in der Analyse verbleiben, die nach Meinung der Autoren auch tatsächlich als Watch & Wait Patienten gezählt werden können. Im Rahmen dieser erweiterten Untersuchung wurde für jede Analysepopulation unter anderem untersucht, welche weiteren onkologischen Erkrankungen die Patienten haben, welche Arztgruppe die MM-Diagnose gestellt hat und Zeit bis zum Tod nach Diagnosestellung.

Ergebnisse: Insgesamt wurden im Studienzeitraum 1.101 NDMM Patienten identifiziert. Von diesen waren 57,1% Männer und 42,9% Frauen. 39,3% (n=433) der analysierten Patienten erhielten eine systemische anti-MM-Behandlung. In 83,8% der Fälle (n=363) konnte aufgezeigt werden, dass die Patienten entweder nur eine systemische anti-MM-Therapie oder zusätzlich auch eine ASZT-Therapie erhielten. Von den 363 Patienten erhielten 34,2% eine ASZT- und 65,8% keine ASZT-Behandlung. Bei 16,2% der Patienten war keine spezifische Zuordnung zu einer ASZT- bzw. keiner ASZT-Behandlung möglich, da sie im Beobachtungszeitraum verstarben, oder die Nachbeobachtungzeit zu kurz war um eine gesicherte Aussage zu treffen. 60,7% der NDMM Patienten erhielten keine systemische anti-MM-Behandlung. 33,3% der therapierten Patienten erhielten eine MM-Erstdiagnose im stationären Setting, 20,1% bzw. 14,8% der Patienten erhielten diese durch den Hausarzt bzw. einen Onkologen, alle weiteren von anderen Arztgruppen. Die durchschnittliche Mortalität der NDMM Patienten betrug 27,4% in den ersten zwei Jahren nach Diagnosestellung, wobei sich zwischen den Analysepopulationen jedoch deutliche Unterschiede zeigten. Nach den drei Analyseschritten der unbehandelten Patienten können 318 von 668 Patienten als W&W eingestuft werden. Die mediane Zeit bis zum Tod der Patienten ohne eine systemische anti-MM-Behandlung, betrug 193 Tage.

Diskussion: Die Aussagekraft von Krankenkassendaten ist eingeschränkt, da diese Daten zu Abrechnungszwecken und nicht zu Analysezwecken erhoben werden. Dennoch bieten diese Daten Einblicke, um ein tieferes Verständnis hinsichtlich der Patientencharakteristik.

Praktische Implikation: Die Analyse zeigt, dass der Anteil an nicht unmittelbar mit einer anti-Myelom Therapie behandelbaren Patienten höher ist als in der gängigen Literatur bisher beschrieben [2], [3].


Literatur

1.
Robert Koch Institut; Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland. Krebs in Deutschland 2011/2012. 10. Ausgabe. RKI; 2015. (Gesundheitsberichterstattung des Bundes).
2.
Kyle RA, Remstein ED, Therneau TM, Dispenzieri A, Kurtin PJ, Hodnefield JM, Larson DR, Plevak MF, Jelinek DF, Fonseca R, Melton LJ 3rd, Rajkumar SV. Clinical course and prognosis of smoldering (asymptomatic) multiple myeloma. N Engl J Med. 2007 Jun 21;356(25):2582-90.
3.
Rajkumar SV. What's new in multiple myeloma? Hematological Oncology. 2015;33(S1):101.