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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Werden abgebrochene Reha-Maßnahmen schlechter bewertet? – Auswertungen der Teilnehmerbefragung für Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben

Meeting Abstract

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  • Markus Thiede - Deutsche Rentenversicherung, Reha-Qualitätssicherung, Epidemiologie und Statistik, Berlin, Germany
  • Renate Grell - Deutsche Rentenversicherung, Forschungsdatenzentrum, Berlin, Germany
  • Mona Sägebarth - Deutsche Rentenversicherung, Reha-Qualitätssicherung, Epidemiologie und Statistik, Berlin, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf427

doi: 10.3205/19dkvf427, urn:nbn:de:0183-19dkvf4277

Published: October 2, 2019

© 2019 Thiede et al.
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Text

Hintergrund: Die Teilnehmerbefragung, als ein Instrument der Qualitätssicherung, wird seit 2006 regelmäßig durchgeführt. Dazu wird der sogenannte Berliner Fragebogen 6 Monate nach Ende der Maßnahme an die Rehabilitanden verschickt (mit einer Erinnerung nach 3-4 Wochen).

Inhalte der Befragung sind Aspekte der Vorbereitung, des Verlaufs und der Ergebnisse der Bildungsmaßnahmen sowie der beruflichen Wiedereingliederung. Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung (DRV) zu soziodemografischen und leistungsbezogenen Merkmalen der Rehabilitanden werden hinzugefügt.

Fragestellung: Diese Auswertung befasst sich mit dem Vergleich von Versicherten, die eine Maßnahme abbrechen und Versicherten, die erfolgreich beenden im Hinblick darauf, wie diese die Maßnahme bewerten.

Gibt es Unterschiede anhand ausgewählter Merkmale zwischen diesen beiden Gruppen? Wird die Zufriedenheit mit der Maßnahme unterschiedlich bewertet? Zeigen sich unterschiedliche Einflüsse auf die Zufriedenheit?

Methode: In die Auswertung gingen die Angaben von allen Teilnehmern, die im Jahr 2016 ihre berufliche Bildungsleistung beendet haben, ein. Die Rücklaufquote der Fragebögen lag (nach einmaliger Erinnerung) bei 40 Prozent.

In dieser Auswertung werden nur Versicherte, die die Reha-Maßnahme selber abgebrochen haben (im Folgenden „Abbrecher“) und Versicherte, die die Reha-Maßnahme erfolgreich beendet haben (im Folgenden „Abschließer“) betrachtet.

Für die Auswertung wurden 6 aggregierte Skalen zur Messung der Zufriedenheit in unterschiedlichen Bereichen der Reha verwendet. Die aggregierten Skalen sind:

  • Allgemeine Zufriedenheit mit der Reha-Maßnahme
  • Zufriedenheit mit der ganzheitlichen individuellen Förderung (Beurteilung der Lehrkraft und Durchführung der Reha-Maßnahme)
  • Strukturqualität (Einschätzung zur Ausstattung der Einrichtung)
  • Kompetenzgewinn (allgemeine und fachliche Ergebnisse der Reha-Maßnahme)
  • Integrationsvorbereitung (Einschätzung, wie die Vorbereitung durch die Einrichtung für die Rückkehr in das Erwerbsleben erfolgte)
  • Bedeutung der Reha für die (aktuelle bzw. letzte) Arbeitsstelle.

Bei der Berechnung der linearen Regression ist die allgemeine Zufriedenheit die abhängige Variable. Geschlecht, Alter bei Maßnahmenende, Dauer der Maßnahme, Diagnosen, Art der Maßnahme, Berufstätigkeit am Ende der Maßnahme sowie die weiteren aggregierten Zufriedenheitsskalen wurden als unabhängige Variablen verwendet.

Ergebnisse: Die Maßnahme wurde von 7.263 Rehabilitanden abgeschlossen und von 1.144 abgebrochen.

Zwischen den beiden Gruppen bestehen nur minimale Unterschiede. So sind bei den Abbrechern 41,5% Frauen und 58,5% Männer. Bei den Abschließern sind es 38,7% Frauen und 61,3% Männer. Die häufigsten Erkrankungen waren Muskel-Skelett-Erkrankungen (57% bei den Abschließern und 54% bei den Abbrechern) gefolgt von psychischen Erkrankungen (22% bei den Abschließern und 25% bei den Abbrechern).

Nach der Reha-Maßnahme lag der Anteil derjenigen, die wieder eine Beschäftigung hatten, bei 63,9% für die Abbrecher bzw. 63,8% bei der Gruppe der Abschließer.

Zur Überprüfung, ob sich die beiden Gruppen in der Bewertung der Zufriedenheit unterscheiden, wurde ein T-Test durchgeführt. Dieser zeigte für keine der verwendeten aggregierten Skalen signifikante Ergebnisse, so dass davon auszugehen ist, dass zwischen beiden Gruppen keine Unterschiede in der Bewertung der Zufriedenheit bestehen.

Die Ergebnisse der linearen Regression zeigen für beide Gruppen, dass die 5 Skalen zur Zufriedenheit einen hohen signifikanten Einfluss auf die Skala zur allgemeinen Zufriedenheit haben, ebenso wie die Berufstätigkeit nach Reha-Maßnahme. Die anderen unabhängigen Variablen zeigen keine signifikanten Effekte.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Gruppen der Abbrecher und Abschließer anhand der soziodemografischen Merkmale nicht unterscheiden.

Bei der Bewertung der Zufriedenheit der Maßnahme gibt es zwischen den beiden Gruppen ebenfalls keine Unterschiede.

Durch die geringe Fallzahl unter den Abbrechern, konnten detaillierte Auswertungen (nach privaten, gesundheitlichen oder sonstigen Gründen) nicht vorgenommen werden. Der hohe Anteil von Abbrechern mit Berufstätigkeit nach Reha könnte darauf hindeuten, dass die Maßnahme wegen Arbeitsaufnahme abgebrochen wurde; dies lässt sich aus den Daten leider nicht eindeutig nachweisen.

Die Verwendung von Befragungs- und Routinedaten ist eine Stärke dieser Auswertung, da dadurch umfassende Informationen zu den Versicherten vorliegen.

Praktische Implikationen: Die Bewertung der Maßnahme, so legen die Ergebnisse nahe, erfolgt unabhängig vom Erfolg der Maßnahme. Das bedeutet für die externe Qualitätssicherung der Rentenversicherung, dass die Rehabilitanden in der Lage sind, unabhängig von ihrem Erfolg die Maßnahme sachlich zu bewerten.