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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

SAPV Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung in Deutschland. Daten von 6816 Patienten aus dem Jahre 2017

Meeting Abstract

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  • Thomas Joist - SAPV Köln, SAPV Köln, Köln, Germany
  • Ulrich Grabenhorst - VSTN, Palliativteam, Viersen, Germany
  • Studiengruppe der VSTN Teams - Verbund der SAPV Teams Nordrhein e.V., Palliativmedizin, Vieren, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf380

doi: 10.3205/19dkvf380, urn:nbn:de:0183-19dkvf3808

Published: October 2, 2019

© 2019 Joist et al.
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Hintergrund: Die meisten Menschen möchten in ihrer gewohnten Umgebung versterben. Um dies zu ermöglichen, gibt es seit dem Jahr 2009 erste SAPV Teams in Deutschland. Mittlerweile gibt es mehr als 350 SAPV Teams in Deutschland in fast allen Regionen des Landes. Die Standards der Datenerfassung, der Therapie und der Versorgungen unterliegen einem breiten Spektrum und es existiert bis heute keine systematische und differenzierte Erfassung von Behandlungsdaten einer Region. Auch die Vertragslandschaft, über welche SAPV erbracht wird, ist äußerst heterogen, hier wird im Rahmen eines bundesweiten Rahmenvertrags eine Standardisierung angestrebt

Fragestellung: Der VSTN mit seinen Teams hat sich das Ziel gesetzt in zwei Schritten zu einer Qualitätssicherung der Versorgung beizutragen.

Zum ersten sollten Methoden entwickelt werden, die Daten von 14 verschiedenen Teams anonym zu erheben, und zum zweiten sollen mit Hilfe dieser erhobenen Daten dann Rückmeldungen an die Teams gegeben werden, um eine einheitliche qualitätsgesicherte Versorgung zu ermöglichen.

Methode: Im palliativen und multiprofessionellen Bereich hat sich die komplette elektronische Dokumentation durchgesetzt. 100% der Teams in Nordrhein arbeiten entweder mit Pallidoc oder ISPC. Unter Beteiligung der beiden EDV-Anbieter wurde eine Struktur der Extraktion der Daten – aus den different aufgebauten EDV-Systemen – entwickelt, mit welcher die extrahierten Daten zu einem gemeinsamen Datensatz zusammengeführt werden konnten. Die Daten der Teams wurden bzgl. Team und patientanonymisiert von der Firma Statconsult ausgelesen. Ein entsprechendes positives Votum der Ärztekammer Nordrhein zu diesem Vorgehen liegt vor.

Der Datenexport beinhaltet Patientenstammdaten, Daten bezüglich Versorgung der Patienten sowie Verordnungsdaten und Daten, die den Aufwand der Teams in der Versorgung beschreiben (Kontaktdaten).

Der Export erfolgt zeitraumbezogen (z.B. für das Jahr 2017).

In einem zweiten Schritt wurden die Datenexporte inhaltlich kategorisiert um sie vergleichbar zu machen. Ein einfaches Beispiel ist zum Beispiel der Aufenthaltsort eines Patienten. So dokumentierten die Teams den Aufenthaltsort Pflegeeinrichtung sehr unterschiedlich.

Dies wurde dann in eine Kategorie zusammengefasst, um die Daten sinnvoll zu bündeln

  • Pflegeeinrichtung (stationär): Senioren und Pflegeheim
  • Pflegeheim: Senioren und Pflegeheim
  • Pflegeheim (stationär): Senioren und Pflegeheim
  • Pflegeheim / Altenheim: Senioren und Pflegeheim
  • Senioren & Pflegeheim: Senioren und Pflegeheim
  • Seniorenstift: Senioren und Pflegeheim

Diese Kategorisierung war in weiteren Bereichen wie z.B. Allgemeinzustand – ECOG- versus Karnofsky-Index – Symptomatik und Kontaktarten etc. zunehmend aufwendiger. Trotz häufiger Rücksprachen mit den dokumentierenden Teams verblieben in manchen Bereichen Überlappungen und Ungenauigkeiten.

Ergebnisse: Das entscheidende Ergebnis dieses Prozesses ist zunächst, dass gezeigt werden konnte, dass trotz sehr unterschiedlicher Träger und Rechtsformen etc. die Daten aus der Routinedokumentation einzelner SAPV Teams zu einer nahezu flächendeckenden Datenerhebung zusammengeführt werden können.

Die Daten beinhalten z.B. dass das Versprechen der SAPV, zu Hause bzw. dem selbst gewählten Aufenthaltsort versterben zu können, bei den 6.871 in 2017 behandelten Patienten gehalten werden konnte. Bei nur etwas mehr als 6% der Patientinnen und Patienten war am Schluss eine stationäre Behandlung in einem Krankenhaus/Palliativstation erforderlich. Weitere inhaltliche Ergebnisse werden zurzeit aufbereitet und zukünftig publiziert.

Diskussion: Das o.g. Beispiel zeigt, dass nach Auswertung der unterschiedlichen Begrifflichkeiten im Rahmen der Qualitätssicherung, insbesondere für komplexe Fragen wie die quantitative Symptombeschreibung, einheitliche sinnvolle Kategorien den verschiedenen Teams vorgegeben werden sollten. Diese Kategorien festzulegen, zu entwickeln und dann in die Software zur Nutzung zu übertragen, ist ein sehr aufwendiger Prozess, der aber langfristig dazu führen wird, dass die Daten deutschlandweit nutzbar und vergleichbar sein werden. Dies kann nur durch die enge Zusammenarbeit der Softwareentwickler, Wissenschaftler und den Teams vor Ort erfolgen.

Praktische Implikation: Durch eine Standardisierung der Datenerfassung und umfassender Kooperation der Leistungserbringer, lassen sich Daten in unterschiedlichen Versorgungsteams deutschlandweit erfassen. Nur so kann man die Versorgungssituation vergleichen und dann im Rahmen von Qualitätssicherungsmaßnahmen die Versorgung der Bevölkerung verbessern. Dies ist dringend notwendig, denn in einigen Regionen werden mittlerweile 20 % der versterbenden Patienten durch ein SAPV Team versorgt, so dass diese Maßnahmen große praktische Relevanz für die Versorgung der Bevölkerung haben.