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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Was erwarten Patienten von der Behandlung mit Kompressionsstrümpfen? Entwicklung des Fragebogens Patient Benefit Index-Kompression (PBI-Comp)

Meeting Abstract

  • Christine Blome - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Germany
  • Alina Bruhns - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Germany
  • Hans-Jürgen Thomae - Bauerfeind AG, Phlebologie, Zeulenroda, Germany
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Germany
  • Guido Bruning - Krankenhaus Tabea, Zentrum für Venen- und Dermatochirurgie, Hamburg, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf315

doi: 10.3205/19dkvf315, urn:nbn:de:0183-19dkvf3151

Published: October 2, 2019

© 2019 Blome et al.
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Text

Hintergrund: Das Tragen spezieller Kompressionsstrümpfe ist unter anderem nach Venenoperationen medizinisch geboten. Allerdings werden – laut klinischer Erfahrung und Patientenberichten – Kompressionsstrümpfe häufig nicht wie verordnet getragen, etwa weil die Handhabung Umstände bereitet oder die Strümpfe ästhetisch als beeinträchtigend wahrgenommen werden.

Fragestellung: Um künftig die Präferenzen von Patient/innen in Bezug auf die Kompressionsbehandlung einfach und valide erfassen und den patientenseitigen Nutzen der Behandlung beurteilen zu können, sollte in dieser Studie ein standardisiertes Erhebungsinstrument entwickelt werden. Der Fragebogen „PBI-Comp“ sollte dabei auf der Methodik des „Patient Benefit Index“ beruhen, der bereits für andere Indikationen etabliert ist. Hierbei bewerten Patient/innen vor der Behandlung die Wichtigkeit verschiedener Therapieziele sowie nach der Behandlung den Grad der Zielerreichung.

Methode: 35 Patientinnen und Patienten wurden vor oder nach Stripping einer Vena saphena magna anhand eines Freitextfragebogens zu ihren Präferenzen in Bezug auf die Kompressionsbestrumpfung befragt. Die Daten wurden qualitativ ausgewertet, indem die Angaben jeweils einem oder mehreren induktiv entwickelten Themen zugeordnet wurden. Im Expertenkonsens mit Patienten, Methodikern, Klinikern und Kompressionsexperten wurden anhand der Ergebnisse Items für den PBI-Comp entwickelt. Der resultierende Fragebogen wurde in Einzelinterviews mit insg. 10 Patientinnen und Patienten pilotgetestet und überarbeitet.

Ergebnisse: Die 322 Freitextangaben der zehn Patient/innen konnten 29 Themenbereichen zugeordnet werden, gegliedert in 11 Oberthemen (Ästhetik, Tragekomfort, Handhabung, Beingefühl, Prävention, Besserung allgemein, Beschwerden lindern, Blutfluss/Venenfunktion, Mobilität und Bewegung, Psyche, Sonstiges) mit jeweils 0-9 Unterthemen. In der Expertenkonferenz konnten 17 Behandlungsziele als Items für den PBI-Comp entwickelt werden, sodass die zentralen Themen abgedeckt wurden. Nach der ersten Runde der Pilottestungen wurde der Bogen entsprechend überarbeitet. Alle Patient/innen der zweiten Pilottestungsrunde befanden den Fragebogen für gut verständlich und inhaltlich vollständig.

Diskussion: Mit dem PBI-Comp liegt erstmals ein Instrument zur Erhebung der Ziele und Nutzen in der Kompressionstherapie vor. Die Validierung des Instruments ist in Planung.

Praktische Implikationen: In der klinischen Praxis kann der PBI-Comp zur Erhebung der Patientenpräferenzen eingesetzt werden, um entsprechend die Kompressionsbehandlung zu planen und/oder zu besprechen. Dies könnte zu einer Erhöhung der späteren Tragedauer der Kompression führen. Der Nutzen der Behandlung kann ebenfalls mit dem PBI-Comp erhoben werden. Für den Einsatz des Bogens auch in der Forschung, etwa zur Bewertung des patientenseitigen Nutzens verschiedener Kompressionstherapien, sind Daten zu den psychometrischen Eigenschaften des Instruments erforderlich. Hierzu soll die geplante längsschnittliche Validierungsstudie dienen.