gms | German Medical Science

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Einfluss von Klima und Region auf das Internetsuchverhalten von Juckreiz – eine Google-Suchmaschinenanalyse in 16 deutschen Städten

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Linda Tizek - Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, München, Germany
  • Maximilian Schielein - Fakultät für Medizin, Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany
  • Alexander Zink - Fakultät für Medizin, Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, München, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf278

doi: 10.3205/19dkvf278, urn:nbn:de:0183-19dkvf2781

Published: October 2, 2019

© 2019 Tizek et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Es besteht eine hohe Krankheitslast durch Juckreiz, vor allem bei Personen mit dermatologischen Erkrankungen. Hinsichtlich der Erfassung der tatsächlichen Prävalenz und den medizinischen Bedürfnissen betroffener Personen bestehen allerdings erhebliche Schwierigkeiten, da nicht jeder Betroffene einen Arzt konsultiert.

Fragestellung: Ziel der Studie war es das Google-Suchvolumen zu Juckreiz, als Prädiktor für dessen Prävalenz, in 16 deutschen Städten zu analysieren, um zu untersuchen, ob bezüglich des Suchverhaltens regionale Unterschiede bestehen und ob ein Einfluss von externen Umweltfaktoren besteht.

Methode: Mit Hilfe des Google-AdWords-Keyword-Planner wurden relevante Keywords zum Thema „Juckreiz“ im Zeitraum von August 2014 bis Juli 2018 identifiziert und retrospektiv ausgewertet. Die Suchbegriffe wurden zunächst qualitativ kategorisiert und alle Begriffe, die Juckreiz zugeordnet werden konnten, wurden deskriptiv auswertet. Die Anzahl an Suchanfragen pro 100.000 Einwohner in jeder Stadt wurde mit Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Feinstaub und Anzahl an Sonnenstunden verglichen, um eine mögliche Korrelation zu untersuchen.

Ergebnisse: Es wurden 1.150 Suchbegriffe, die sich auf Juckreiz bezogen, identifiziert, welche insgesamt ein Suchvolumen von 2.851.290 Anfragen hatten. Die meisten Keywords konnten der Kategorie „Lokalisation“ (n=499) zugeordnet werden, wohingegen die wenigsten auf „Ursachen“ (n=94) bezogen. Die insgesamt am häufigsten gesuchten Begriffe waren „Juckreiz“ (n=115.680) und „analer Juckreiz“ (n=102.390). Die Anzahl an Suchanfragen pro 100.000 Einwohner war in Deutschlands größten Städten, gemessen an der Einwohnerzahl, am niedrigsten (Berlin: n=13.641; Hamburg: n=18.303 und München: n=21.363), während sie in kleineren Städten am höchsten war (Kiel: n=35.027 und Freiburg: n=39.501). Die Temperatur hatte einen größeren Effekt auf die Anzahl der Suchanfragen (β Koeffizient: -7.94, 95% Konfidenzintervall [KI] [-10.74; -5.15]), als Feinstaub (-5.13, [-7.04, -3.22]), Luftfeuchtigkeit (4.73, [2.70, 6.75]) oder Anzahl an Sonnenstunden (0.66, [0.36, 0.97]). Generell war das Suchvolumen während des Winters (Dezember bis Februar) am höchsten.

Diskussion: Das Betrachten verschiedener Städte innerhalb von Deutschland und der zusätzliche Vergleich mit Wetterdaten erlaubt es Trends im Suchverhalten und vor allem spezifische regionale Bedürfnisse der Bevölkerung zu identifizieren.

Praktische Implikation: Die Analyse des Google-Daten ermöglicht eine unkonventionelle Übersicht über das Suchvolumen und -verhalten zu Juckreiz. Dies kann potentiell dabei helfen regionale „unmet medical needs“ zu identifizieren.