gms | German Medical Science

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Priorisierung sektorenübergreifend ausgetauschter Behandlungsinformationen, in der medizinischen und pflegerischen Versorgung geriatrischer Patienten und Ableitung der Versorgungsrelevanz mittels Best-Worst Scaling

Meeting Abstract

  • Lisa Manderscheid - Bergische Universität Wuppertal, Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Wuppertal, Germany
  • Sarah Meyer - Bergische Universität Wuppertal, Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Wuppertal, Germany
  • Mark Kuypers - solimed – Unternehmen Gesundheit GmbH & Co. KG, Geschäftsführung, Solingen, Germany
  • Juliane Köberlein-Neu - Bergische Universität Wuppertal, Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Wuppertal, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf277

doi: 10.3205/19dkvf277, urn:nbn:de:0183-19dkvf2772

Published: October 2, 2019

© 2019 Manderscheid et al.
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Text

Hintergrund: Zur Verbesserung der sektorenübergreifenden Kommunikation werden derzeit eHealth Lösungen an verschiedensten Überleitungssituationen erprobt. Ein Beispiel hierfür ist der elektronische Pflegebericht (ePB). Aus wissenschaftlicher Perspektive stellt sich mit Blick auf die Inhalte solcher Berichte zum einen die Frage, welche Informationen an den Schnittstellen ausgetauscht werden sollten. Zum anderen sind für die Effektivitätsbewertung Kenntnisse über den Wert der einzelnen Informationen für die weiteren Betreuungs- und Behandlungsprozesse von pflegebedürftigen Personen notwendig. Die Auswirkungen suffizienter Informationen und Kommunikation auf die Versorgungsprozesse lassen sich selten quantifizieren. Dies gilt auch für Auswirkungen, die aus Informations- und Kommunikationsdefiziten resultieren, da Kompensationsstrategien des Gesundheitspersonals verhindern, dass Folgen bis auf die Ebene der Pflegebedürftigen vordringen.

Im Rahmen der wissenschaftlichen Evaluation des Projektes „solimed ePflegebericht“ wird erstmals das Best-Worst Scaling (BWS) angewendet, um Behandlungsinformationen zu priorisieren und die Relevanz für den Versorgungsprozess abzuleiten. Hierfür priorisiert das am Projekt beteiligte Gesundheitspersonal die Inhalte des bereits entwickelten ePB für verschiedene Überleitungssituationen. Basierend auf dieser Bewertung wird ein mehrdimensionales Maß zur Bestimmung der Informationskontinuität (insbesondere durch Verknüpfung der Domänen Vollständigkeit, Rechtzeitigkeit und Versorgungsrelevanz) entwickelt.

Fragestellungen: Ist die Methode des BWS für eine subjektive Priorisierung der im ePB enthaltenen Informationen durch das Gesundheitspersonal für verschiedene Überleitungssituationen geeignet? Können Informationen identifiziert werden, die aufgrund der subjektiven Priorisierung eine hohe Relevanz für die Versorgungsprozesse pflegebedürftiger Personen haben? Können von Seiten des Praxispersonals verlässlich versorgungsrelevante Informationssets je Überleitungskontext identifiziert werden? Welche Gewichtung weisen die Inhalte des ePB je Überleitungskontext auf?

Methoden: Zur Bestimmung der Versorgungsrelevanz wurde eine BWS Befragung, ein Verfahren aus der Conjoint Analysis-Familie, durchgeführt. Zur Erstellung des Fragebogens wurden in einem ersten Schritt die einzelnen Informationsbestandteile des ePB extrahiert und in Best-Worst Szenarios überführt. Der Fragebogen besteht aus 31 Szenarien, wobei in einem Szenario jeweils 6 Informationsbestandteile des ePB gegenübergestellt werden. Die Erstellung der Szenarien wurde mittels Balanced Incomplete Block Design (BIBD) erstellt. Einen weiteren Bestandteil der Befragung bildeten verschiedene Use-Cases, in welchen Beispielpatienten in einer Überleitungssituation beschrieben wurden. Die Beispielpatienten sowie Überleitungssituationen wurden auf Basis der bereits erfassten Charakteristika der im Projekt eingeschriebenen Personen generiert. In der Befragung wurden die Teilnehmer gebeten, auf Basis der Use-Cases die wichtigsten und unwichtigsten Inhalte des ePB je Best-Worst Szenario zu markieren. Teilnehmer der Befragung waren Fachkräfte aus Arztpraxen, Krankenhäuser, ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen. Für die Rekrutierung der Teilnehmer wurden die Koordinatoren der jeweiligen Gesundheitseinrichtungen gebeten die Befragung an mindestens 5-10 Fachkräfte weiterzuleiten, die in Zukunft mit dem ePB arbeiten sollen (geplante Mindestfallzahl: n= 55).

Ergebnisse: Die Befragung ist derzeit noch nicht abgeschlossen, erste Ergebnisse werden jedoch bis Oktober 2019 vorliegen. Mit diesen wird es möglich sein, die Priorität der Inhalte des ePB für bestimmte Überleitungssituationen in einer Rangfolge darzustellen. Zudem kann abgebildet werden, wie sich die Rangfolge zwischen verschiedenen Überleitungssituationen unterscheidet.

Diskussion: Die Ergebnisse sind eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von Evaluationsparametern, die Projekten mit begrenztem Untersuchungszeitraum eine Effektivitätsbeurteilung von Informations- und Kommunikationsinterventionen an den Versorgungsschnittstellen erlauben. Zur Diskussion stehen die Stärken und Schwächen des methodischen Vorgehens sowie die Übertragbarkeit der Ergebnisse.

Praktische Implikation: Aus dem BWS wird hervorgehen, in welchem Umfang die im ePB enthaltenen Informationsbestanteile versorgungsrelevant sind. Werden diese Erkenntnisse in der Effektivitätsbewertung des ePB eingesetzt, kann untersucht werden, inwiefern die Verwendung des ePB den Umfang fehlender, versorgungsrelevanter Informationen reduziert und damit zu einer Erhöhung der Patientensicherheit beiträgt.