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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Arbeitsmedizinische Betreuung eines Modellbetriebs durch telematische Infrastruktur

Meeting Abstract

  • Oliver Ackermann - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial und Umweltmedizin, Erlangen, Germany
  • Amanda Voss - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Erlangen, Germany
  • Jens Petersen - Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, Hamburg, Hamburg, Germany
  • Esther Hahn - Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, Duisburg, Duisburg, Germany
  • Hans Drexler - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial und Umweltmedizin, Erlangen, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf276

doi: 10.3205/19dkvf276, urn:nbn:de:0183-19dkvf2765

Published: October 2, 2019

© 2019 Ackermann et al.
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Text

Hintergrund: Telemedizin kann im Bereich der Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation sowohl im Arzt-Patient/Klienten-Verhältnis als auch aus Kostenträgersicht einen sinnvollen Beitrag zur Erweiterung konventioneller Versorgungsmethoden leisten.

Fragestellung: Ziel des Projektes ist, die arbeitsmedizinische Betreuung von Unternehmen und der Arbeitnehmer durch telemedizinische Anwendungen zu verbessern. Das ärztliche Handeln soll durch die Anwendungen unterstützt werden und ggfs. soll ein Mehrwert für die arbeitsmedizinische Betreuung von Beschäftigten resultieren.

Eine Telematikinfrastruktur mit Überwindung von Insellösungen wird angestrebt.

Damit verfolgt die Studie zwei Fragestellungen:

1.
Können entsprechende telematische Strukturen die arbeitsmedizinische Betreuung subjektiv und objektiv verbessern?
2.
Eignen sich bestimmte Inhalte der arbeitsmedizinischen Betreuung besonders gut/schlecht für eine Unterstützung durch telematische Strukturen?

Methode: In einem handwerklich geprägten Betrieb mit über 400 Beschäftigten wird die aktuelle Situation der arbeitsmedizinischen Betreuungen analysiert. Darauf folgt eine Bedarfsanalyse einer künftigen telematischen Betreuung , für die Gruppengespräche mit gesundheitsrelevanten betieblichen Akteuren und Beschäftigten durchgeführt und mittels qualitativer Analyseverfahren ausgewertet werden.

Darauf folgt die Umsetzung einer innerbetrieblichen Telematikstruktur „Arbeitsmedizin“. Abschließend erfolgt die Evaluation der Telematik-Dienstleistung in dem Betrieb, für die u.a. der Betriebsarzt, Unternehmensführung, und Betriebsrat zur Bewertung des Systems in Gruppengesprächen befragt und die Beschäftigten über die quantitative Erhebung per Fragebogen zu ihrem Nutzungsverhalten und Zufriedenheit mit dem System befragt werden. Als Parameter für die Evaluationen werden u.a. Zeiteffizienz, Versorgungsqualität, Kostenstruktur und Akzeptanz herangezogen.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Einreichung befand sich das Projekt noch in der Produktivphase, sodass noch keine Ergebnisse präsentiert werden können.

Diskussion: Für die Entwicklung eines Konzepts zur telemedizinischen Betreuung wurden zunächst die Bereiche der arbeitsmedizinischen Tätigkeit festgelegt, die durch telemedizinische Methoden ergänzt, optimiert oder ersetzt werden können. Nicht jede Beratungsleistung (z.B. zum Mutterschutz) bedarf eines direkten Kontakts mit dem Arbeitsmediziner/der Arbeitsmedizinerin. Hier können telemedizinische Verfahren in klein – und mittelständischen Unternehmen (KMU), die über keine ausreichende Versorgungsinfrastruktur verfügen eine zeitnahe arbeitsmedizinische Beratung ermöglichen. Ähnliches gilt für Kleinstunternehmen im Rahmen des Unternehmermodells. Bei großen Unternehmen kann dies z.B. bei anlassbezogenen Beratungen über große Distanzen hinweg der Fall sein (z.B. bei Auslandsaufenthalten). Ein weiterer Vorteil ist die direkte Befundübermittelung/-besprechung und ggf. die Demonstration einzelner körperlicher Veränderungen.

Ebenso könnte die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen z.B. mittels telematischer Methoden realisiert werden. Vor allem wäre hierbei der Vorteil, neben der Durchführung v.a. auch die Planungsphasen und Ergebniskommunikationsphasen sowie die Planungsphasen von abgeleiteten Interventionen ressourcenschonender durchführen zu können.

In Abhängigkeit der Evaluationsergebnisse ist zu berücksichtigen, welche möglichen Infrastrukturen denkbar sind. Perspektivisch sinnvoll könnte die Einführung telemedizinischer Methoden insbesondere bei Betrieben mit Unternehmermodell sein oder bei Betrieben, bei denen die betriebsärztliche Betreuung über größere Distanzen besteht und der direkte Kontakt der Beteiligten mit dem Betriebsarzt bisher unregelmäßig bzw. sehr selten stattgefunden hat.

Praktische Implikationen: Optimierung bzw. Verbesserung der allgemeinen und speziellen arbeitsmedizinischen Beratung des Arbeitsgebers, des/der Arbeitnehmers/Arbeitsnehmerin, der arbeitsmedizinischen Vorsorge sowie Evaluierung einer möglichen sektorenübergreifenden Zusammenarbeit im Rahmen des ärztlichen Konsils von Arbeitsmedizinerinnen/Arbeitsmediziner untereinander bzw. mit Ärztinnen/Ärzten anderer Fachrichtungen.

Förderung: Das Projekt wurde im Rahmen eines Telemedizin-Projektes von der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft finanziell gefördert.