gms | German Medical Science

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Gestationsdiabetes – Screening und Nachsorge nach der Schwangerschaft im Spiegel von GKV-Routinedaten

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Veronika Lappe - Universität zu Köln, PMV forschungsgruppe, Köln, Germany
  • Andrea Icks - Medizinische Fakultät, Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Germany
  • Dietmar Weber - winDiab GmbH, winDiab GmbH, Neuss, Germany
  • Ingrid Schubert - Universität zu Köln, PMV forschungsgruppe, Köln, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf223

doi: 10.3205/19dkvf223, urn:nbn:de:0183-19dkvf2232

Published: October 2, 2019

© 2019 Lappe et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Frauen nach Gestationsdiabetes (GDM) haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Typ 2 Diabetes mellitus. Es gibt Hinweise darauf, dass sie nicht entsprechend den Leitlinienempfehlungen nachuntersucht werden. Vor Planung von potentiellen Versorgungsmodellen sind Kenntnisse zur Häufigkeit des GDM, der Behandlung sowie insbesondere der Inanspruchnahme von Nachsorgeleistungen und potentiellen Prädiktoren unabdingbar. Ziel der Studie ist, hierzu basierend auf GKV-Daten belastbare Informationen bereitzustellen und zugleich das Potential der Daten für ein Monitoring aufzuzeigen.

Methoden: Frauen mit Entbindung: bundesweit BARMER-versicherte Frauen mit stationärer Entbindung 2010 bis 2017 im Alter von 13 bis 49 Jahren ohne manifesten Diabetes im Jahr (4 Quartale) vor der Schwangerschaft (ca. 55.000 Frauen pro Jahr). Schwangerschaftsdauer aus bei Entbindung abgerechnetem ICD-10-Kode geschätzt, Mindestdauer 25 vollendete Wochen. Gestationsdiabetes: mindestens einmalige ICD-Diagnose O24.4 (stationär oder ambulant mit Zusatz „gesichert“) in den Kalenderquartalen von Beginn der Schwangerschaft bis zur Entbindung. Screening GDM (GKV-Leistung seit dem 3. Quartal 2013 in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche): EBM-Ziffern 01776, 01777, 01812. Postpartale Diabetestests: EBM-Ziffern 32025, 32057, 32881, 32094.

Ergebnisse: Im Jahr vor der Einführung des Screenings in 2013 erhielten 46% der Schwangeren einen Blutzuckertest, 2017 erhielten 90% das GDM- Screening und weitere 4% einen Blutzuckertest außerhalb des Screenings. Die Häufigkeit der Diagnose eines Gestationsdiabetes bei Frauen mit Entbindung (13-49 Jahre) lag 2010 bei 10,2% und stieg bis 2017 auf 14,3%. Die Häufigkeit stieg mit dem Alter deutlich an und lag 2017 bei den 40- bis 49-jährigen Frauen bei 22%. In Bezug auf die Nachsorge zeigte sich, dass in allen Beobachtungsjahren bei rund 42% der Frauen innerhalb eines Jahres nach der Entbindung ein Blutzuckertest dokumentiert war. In der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre waren es etwa 35%, bei den 40- bis 49-Jährigen ca. 50%. Bei knapp der Hälfte der Frauen mit einem Test und einer Entbindung in 2016 wurde diese Untersuchung bis zum 3. Monat nach der Entbindung durchgeführt. Die Tests wurden überwiegend (bei 61,9% der Frauen mit mind. einem Test in 2016) von den Hausärzten (Allgemeinmediziner, praktische Ärzte, hausärztlich tätige Internisten, Diabetologen in Schwerpunktpraxen) durchgeführt. Des Weiteren konnte der veranlassende Arzt oft nicht identifiziert werden, da keine Angabe vorlag oder der Labormediziner als durchführender Arzt angegeben war. Bei 1,5% der Frauen veranlasste der Gynäkologe den Test.

Diskussion: Anhand der Routinedaten einer großen bundesweiten gesetzlichen Krankenversicherung konnte die Inanspruchnahme von Blutzuckerspiegelkontrollen vor und nach Einführung des Screenings verfolgt werden. Durch die Einführung des Screenings wird der Großteil der Frauen mit Entbindung auf GDM untersucht. Die von Leitlinien empfohlene Nachtestung nach der Entbindung erfolgt bei etwa 40% der Frauen, bei denen in der Schwangerschaft ein GDM festgestellt worden war. Weitere Analysen zu Prädiktoren der Inanspruchnahme sind geplant. Zudem wird explorativ die Inzidenz des Typ 2 Diabetes untersucht.