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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Verwendung empfohlener medikamentöser Therapien vor perkutaner Koronarintervention

Meeting Abstract

  • Julia Frank-Tewaag - Ludwig-Maximilians-Universität München, Fachbereich Health Services Management, München, Germany
  • Julian Bleek - AOK-Bundesverband, Stab Medizin, Berlin, Germany
  • Dirk Horenkamp-Sonntag - Die Techniker, Versorgungsmanagement, Hamburg, Germany
  • Ursula Marschall - BARMER, Medizin und Versorgungsforschung, Wuppertal, Germany
  • Norbert Donner-Banzhoff - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Germany
  • Leonie Sundmacher - Ludwig-Maximilians-Universität München, Fachbereich Health Services Management, München, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf195

doi: 10.3205/19dkvf195, urn:nbn:de:0183-19dkvf1950

Published: October 2, 2019

© 2019 Frank-Tewaag et al.
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Text

Hintergrund: Die koronare Herzkrankheit (KHK) gehört in den Industrieländern, einschließlich Deutschland, nach wie vor zu den häufigsten Todes- und Krankheitsursachen, obwohl sie durch präventive Maßnahmen potenziell vermeidbar ist. Neben lebensstilverändernden Maßnahmen ist die medikamentöse Therapie zentraler Bestandteil der Empfehlungen aktueller Leitlinien zur Prävention bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK), da sie zur Verbesserung der Prognose und Linderung der Symptome beiträgt. Diese stellt eine weitverbreitete Therapieform in der ambulanten Versorgung dar und gehört unter Berücksichtigung evidenzbasierter Empfehlungen zu den effektivsten und effizientesten Instrumenten der medizinischen Behandlung.

Methode: Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, die Umsetzung sowie Faktoren der Umsetzung der in einschlägigen Leitlinien empfohlenen medikamentösen Therapie bei Patienten mit stabiler KHK vor einer perkutanen Koronarintervention (PCI) in Deutschland anhand von Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung abzubilden und die Möglichkeit und Limitationen des Ansatzes zu diskutieren. Die Analyse basiert auf einer retrospektiven Kohorte verknüpfter bundesweiter Abrechnungsdaten der AOK, Barmer und Techniker Krankenkasse für die Jahre 2014 bis 2016, die Patienten umfasst, die sich im Jahr 2016 im Krankenhaus oder ambulant einer PCI unterzogen haben. Patienten mit bekannter KHK, die auf Grund einer chronischen ischämischen Herzkrankheit, stabilen Angina oder Brustschmerzen behandelt wurden, waren eingeschlossen. Die Auswertung konzentriert sich auf die Verwendung prognoseverbessernder Therapien und Medikamente zur Symptomkontrolle, die innerhalb eines Jahres vor der PCI verordnet wurden. In einem Mehrebenen-Modell wird anschließend der Einfluss von Patientencharakteristika und regionalen Einflussfaktoren untersucht.

Ergebnisse: 75,58 % der Patienten erhalten einen Lipidsenker, 47,45 % einen Thrombozytenaggregationshemmer (TAH) und 87,04 % einen Betablocker oder empfohlene Alternativen. Dabei wird die Mehrheit der Patienten mit einer Therapie der ersten Wahl behandelt. 68,61 % der Patienten erhalten mindestens einen Lipidsenker und eine symptomatische Therapie. Jedoch erhalten, weniger als die Hälfte der Patienten mind. zwei Wirkstoffe der symptom-orientierten Therapie. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Alter und Geschlecht der Patienten, deren Inanspruchnahme, die Vorgeschichte der KHK und vorangegangene Revaskularisation, sowie bestimmte Begleiterkrankungen mit der Umsetzung der Verordnung assoziiert sind. Jedoch verbleibt nach Berücksichtigung der patientenindividuellen Faktoren bei ausgewählten Substanzklassen eine regionale Variation, die teilweise mit den untersuchten regionalen Einflussfaktoren assoziiert ist.

Zusammenfassung: Evidenzbasierte Leitlinien bieten Entscheidungskorridore, aus denen die Anwendbarkeit spezifischer Empfehlungen unter Berücksichtigung der bestehenden Umstände im Einzelfall zu prüfen ist. Dennoch zeigen die Routinedaten, dass die Verordnung empfohlener Therapien in der Versorgungsrealität nicht zu vernachlässigenden Abweichungen unterworfen ist und Raum für Verbesserung der Versorgung von Patienten mit KHK besteht.