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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Der BAA-Risikoscore der DGG als Entscheidungshilfe zur Therapiewahl bei Versorgung des intakten Bauchaortenaneurysmas

Meeting Abstract

  • Reinhart Grundmann - Deutsches Institut für Gefäßmedizinische Gesundheitsforschung (DIGG) der DGG, Deutsche Gesellschaft für Gefäßmedizin und Gefäßchirurgie, Burghausen, Germany
  • Thomas Schmitz-Rixen - Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin, Klinik für Gefäß- und Endovascularchirurgie und des Universitären Wundzentrums, Klinikum der Goethe-Universität, Frankfurt/Main, Germany
  • Michael Steffen - Klinikum Saarbrücken gGmbH, Klinik für Gefäßchirurgie, Saarbrücken, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf175

doi: 10.3205/19dkvf175, urn:nbn:de:0183-19dkvf1759

Published: October 2, 2019

© 2019 Grundmann et al.
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Text

Zielsetzung: Zur Versorgung des intakten Bauchaortenaneurysmas (iAAA) stehen das endovaskuläre Vorgehen (EVAR) und die offene Versorgung (OR) zur Verfügung. Die Entscheidung, welches Vorgehen zu wählen ist, wird wesentlich durch die zu erwartende Operationsletalität beeinflusst. Ziel der vorliegenden Analyse war es, einen Risikoscore zu entwickeln, der die Operationsletalität in Abhängigkeit von der individuellen Risikokonstellation des Patienten für beide Vorgehensweisen vorhersagen lässt.

Methodik: Zur Modellerstellung wurden die Daten des BAA-Registers des Deutschen Instituts für Gefäßmedizinische Gesundheitsforschung (DIGG) der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) der Jahre 2013-2015 herangezogen [1], [2], [3]. Es handelte sich um 10.404 Patienten, die entweder mit EVAR (n= 7878) oder mit OR (n= 2534) wegen eines iAAA versorgt wurden. Für beide Subgruppen wurden alle präoperativ vorliegenden Risikovariablen auf eine signifikante Korrelation zur Letalität untersucht. Diese Items wurden in eine binäre logistische Regressionsanalyse eingesetzt und anschließend alle Variablen aus der Regressionsanalyse entfernt, bis nur noch Variablen inkludiert waren, die auch im Kontext der Regression ihren signifikanten Korrelationseffekt nachweisen ließen. Es folgte ein additives Risikovorhersagemodell für EVAR, welches aus den Modellfaktoren abgeleitet wurde und 7 Risikogruppen erkennen ließ. Die Risikospanne für die Operationsletalität lag hierbei zwischen 0,2% und 44,4%. Analoges geschah für OR und anschließend wurden beide Modelle fusioniert. Um die Vorhersagequalität des Gesamtmodells zu prüfen, wurde der Gesamtdatensatz einer ROC- Analyse unterzogen und die AUC bestimmt. Es fand sich eine AUC von 0,817 (± 0,014) mit hoher Signifikanz (p<0,001). Das 95% Konfidenzintervall lag zwischen 0,789 und 0,844.

Ergebnisse: Der Risikoscore für EVAR umfasst: Alter >85 Jahre, Geschlecht weiblich, juxtarenale Pathologie, BAA-Durchmesser >65 mm, Diabetes mellitus, ASA >3 (alle je 2 Punkte), Kardiale Begleiterkrankung (3 Punkte) und GFR <30 ml/min (5 Punkte). Für OR gehen ein: Alter >80 Jahre, Geschlecht weiblich, juxtarenale Pathologie, Z. n. Myokardinfarkt, Z. n. Apoplex (alle je 2 Punkte), ASA >3 (3 Punkte), jedwede renale Begleiterkrankung (3 Punkte).

Folgerung: Mit dem DIGG-Vorhersagemodell lässt sich die Operationsletalität bei endovaskulärer und offener Versorgung des intakten Bauchaortenaneurysma für bestimmte Patientenkonstellationen verlässlich vorhersagen, wie eine Validierung des Datensatzes anhand von 3831 Fällen mit intakten AAA des Jahrgangs 2016 demonstrierte.


Literatur

1.
Grundmann RT. Versorgung des abdominellen Aortenaneurysmas (AAA) 2014. Registerbericht des DIGG der DGG. Gefässchirurgie. 2015;20:376-384.
2.
Schmitz-Rixen T, Steffen M, Grundmann RT. Versorgung des abdominellen Aortenaneurysmas (AAA) 2015. Registerbericht des DIGG der DGG. Gefässchirurgie. 2017;22:180-188.
3.
Schmitz-Rixen T, Steffen M, Grundmann RT. Versorgung des abdominellen Aortenaneurysmas (AAA) 2016. Registerbericht des DIGG der DGG. Gefässchirurgie. 2018;23:174-184.