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Die berufliche Wiedereingliederung männlicher Brustkrebspatienten – Motive, Erfahrungen und Auswirkungen
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Published: | October 2, 2019 |
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Hintergrund: Da Arbeit sinn- und identitätsstiftend sein kann sowie finanzielle Sicherheit und soziale Teilhabe ermöglicht, ist deren Wiederaufnahme ein wichtiger Teil des Genesungsprozesses von (Brust-)Krebspatientinnen und -patienten. Neben dem individuellen Nutzen geht die berufliche Wiedereingliederung mit gesellschaftlichen Vorteilen einher, da Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit mit Kosten für soziale Sicherungssysteme verbunden sind. Durch steigende Überlebensraten und verlängerte Erwerbsbiographien aufgrund des erhöhten Renteneintrittsalters, ist eine zunehmende Anzahl von (Brust-)Krebspatientinnen und -patienten mit der Herausforderung des beruflichen Wiedereinstiegs konfrontiert. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, Rückkehrprozesse nachzuvollziehen, um Betroffene bestmöglich zu unterstützen.
Bislang sind diese Prozesse von (Brust-)Krebspatientinnen und -patienten jedoch noch nicht vollständig verstanden. Aktuell liegen wenige qualitative Untersuchungen vor, die die Perspektive der Betroffenen in den Fokus rücken, stattdessen mehr quantitative Analysen zu Zeitpunkt und Determinanten der Rückkehr. Besonders die Forschungslage zur beruflichen Wiedereingliederung von männlichen Brustkrebspatienten ist mangelhaft, da Stichproben häufig nur weibliche Betroffene umfassen.
Fragestellung: Wie nehmen männliche Brustkrebspatienten den Prozess der beruflichen Wiedereingliederung wahr?
Methode: Für die Analyse werden die Daten einer Mixed-Methods-Studie (Sekundärdatenanalyse der N-MALE-Studie) verwendet, in der sowohl quantitative Befragungsdaten (n=100), als auch qualitative Interviewdaten (n=27) männlicher Brustkrebspatienten erhoben wurden. Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung stehen die Daten der leitfadengestützten Interviews, die mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse untersucht wurden. Anhand von arbeitsbezogenen Schlagwörtern (z. B. Arbeit, Kollegen, Job) wurden n=14 relevante Interviews identifiziert, die in die vorliegende Analyse einbezogen wurden.
Ergebnisse: Mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse konnten acht Motive für eine Wiederaufnahme der Arbeit identifiziert werden: der Wunsch nach Normalität; Ablenkung; das Bedürfnis nach Aktivität; der Wunsch, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten; Spaß an der Arbeit; finanzielle Gründe; sich nicht als krank wahrzunehmen; sowie die Tatsache, dass eine Arbeit ohne körperliche Anstrengung zur Rückkehr animiert. Auch die Erfahrungen mit der Brustkrebserkrankung im Kontext der Arbeit wurden untersucht. Die Erfahrungen bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz wurden als vorwiegend positiv beschrieben – es wurden aber auch negative, stigmatisierende Vorkommnisse berichtet. Die Auswirkungen der Erkrankung bzw. Therapie führten bei den männlichen Brustkrebspatienten zu vielfältigen Veränderungen der Leistungsfähigkeit, u. a. limitierten Fatigue, Vergesslichkeit oder emotionale Belastungen die gefühlte Produktivität.
Diskussion: Die Betrachtung der Rückkehrprozesse zeigt, dass die berufliche Rückkehr männlicher Brustkrebspatienten ein sehr individueller Prozess ist, der durch vielfältige Motive geprägt ist. Die analysierten Motive geben Hinweise darauf, dass die befragten Brustkrebspatienten ihre Arbeit und deren Wiederaufnahme als einen selbstverständlichen Bestandteil des Lebens wahrnehmen. Die Auswirkungen der Krebserkrankung auf den späteren Arbeitsalltag sind umfassend und längerfristig. Neben einigen Erkenntnissen, die sich mit Ergebnissen des aktuellen Forschungsstandes für Krebspatientinnen und -patienten decken, konnte zusätzliches Wissen über spezifische Erfahrungen von männlichen Brustkrebspatienten generiert werden.
Praktische Implikationen: Hinweise auf spezielle Bedürfnisse bei der beruflichen Wiedereingliederung der Zielgruppe männlicher Brustkrebspatienten können im Rahmen dieser explorativen Untersuchung sichtbar gemacht werden.