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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Optimierung der Versorgung beatmeter Patienten in der außerstationären Intensivpflege (OVER-BEAS): Qualität der Versorgung aus verschiedenen Perspektiven

Meeting Abstract

  • Hanna Klingshirn - Katholische Stiftungshochschule München, Forschung und Entwicklung, München, Germany
  • Laura Gerken - Katholische Stiftungshochschule München, Forschung und Entwicklung, München, Germany
  • Martha Schutzmeier - Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg, Germany
  • Stephanie Stangl - Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg, Germany
  • Maximilian Kippnich - Universitätsklinikum Würzburg, Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Würzburg, Germany
  • Thomas Wurmb - Universitätsklinikum Würzburg, Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Würzburg, Germany
  • Peter Heuschmann - Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg, Germany
  • Kirsten Haas - Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg, Germany
  • Bernd Reuschenbach - Katholische Stiftungshochschule München, Forschung und Entwicklung, München, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf094

doi: 10.3205/19dkvf094, urn:nbn:de:0183-19dkvf0945

Published: October 2, 2019

© 2019 Klingshirn et al.
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Text

Hintergrund: Durch technische Fortschritte und erweiterte therapeutische Interventionsmöglichkeiten bei der künstlichen Beatmung steigt seit den 1990er Jahren die Anzahl an invasiven und nicht-invasiven Heimbeatmungen stark an. Heimbeatmung findet sowohl im Bereich der spezialisierten häuslichen Versorgung als auch in spezialisierten Intensiv-Wohngruppen statt. Die Zahl der betroffenen Patienten in Deutschland liegt – je nach Studie und Einschlusskriterium – zwischen 5.500 und 20.000 Personen. Allerdings gibt es kaum Informationen über die Versorgungssituation von außerklinisch beatmeten Menschen. Eine Einschätzung zur Qualität der Versorgung aus der Sichtweise der außerklinisch beatmeten Menschen, ihrer Angehörigen, Pflegenden, Ärzte, Therapeuten und Home Care Providern fehlt ebenso, wie eine Transparenz zum Versorgungsgeschehen an den Schnittflächen zwischen stationärer und außerstationärer Versorgung.

Das OVER-BEAS Projekt beschreibt die Versorgungssituation außerklinisch beatmeter Patienten für den bayrischen Raum und wird vom Innovationsfonds des G-BA gefördert. Ziel dieses Studienteils ist es, die Qualität der aktuellen Versorgungssituation außerklinisch beatmeter Menschen umfassend darzustellen. Das Gesamtprojekt beinhaltet außerdem die Analyse der Ist-Situation anhand von Routinedaten, die Identifikation von Optimierungsbedarfen in Bezug auf die prä- und poststationäre Versorgung, sowie die Entwicklung von Qualitätsindikatoren.

Fragestellung: Im Rahmen der Befragung zur Qualität der aktuellen Versorgungssituation werden folgende Aspekte untersucht:

  • A) Wie schätzen außerklinisch beatmete Menschen und ihre Angehörigen die Qualität der Versorgung ein und welche Erwartungen haben sie an eine gelingende Versorgungspraxis?
  • B) Wie bewerten professionelle Akteure (d.h. Ärzte, Pflegende, Therapeuten) die Versorgungsqualität und welche Hemm- und Förderfaktoren einer gelingenden Versorgungspraxis nehmen sie wahr?
  • C) Wie bewerten Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen die Versorgungsqualität und welche Hemm- und Förderfaktoren einer gelingenden Versorgungspraxis nehmen sie wahr?

Methode: Das Forschungsdesign basiert auf einem Mixed-Methods-Ansatz, in dem unterschiedliche qualitative und quantitative Methoden kombiniert, sowie die Perspektiven der verschiedenen Teilnehmergruppen abgebildet und zueinander in Beziehung gesetzt werden.

Die Datenerhebung bedient sich folgender Methoden und Ergebungsinstrumente:

  • Durchführung strukturierter Interviews mit außerklinisch beatmete Patienten oder deren Angehörigen (Zielstichprobe: n = 120) zur Erhebung von soziodemografischen Daten, medizinischen und pflegerischen Versorgungsdaten sowie der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.
  • Durchführung halbstrukturierter qualitativer Interviews mit außerklinisch beatmeten Patienten und ihren Angehörigen (Zielstichprobe: n = 60) zur Darstellung individueller Sichtweisen auf die Qualität der Versorgungssituation.
  • Durchführung von problemzentrierten Experteninterviews mit professionellen Akteuren (n=100) und Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen (Zielstichprobe: n = 16) zur Bewertung der Versorgungsqualität und zur Darstellung von Hemm- und Förderfaktoren einer gelingenden Versorgungspraxis.

Die quantitativen und qualitativen Daten werden im Hinblick auf Unterschiede zwischen Diagnosen, Beatmungsformen und Versorgungssettings analysiert.

Ergebnisse: Zur Darstellung der aktuellen Versorgungssituation wurden entsprechende Erhebungsinstrumente entwickelt und einem Pretest unterzogen. Der Beginn der Datenerhebung ist für Mai 2019 vorgesehen und soll im November 2019 abgeschlossen werden. Mit ersten Ergebnissen, die Gegenstand der Präsentation sein werden, ist im Herbst 2019 zu rechnen.

Diskussion: Mit den Ergebnissen dieses Studienteils, kann die Qualität der aktuellen Versorgungssituation außerklinisch beatmeter Menschen aus der Perspektive der betroffenen Personen, ihrer Angehörigen, der professionellen Akteure und der Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen dargestellt werden. Die Identifikation von Hemm- und Förderfaktoren einer gelungenen Versorgungspraxis bietet eine Basis, um Empfehlungen für die Optimierung der Versorgung außerklinisch beatmeter Menschen zu entwickeln.

Praktische Implikationen: Mit dem OVER-BEAS Projekt werden Empfehlungen für Interventionsstrategien zur Optimierung der Versorgung außerklinisch beatmeter Patienten entwickelt. Mögliche Interventionsstrategien beinhalten

1.
die Erstellung eines Kompetenzkatalogs für professionelle Akteure und die Ableitung von Empfehlungen für Bildungsmaßnahmen,
2.
die Entwicklung von strukturierten „clincal pathways“ und
3.
die Überführung der entwickelten Qualitätsindikatoren in einen Prüfleitfaden.