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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Wie gut ist (m)ein Haus- oder Facharzt?

Meeting Abstract

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  • Christoph Kranich - Verbraucherzentrale Hamburg, Fachabteilung Gesundheit und Patientenschutz, Hamburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf424

doi: 10.3205/18dkvf424, urn:nbn:de:0183-18dkvf4246

Published: October 12, 2018

© 2018 Kranich.
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Was für den stationären Bereich seit 20 Jahren etabliert ist, die externe Qualitätssicherung und die Veröffentlichung validierter Ergebnisse, ist für die ambulante Medizin bis heute unbekannt und scheint undenkbar. Qualitätssicherung findet nur in internen Zirkeln statt, Ergebnisse dringen nicht an die Öffentlichkeit. Die Folge: Ärzte müssen öffentliche Kontrolle und Bewertung durch ihre Patienten nur in dubiosen Internet-Portalen (Jameda, Sanego & Co.) fürchten. Nur die Weisse Liste der Bertelsmann-Stiftung erfragt die Patientenerfahrungen auf einer seriöseren Grundlage und macht sie Patienten zugänglich. Allerdings wird auch dort überwiegend der subjektive Eindruck abgefragt, weniger die medizinisch-fachliche Korrektheit der Behandlung. Wir gehen einen anderen Weg, um das Messen der Qualität ambulanter Medizin anzustoßen: Unsere Patienten besuchen mit ihren Krankheitssymptomen bis zu 30 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Ärzte und bewerten Anamnese, Untersuchung, Diagnose, Aufklärung und Beratung zum weiteren Vorgehen anhand einer Checkliste, die zuvor mithilfe von Rechtsprechung, Leitlinien, Empfehlungen der Fachgesellschaften sowie der Beratung durch ein bis drei Referenzärzte erstellt wurde. Ein Punktesystem ermöglicht die Umrechnung und Bewertung in Schulnoten. Die Ergebnisse veröffentlichen wir anonymisiert, denn es geht uns weder um Ärzte-Bashing noch um Empfehlung der Besten, sondern um Sensibilisierung der Ärzteschaft für die Qualität ihrer Arbeit. Dieses Modell haben wir in den letzten zehn bis 15 Jahren in zwölf Durchgängen mit elf Facharztgruppen erprobt. Wir nennen es „systematisierte Arztbesuche“, denn unsere Patienten sind fast immer echt, keine Schauspieler wie in ärztlichen Kommunikationstrainings und keine Testpersonen wie bei Dienstleistungstests. Der Unterschied zum Alltag ist lediglich, dass bis zu 30 systematische Zweitmeinungen eingeholt werden. Dadurch sind wir so unterwegs wie Patienten auch im Alltag: sie gehen zum nächstgelegenen oder -erreichbaren oder aus welchem Grund auch immer empfohlenen Arzt. Am Rande untersuchen wir teils auch Nebenaspekte, z.B. wie sich die ärztlichen Empfehlungen in armen und reichen Stadtteilen oder bei männlichen und weiblichen Ärzten unterscheiden. Übrigens haben wir für diese Besuchsreihen kein besonderes Budget. Unsere Patienten sind meist Studierende, die ein Praktikum machen und durch die vielen Zweitmeinungen die Gelegenheit erhalten, sich unter den vielen Ärzten, die sie aufsuchen, für die Weiterbehandlung den besten herauszusuchen. Nur für die Projektleitung wird die Zuwendung der Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz verwendet.