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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Das Frailty-Syndrom in der ambulanten physiotherapeutischen Versorgung – eine Prävalenzstudie

Meeting Abstract

  • Tobias Braun - Hochschule für Gesundheit, Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Studienbereich Physiotherapie, Bochum
  • Christian Thiel - Hochschule für Gesundheit, Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Studienbereich Physiotherapie, Bochum
  • Carina Ziller - Hochschule für Gesundheit, Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Studienbereich Physiotherapie, Bochum
  • Julia Rasche - Hochschule für Gesundheit, Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Studienbereich Physiotherapie, Bochum
  • Carolin Bahns - Hochschule für Gesundheit, Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Studienbereich Physiotherapie, Bochum
  • Lisa Happe - Hochschule für Gesundheit, Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Studienbereich Physiotherapie, Bochum
  • Theresa Retzmann - Hochschule für Gesundheit, Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Studienbereich Physiotherapie, Bochum
  • Christian Grüneberg - Hochschule für Gesundheit, Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Studienbereich Physiotherapie, Bochum

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf379

doi: 10.3205/18dkvf379, urn:nbn:de:0183-18dkvf3796

Published: October 12, 2018

© 2018 Braun et al.
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Text

Hintergrund: Das Frailty-Syndrom beschreibt den vulnerablen Zustand älterer Menschen für negative Gesundheitsereignisse, wie beispielsweise Stürze und Krankenhauseinweisungen. Knapp 14% der älteren Menschen (65+ Jahre) haben physische Frailty. Die Prävalenz der Frailty, gemessen anhand des Defizit-Akkumulations-Modells, liegt bei 24%. Epidemiologische Angaben zur Frailty in der physiotherapeutischen Versorgung in Deutschland liegen bisher nicht vor.

Fragestellung: Wie hoch ist die Prävalenz der Frailty in der ambulanten physiotherapeutischen Versorgung in Deutschland?

Methode: In diese Querschnittsstudie wurden ältere Menschen (≥65 Jahre) eingeschlossen, die sich im Stadtgebiet Bochum in ambulanter physiotherapeutischer Behandlung befanden. Die Auswahl der Physiotherapie-Praxen erfolgte zufällig. Die Frailty wurde anhand des physischen Frailty Phänotyp Modells nach Fried sowie nach dem Defizit-Akkumulations-Modell, operationalisiert mittels eines Frailty Index, gemessen.

Ergebnisse: Die 258 älteren Studienteilnehmer (74 ± 6 Jahre, 62% Frauen) wurden in 11 verschiedenen Physiotherapieeinrichtungen rekrutiert und untersucht.

Nach dem Modell des Frailty Phänotyps hatten 18% (95% CI: 13 bis 23) der älteren Teilnehmer physische Frailty, 43% (95% CI: 37 bis 49) befanden sich in einem intermediären Stadium (pre-Frailty). Eine langsame Gehgeschwindigkeit (34%), geringe Muskelkraft (34%) und Erschöpfung (28%) waren die häufigsten Indikatoren physischer Frailty. Die Prävalenz der Frailty nach Defizit-Akkumulation lag bei 31% (95% CI: 25 bis 37).

Diskussion: Jeder dritte ältere Patient in physiotherapeutischer Behandlung hat Frailty und mehr als die Hälfte aller älteren Patienten weisen Zeichen der physischen Frailty bzw. der physischen pre-Frailty auf. Die Prävalenz der physischen Frailty bei älteren Menschen in der ambulanten physiotherapeutischen Versorgung scheint ähnlich stark ausgeprägt zu sein wie unter älteren Menschen, die im eigenen Hausstand leben. Die Häufigkeit der Frailty nach dem Defizit-Akkumulations-Modell ist sogar noch etwas höher. Die Gültigkeit dieser vorläufigen Ergebnisse ist beeinträchtigt durch die relativ geringe Teilnehmerzahl, die in einem abgegrenzten städtischen Gebiet in NRW untersucht wurde.

Praktische Implikationen: Physiotherapeuten sollten bei der Behandlung älterer Menschen das Thema Frailty im Blick haben und die hohe Vulnerabilität und besonderen Bedürfnisse dieser Patienten kennen. Hochprävalente Einschränkungen bei Muskelkraft und Gehgeschwindigkeit unterstreichen die Bedeutung physiotherapeutischer Maßnahmen.