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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Der Einfluss von Kontextfaktoren auf gesundheitsbezogene Lebensqualität infolge der Implantation eines Linksherzunterstützungssystems – Eine systematische Übersichtsarbeit

Meeting Abstract

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  • Michael Levelink - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Nachwuchsgruppe Rehaforschung, Oldenburg
  • Anna Levke Brütt - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Nachwuchsgruppe Rehaforschung, Oldenburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf371

doi: 10.3205/18dkvf371, urn:nbn:de:0183-18dkvf3716

Published: October 12, 2018

© 2018 Levelink et al.
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Hintergrund: Das Altern der Gesellschaft in Industrienationen führt zu einer zunehmenden Prävalenz chronischer Herzinsuffizienz, der eine rückläufige Anzahl an Organspenden gegenübersteht. Im Umgang mit der daraus resultierenden Organknappheit haben sich Linksherzunterstützungssysteme (LVAD) mittlerweile für die Therapie von terminaler Herzinsuffizienz etabliert. Diese medizintechnische Lösung unterlag in den letzten Jahrzehnten einem erheblichen technischen Fortschritt, sodass zunehmend mehr Patient*innen über länger werdende Zeiträume mit einer LVAD versorgt werden. Die Funktionsfähigkeit dieser Menschen wird entsprechend des biopsychosozialen Modells der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) auch von Kontextfaktoren in Wechselwirkung mit dem Gesundheitsproblem definiert.

Fragestellung: Das Ziel dieser Arbeit besteht in der systematischen Erfassung von Kontextfaktoren sowie ihrer Wirkung als Barrieren oder Förderfaktoren auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität nach einer LVAD-Implantation.

Methode: Im Januar 2018 wurde unter Anwendung der PRISMA-Checklist eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE, PsychARTICLES, PsychINFO und Scopus durchgeführt. In die Auswertung wurden die Primär- und Sekundäranalysen eingeschlossen, bei denen die untersuchte Stichprobe oder eine abgrenzbare Teilstichprobe aus erwachsenen Patient*innen bestand, denen ein Continuous-Flow-LVAD implantiert wurde. Weitere Einschlusskriterien bestanden darin, dass Lebensqualität infolge der Implantation mit einem standardisierten, reliablen und validen Messinstrument erhoben wurde und außerdem die Beziehung des Ergebnisses zu mindestens einem Umweltfaktor gemäß ICF oder einem personbezogenen Faktor nach Geyh et al. mittels Gruppenvergleich, Korrelations- oder Regressionsanalyse untersucht wurde.

Ergebnisse: Aus der Datenbankenrecherche sind insgesamt 6.193 Treffer hervorgegangen. Nach dem Titel- und Abstract-Screening wurden 163 Volltexte gesichtet, von denen 27 Arbeiten eingeschlossen wurden. Darunter finden sich zum überwiegenden Teil Forschungsarbeiten aus den Vereinigten Staaten, es wurden aber auch Arbeiten aus Deutschland, Japan, Kanada und den Niederlanden einbezogen. Für das Assessment gesundheitsbezogener Lebensqualität werden sowohl krankheitsspezifische als auch generische Messinstrumente herangezogen, vor allem der ‚Minnesota Living with Heart Failure Questionnaire‘, der ‚Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire‘ und ‚European Quality of Life 5 Dimensions‘. In den als relevant identifizierten Arbeiten werden Einflüsse von Kontextfaktoren beider Komponenten untersucht, jedoch deutlich mehr personbezogene Faktoren als Umweltfaktoren. Es werden vor allem solche Faktoren berücksichtigt, die in Routinedaten erhoben werden, wie Alter, Geschlecht oder Aspekte des Lebensstils. Auch signifikante Einflüsse werden für Faktoren beider Komponenten berichtet, bspw. für den personbezogenen Faktor der Reha-bezogenen Selbstwirksamkeit oder für spezifische Reha-Konzepte als Umweltfaktor.

Diskussion: In dem bisherigen Forschungsstand finden sich Hinweise auf signifikante Einflüsse unterschiedlicher Kontextfaktoren auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität von LVAD-Patient*innen. Diese wurden bislang jedoch noch unzureichend und unsystematisch beforscht. Im Vergleich zu den Studien mit technischem oder klinischem Fokus, verfügen sie zudem meist über relativ kleine Stichproben.

Praktische Implikationen: Die Kenntnis wirksamer Förderfaktoren und Barrieren in der Lebenswelt von Patient*innen ist Voraussetzung für eine ganzheitliche Perspektive, der sich das Handlungsfeld der Rehabilitation verpflichtet hat. Nachdem wirksame Kontextfaktoren wissenschaftlich ermittelt wurden, sollten praxistaugliche Instrumente zur Erfassung relevanter Kontextfaktoren entwickelt werden. Zudem könnten Interventionen zur Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Patient*innen mit LVAD abgeleitet werden.