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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Patient Reported Experience Measures (PREM) in onkologischen Schwerpunktpraxen

Meeting Abstract

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  • Kerstin Hermes-Moll - Wissenschaftliches Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (WINHO), Versorgungsforschung, Köln
  • Walter Baumann - Wissenschaftliches Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (WINHO), Geschäftsführung, Köln
  • Vitali Heidt - Wissenschaftliches Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (WINHO), Geschäftsführung, Köln

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf295

doi: 10.3205/18dkvf295, urn:nbn:de:0183-18dkvf2950

Published: October 12, 2018

© 2018 Hermes-Moll et al.
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Hintergrund: Bei Patientenbefragungen zur Zufriedenheit mit der Versorgung in Praxen oder Krankenhäusern können Deckeneffekte entstehen, d.h. es werden leicht die besten Werte erreicht. Im Rahmen der Qualitätssicherung verringert sich dadurch der Informationsgehalt der Ergebnisse, es können schwerer Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung im Sinne des Plan-Do-Check-Act (PDCA)-Zyklus abgeleitet werden. Um diesem Effekt entgegenzuwirken werden zunehmend objektive Erfahrungen der Patienten erfasst und so genannte „Patient Reported Experience Measures“ (PREM) eingesetzt.

Die jährlich stattfindenden Patientenbefragungen des Wissenschaftlichen Instituts der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (WINHO) dienen den onkologischen Schwerpunktpraxen als Instrument des Qualitätsmanagements. Die Ergebnisse werden den Praxen in Form eines Benchmarkings zurückgemeldet. Mit dem Ziel Deckeneffekte zu vermeiden und objektive Beurteilung der Praxen zu erhalten, wurde der Fragebogen der Patientenbefragung 2018 überarbeitet. Während in der Vergangenheit beispielsweise verschiedene Aspekte der Praxis wie das Erscheinungsbild oder des Arztgesprächs auf einer Skala von „sehr gut“ bis „sehr schlecht“ von Patienten beurteilt wurden, wird nun die Häufigkeit bestimmter Situationen erfasst.

Fragestellung: Die zentrale Fragestellung ist, inwiefern sich durch den Einsatz von PREM ein anderes Bild der Versorgungsqualität abzeichnet als mit den bislang eingesetzten subjektiven Beurteilungen. Liefern PREM ein differenzierteres Bild der Versorgungsqualität als die bislang eingesetzten subjektiven Beurteilungen?

Methode: Es werden die Ergebnisse der WINHO-Patientenbefragungen 2017 und 2018 deskriptiv und mittels multivariater Regressionsanalysen zur Adjustierung für soziodemografische und krankheitsbezogene Faktoren miteinander verglichen – unter besonderer Berücksichtigung der Praxen, die an beiden Befragungen teilgenommen haben. Pro Arzt wurden 60 Patientenfragebögen versandt. Die Befragungen sind anonym und fanden in den Räumen der jeweiligen Praxis statt. 2017 haben sich 222 Fachärzte aus 88 onkologischen Schwerpunktpraxen an der Befragung beteiligt. Für die Patientenbefragung 2018 haben sich 260 Fachärzte aus 116 onkologischen Schwerpunktpraxen angemeldet. Die Datenerfassung findet derzeit statt.

Ergebnisse: Bei der Patientenbefragung 2017 wurden 12.159 Fragebögen ausgefüllt (Response rate 92%). Die Ergebnisse zeigen insgesamt sehr positive Bewertungen der Versorgungsqualität aus Sicht der Patienten. Hinsichtlich verschiedener Aspekte der Strukturqualität vergeben über alle Praxen hinweg 96% der Patienten die Werte 1 und 2 auf einer Likertskala von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht) hinsichtlich der Hygiene, der Terminvergabe sowie des Eingehens des Praxispersonals auf Anliegen und Sorgen. Am schlechtesten wird die telefonische Erreichbarkeit bewertet, 85% der Patienten bewerten diese als sehr gut oder gut. Bei der Beurteilung des Arztgesprächs liegt die Häufigkeit der Einschätzung sehr gut oder gut über alle Praxen hinweg zwischen 91% (Beratung und Aufklärung zu Risiken und Nebenwirkungen) und 95% (Verständlichkeit der Erklärungen). Die Standardabweichungen vom Mittelwert sind bei den Beurteilungen des Arztgesprächs geringer (0,62-0,72) als bei der Strukturqualität (0,58-0,89). Die Ergebnisse der Patientenbefragung 2018 liegen zum Zeitpunkt der Abstracteinreichung noch nicht vor.

Diskussion: Die Beurteilung der Versorgungsqualität in onkologischen Schwerpunktpraxen aus Sicht der Patienten lag 2017 auf einem sehr hohen Niveau. Ein Deckeneffekt kann nicht ausgeschlossen werden. Der Vergleich mit den (zum Zeitpunkt der Abstracteinreichung noch nicht vorliegenden) Ergebnissen der Patientenbefragung 2018 wird Hinweise darauf geben, inwiefern PREM ein differenzierteres Bild hinsichtlich verschiedener Aspekte der Versorgungsqualität und Verbesserungspotenziale liefern.

Praktische Implikationen: Ziel ist es, den Ärzten der onkologischen Schwerpunktpraxen wertvolle Hinweise über ihre Versorgung aus Sicht der Patienten zu geben. Die Ergebnisse der Patientenbefragung können im Rahmen des Qualitätsmanagements bzw. im Sinne des PDCA-Zyklus zu einer Verbesserung der Patientenversorgung beitragen.