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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Evaluation der Wirksamkeit von spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (SAPV) in Nordrhein (APVEL) – Wahrnehmung struktureller und organisatorischer Aspekte aus Perspektive von niedergelassenen Hausärzten und Onkologen

Meeting Abstract

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  • Sophie Peter - Universität zu Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), AG Leistungserbringung in der Versorgungsforschung, Köln
  • Anna Arntz - Universität zu Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), AG Leistungserbringung in der Versorgungsforschung, Köln
  • Holger Pfaff - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Rehabilitationswissenschaft, Köln
  • Nadine Scholten - Universität zu Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), AG Leistungserbringung in der Versorgungsforschung, Köln

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf281

doi: 10.3205/18dkvf281, urn:nbn:de:0183-18dkvf2816

Published: October 12, 2018

© 2018 Peter et al.
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Hintergrund: Im Rahmen des Projektes „Evaluation der Wirksamkeit von spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (SAPV) in Nordrhein“ (APVEL) wird unter anderem wird die Wahrnehmung strukturell-organisatorischer Aspekte der ambulanten Palliativversorgung aus Sicht von niedergelassenen Hausärzten und Onkologen erhoben. Das Projekt wird durch den Innovationsfonds des G-BA gefördert (Förderkennzeichen: 01VSF16007). Die SAPV ist eine verordnungsfähige Versorgungsform der ambulanten Palliativversorgung, die bei Vorliegen einer besonders komplexen Symptomatik und einem hohen Versorgungsaufwand eingesetzt werden kann [1]. Die SAPV verfolgt das Ziel, entsprechend dem Patientenwunsch das Versterben in gewohnter Umgebung, oft zu Hause, zu ermöglichen [1].

Fragestellung: Wie nehmen niedergelassenen Hausärzten und Onkologen strukturell-organisatorische Voraussetzungen der ambulanten Palliativversorgung in Nordrhein wahr?

Wie werden diese bewertet?

Methode (Studiendesign, Datenerhebung und -auswertung): Für eine möglichst differenzierte Erhebung der Wahrnehmungen, wurde eine Fokusgruppe durchgeführt. Insgesamt nahmen sieben niedergelassene Ärzte, davon sechs Hausärzte und ein Onkologe, teil. Die Gruppendiskussion wurde via Audioaufnahme aufgezeichnet und transkribiert. Die Auswertung erfolgt aktuell anhand einer inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz [2].

Ergebnisse: Die Aussagen der Teilnehmer lassen sich in drei Ebenen gliedern: Ebene der eigenen Berufspraxis, Ebene der multi- und interdisziplinären Zusammenarbeit und Einflüsse auf regionaler und überregionaler Ebene.

In der Berufspraxis als niedergelassener Hausarzt oder Onkologe wird ein hoher Aufwand der Dokumentation und Abrechnung in der ambulanten Palliativversorgung betont. Unter anderem beschreiben die Befragten, dass niedergelassenen Ärzten das Ausfüllen der SAPV-Verordnungen schwer fällt. Die Auslastung der Hausärzte und Onkologen ist hoch. Zudem wird eine zusätzliche Belastung durch Not- und Bereitschaftsdienste beschrieben. Die Relevanz von Schulung und Ausbildung im palliativmedizinischen Bereich wird für die Versorgung von palliativen Patienten hervorgehoben.

Die inter- und multidisziplinäre Zusammenarbeit wird als uneinheitlich beschrieben. Insgesamt ist keine flächendeckende Abdeckung palliativer Versorgung zu erkennen, bzw. scheint es Regionen zu geben, die deutlich unterversorgt sind. Neben Kooperationen werden auch Konkurrenzsituationen zu stationären Einrichtungen, wie Hospizen, beschrieben. Als besonders problematisch wird die Zusammenarbeit mit der Pflege, besonders in Pflegeheimen, gesehen.

Als Einflüsse auf regionaler und überregionaler Ebene werden Elemente des demografischen- und sozialen Wandels, sowie der Wandel des Krankheitspanoramas und der medizinische Fortschritt genannt. Zudem werden auch auf dieser Ebene Uneinheitlichkeit und Barrieren in der Gesetzgebung und der Abrechnung beklagt. Die Komplexität des palliativen Versorgungssystems ist für die Praktiker wenig nachvollziehbar und stört aus deren Sicht eine reibungslose Versorgung. Die Uneinheitlichkeit der Strukturen unterstützt zudem die ambulant-palliative Unterversorgung von einzelnen Regionen.

Diskussion: Zu diskutieren ist die Zusammensetzung der Teilnehmergruppe, da viele der Probanden eine hohe Fachexpertise im palliativmedizinischen Bereich aufweisen. Zudem war die Onkologie unterrepräsentiert. Geografisch konnte die Region Nordrhein gut abgebildet werden.

Praktische Implikationen: Insgesamt fordern die befragten Hausärzte und Onkologen mehr Aufklärung für alle an der ambulanten Palliativversorgung beteiligten Akteure. Zudem wird eine Verbesserung der Anbindung von SAPV-Strukturen gefordert. Ein wichtiger Wunsch ist die verbesserte Zusammenarbeit der medizinischen Professionen mit der Pflege und Pflegeheimen.


Literatur

1.
Gemeinsamer Bundesausschuss. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Verordnung von spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgungs-Richtlinie / SAPV-RL) . Berlin; 2010 [zuletzt geprüft am 25.02.2018]. Verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/62-492-437/SAPV-RL_2010-04-15.pdf, . External link
2.
Kuckartz U. Qualitative Inhaltsanalyse – Methoden, Praxis, Computerunterstützung. 3. überarbeitete Auflage. Weinheim, Basel: Beltz Juventa; 2016.