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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Analyse der Zusammenarbeit der Leistungserbringer in der Hospiz- und Palliativversorgung in einem Flächenland – eine standardisierte Befragung

Meeting Abstract

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  • Laura Rehner - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald
  • Neeltje van den Berg - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald
  • Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf279

doi: 10.3205/18dkvf279, urn:nbn:de:0183-18dkvf2797

Published: October 12, 2018

© 2018 Rehner et al.
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Hintergrund: Die Hospiz- und Palliativversorgung in einem Flächenland mit einer geringen Bevölkerungsdichte und teilweise großen Entfernungen zwischen den Leistungserbringern und den Patienten stellt eine strukturelle Herausforderung dar. Diese kann, vor allem in der Hospiz- und Palliativversorgung, bei der die Patienten zusätzlich eine eingeschränkte Mobilität aufweisen, zu einer Unterversorgung führen. Durch diese regionalen Besonderheiten ist eine gute Zusammenarbeit und Vernetzung der einzelnen Leistungserbringer besonders wichtig. Im Oktober 2017 wurden Akteure der Palliativversorgung und der medizinisch-pflegerischen Primärversorgung in Mecklenburg-Vorpommern mit dem Ziel befragt, die Qualität der Kooperationen zwischen den einzelnen Leistungserbringern zu ermitteln.

Fragestellung: Wie wird die Zusammenarbeit zwischen den Leistungserbringern der Hospiz- und Palliativversorgung aus der jeweils eigenen Sicht bewertet?

Methode: Auf Basis von qualitativen Experteninterviews (n=5) wurde ein Fragebogen entwickelt, der an n=489 Leistungserbringer verschickt wurde. Adressiert wurden alle Leistungserbringer der Palliativversorgung (n=141) in Mecklenburg-Vorpommern und ergänzend dazu eine zufällige Stichprobe von Hausärzten, Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten (n=348). Die Befragung beinhaltete u.a. die Bewertung der Kooperationen zwischen den Leistungserbringern, die Bewertung der Qualität des Entlassmanagements in Krankenhäusern, die Möglichkeiten des Einsatzes von telemedizinischen Funktionalitäten in der Palliativversorgung sowie die Relevanz einer Koordinierungsstelle.

Ergebnisse: Der Rücklauf betrug 19% (n=93). Die Kooperationen zwischen den verschiedenen Leistungserbringern wurden mittels Schulnoten (1=sehr gut bis 6=ungenügend) bewertet. Die Zusammenarbeit zwischen einem Krankenhaus mit Palliativstation und SAPV wurde im Mittel am besten benotet (1,9; SD=1,0). Die Kooperation zwischen einem Krankenhaus ohne Palliativstation und SAPV erhielt die durchschnittliche Note von 3,6 (SD=1,2). Die Kooperation zwischen Hausarzt und SAPV erhielt im Mittel die Note 2,8 (SD=1,3). Die Häufigkeit, mit welcher Palliativpatienten ohne eine palliativmedizinische Anschlussversorgung aus dem Krankenhaus in die Häuslichkeit entlassen werden, wurde von 37,6% (n=35) der Befragten mit „oft“ beantwortet. Eine häusliche Überforderung führt laut 51,6% (n=48) der Befragten „oft“ zu einer stationären Aufnahme auf einer Palliativstation. Der versorgungsergänzende Einsatz von telemedizinischen Funktionalitäten wurde von 78,5% (n=73) der Befragten als relevant bewertet. Die Möglichkeit, sich an einem Runden Tisch zur Palliativversorgung mit anderen Akteuren auszutauschen wurde von 57% (n=53) als sehr wichtig angegeben. Die Relevanz einer Koordinierungsstelle auf Landkreisebene wurde von 34,4% (n=32) als sehr wichtig beurteilt.

Diskussion: Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Leistungserbringern der Primär- und der Palliativversorgung wurde unterschiedlich gut bewertet, vor allem die Zusammenarbeit zwischen der allgemeinen und spezialisierten Palliativversorgung hat nach Ansicht der Mehrheit der Befragten Verbesserungspotential. Dies spiegelt sich auch in den Antworten zur Häufigkeit der stationären Aufnahme aufgrund einer häuslichen Überforderung des Patienten und der Angehörigen wieder. Hier hat die Zusammenarbeit der allgemeinen und spezialisierten Palliativversorgung eine große Bedeutung, welche durch eine Netzwerkstruktur mit Koordinierungsstelle gefördert werden könnte. Ein effektives Entlassmanagement im Krankenhaus kann zur Verbesserung des Übergangs zwischen stationärer und ambulanter Versorgung beitragen.

Praktische Implikationen: Die Implementierung einer landesweiten Koordinierungsstelle, welche als Ansprechpartner für die allgemeine und spezialisierte Palliativversorgung sowie für Betroffene fungieren soll, kann die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den Leistungserbringern fördern. Telemedizinische Unterstützungsmöglichkeiten für Primärversorger und Betroffene in der ambulanten und stationären Versorgung können zu einer Verbesserung der Vernetzung und damit zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität in der allgemeinen Palliativversorgung beitragen und ggf. einer häuslichen Überforderungssituation entgegenwirken.