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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Unterschiede in der Therapie der Otitis Media bei Kindern zwischen HNO-Ärzten und Pädiatern

Meeting Abstract

  • Karel Kostev - IQVIA, Epidemiologie, Frankfurt am Main
  • David Ulrich Seidel - Städtisches Klinikum Solingen, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Solingen
  • Leif Erik Walther - WIAHNO: Wissenschaftliches Institut für angewandte HNO-Heilkunde des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte e. V., Sulzbach
  • Jan Löhler - WIAHNO: Wissenschaftliches Institut für angewandte HNO-Heilkunde des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte e. V., Bad Bramstedt

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf265

doi: 10.3205/18dkvf265, urn:nbn:de:0183-18dkvf2652

Published: October 12, 2018

© 2018 Kostev et al.
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Text

Hintergrund: Die akute Otitis media (AOM) ist eine der häufigsten entzündlichen Erkrankungen des Kindesalters. Diese Diagnose ist auch einer der häufigsten Gründe für die Antibiotika-Therapie, wobei Amoxicillin als Antibiotikum der ersten Wahl gilt. Jedoch wird der routinemäßige Gebrauch von Antibiotika bei Kindern seit Jahren kontrovers diskutiert.

Fragestellung: Welcher Anteil der Kinder mit einer Otitis-Media-Diagnose bekommen eine Antibiotika-Verordnung am Tag der Diagnosestellung und wie unterschiedet sich dieser Anteil bei HNO-Ärzten und Pädiatern?

Methode: Kinder im Alter zwischen 1 und 10 Jahren, die Im Zeitraum 2015-2017 eine gesicherte akute Otitis Media-Diagnose (ICD 10: H65.0, H65.1 (nicht eitrige Otitis media), H66.0 (eitrige Otitis media) bei HNO-Ärzten (HNO) oder Pädiatern (PAE) bekamen, wurden selektiert. Der Anteil der Kinder, die am Tag der ersten Diagnosestellung eine Antibiotika-Verordnung erhalten haben, wurde ermittelt. Der Einfluss der Facharztgruppe, des Alters, des Geschlechtes und der Diagnoseart (eitrig, serös, nicht eitrig) wurden mittels multivariate logistischer Regression ermittelt.

Ergebnisse: Insgesamt standen 3.727 Kinder bei 119 HNO (~20 Kinder pro Arzt) und 11.105 Kinder bei 216 Pädiatern (~51 Kinder pro Arzt) für die Analysen zur Verfügung. Es gab keinen signifikanten Unterschied in den Anteilen der Kinder mit Antibiotika-Verordnung bei HNO-Ärzten versus Pädiatern (22,0% versus 21,6%). Sowohl bei HNO als auch bei PAE war Amoxicillin das am häufigsten verordnete Antibiotikum, gefolgt von Cefaclor. Bei eitriger Otitis media erhielten 28.4% der Kinder Antibiotika, bei nicht eitriger Otitis media 2.8%. Im Regressionsmodel wurde eitrige Otitis Media (OR: 13.8; p < 0.001), seröse Otitis media (OR: 3.2, p < 0.001) und Alter ≤ 2 Jahre (OR: 1.2; p < 0.001) mit Antibiotika-Verordnung assoziiert. Keine signifikanten Effekte bestanden für Geschlecht und HNO-Praxis (verglichen mit Pädiatern).

Diskussion/Schlussfolgerung: Bei Kinder mit Otitis media setzen Pädiater und HNO-Ärzte am Tag der Diagnosestellung gleich häufig eine antibiotische Therapie. In der Wahl der Wirkstoffe besteht dabei kein Unterschied zwischen beiden Facharztgruppen. Die Verordnung der Antibiotika war besonders häufig bei eitriger Otitis Media und kleinen Kindern (< 2 Jahre), was den Empfehlungen der Leitlinien entspricht.

Praktische Implikationen: Weitere Studien über den Einsatz der Antibiotika bei Kindern mit infektiösen Erkrankungen sollen vorgenommen werden. Dazu ist der weitere Aufbau der epidemiologischen Datenbanken und Registern von besonderer Bedeutung.