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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Der Einfluss potenziell inadäquater Medikation auf den Verlauf von Krankheitskosten

Meeting Abstract

  • Dirk Heider - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Dresden
  • Herbert Matschinger - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Hamburg
  • Andreas Meid - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Heidelberg
  • Walter E. Haefeli - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Heidelberg
  • Hans-Helmut König - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Hamburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf227

doi: 10.3205/18dkvf227, urn:nbn:de:0183-18dkvf2277

Published: October 12, 2018

© 2018 Heider et al.
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Text

Einleitung: Innerhalb der wachsenden älteren Bevölkerung stellen arzneimittelbedingte Probleme ein wichtiges Risiko für die Gesundheit dar. Die Verschreibung potenziell inadäquater Medikation (PIM) ist dabei ein wichtiger Aspekt, welcher mit der Erhöhung von Gesundheitskosten in Verbindung steht. Ziel der Studie ist die detaillierte longitudinale Analyse, inwiefern der Zusammenhang zwischen PIM-Verschreibung und den Gesundheitskosten durch die Anzahl der verschriebenen Medikamente beeinflusst (moderiert) wird.

Methoden: 6.849.622 Versicherte der AOK im Alter 65+, wurden in einer kontrollierten retrospektiven Kohortenstudie eingeschlossen. Die Probanden waren während des gesamten Untersuchungszeitraums von 24 Monaten durchgängig versichert. Basierend auf den longitudinalen Routinedaten der separaten 4 Quartale der 12-monatigen Pre-Periode wurden 3.860.842 Personen ohne PIM-Exposition mit 508.212 Personen ohne PIM-Exposition balanciert. Die Expositionseffekte der Verschreibung einer PIM auf die entstehenden Gesundheitskosten unter Berücksichtigung der Anzahl der verschriebenen Medikamente wurde ebenfalls unter Verwendung longitudinaler Routinedaten für die vier separaten Quartale der 12-monatigen Post-Periode analysiert. Zur Berechnung wurden lineare gemischte Regressionsmodelle mit Maximum-Likelihood-Schätzern verwendet.

Resultate: Nach erfolgter Balancierung des zeitlichen Verlaufs für die 4 Quartale der Pre-Periode anhand zahlreicher Matchingvariablen zeigt sich, dass, verglichen mit nicht-exponierten Personen, exponierte Personen im 1. Quartal der Post-Periode 2,1 zusätzliche verschriebene Medikamente konsumieren und höhere Gesamtkosten von 1.237 € aufwiesen. Unter Berücksichtigung des Moderationseffekts der Anzahl der verschriebenen Medikamente, verringerte sich die Differenz der Gesamtkosten zwischen den Studiengruppen auf 401 € im gleichen Quartal. Der durchschnittliche Effekt eines zusätzlich verschriebenen Medikaments auf die Gesamtkosten betrug für die Exponierten 137 €. In den darauffolgenden Quartalen 2-4 der Post-Periode, nehmen die beschriebenen Gruppenunterschiede kontinuierlich ab.

Fazit: Die Verschreibung einer PIM erhöht die Gesamtkosten für Gesundheitsleistungen. Der kostensteigernde Effekt der PIM-Verschreibung wird durch die Anzahl der verschriebenen Medikamente moderiert.