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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Entwicklung der direkten medizinischen Kosten bei Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis über die letzten 10 Jahre

Meeting Abstract

  • Imke Redeker - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Epidemiologie, Berlin
  • Falk Hoffmann - Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg
  • Katinka Albrecht - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Programmbereich Epidemiologie, Berlin
  • Jens Klotsche - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Programmbereich Epidemiologie, Berlin
  • Angela Zink - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Programmbereich Epidemiologie, Berlin
  • Kirsten Minden - Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Programmbereich Epidemiologie, Berlin

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf224

doi: 10.3205/18dkvf224, urn:nbn:de:0183-18dkvf2241

Published: October 12, 2018

© 2018 Redeker et al.
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Text

Hintergrund: Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA) ist die häufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Biologika sind eine effektive, aber kostenintensive Therapieform bei Patienten mit JIA. Über den Anstieg der Gesundheitskosten durch die wachsende Anzahl an JIA Patienten mit Biologika Therapie ist bisher wenig bekannt.

Fragestellung: Das Ziel dieser Studie war es, die Entwicklung der direkten medizinischen Kosten bei JIA Patienten über die letzten 10 Jahre zu untersuchen.

Methode: Unter Verwendung von Abrechnungsdaten der BARMER Krankenkasse wurden die direkten medizinischen Kosten von Kindern und Jugendlichen mit einer JIA Diagnose (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten, 10. Revision, [ICD-10] Codes M08, M09.0, L40.5) für die Jahre 2007 bis 2016 ermittelt. Direkte medizinische Kosten umfassten Kosten für ambulante Versorgung (d.h. ambulante-ärztliche Versorgung, Heilmittelversorgung [z.B. Physiotherapie, Ergotherapie] und Hilfsmittelversorgung [z.B. Stabilisierungsschienen, Greifhilfen]), Kosten für stationäre Versorgung (d.h. stationäre Krankenhausleistungen) und Kosten für Arzneimittel.

Ergebnisse: Daten von insgesamt 12.652 Kindern und Jugendlichen mit JIA wurden in die Analyse einbezogen. Die mittleren direkten medizinischen Kosten pro Patient stiegen um 33% von 4.577 € in 2007 auf 6.109 € in 2016. Die Kosten für Arzneimittel verzeichneten den größten Anstieg von 1.701 € in 2007 auf 3.131 € in 2016. Dieser Anstieg resultierte fast ausschließlich aus der wachsenden Anzahl an JIA Patienten mit Biologika Therapie (von 8,6% in 2007 auf 15,7% in 2016) und dem damit einhergehenden Anstieg der Kosten für Biologika von 964 € in 2007 auf 2.494 € in 2016. Die Kosten für stationäre Versorgung stiegen ebenfalls an (von 1.549 € in 2007 auf 1.749 € in 2016), wohingegen die Kosten für Heil- und Hilfsmittelversorgung zurückgingen (von 492 € in 2007 auf 417 € in 2016).

Diskussion: Die direkten medizinischen Kosten verzeichneten einen beträchtlichen Anstieg über die letzten 10 Jahre. Dieser Anstieg resultierte hauptsächlich aus der wachsenden Anzahl von JIA Patienten mit Biologika Therapie. Die Ergebnisse zeigten weiterhin, dass die Kosten für Biologika seit 2014 annähernd konstant sind. Die direkten nicht-medizinischen Kosten, sowie der Effekt der Biologika Therapie auf die Lebensqualität der JIA Patienten konnten in dieser Analyse nicht bewertet werden.

Praktische Implikationen: Dem Anstieg der Arzneimittelkosten bei der JIA ist das bessere Outcome hinsichtlich Erreichen einer inaktiven Erkrankung (Remission), Erhalt der Funktionsfähigkeit und Verhinderung von Folgeschäden bei einer zielgerichteten, optional Biologika einschließenden Therapie gegenüberzustellen. Dadurch ist langfristig gerade beim im Kindes- und Jugendalter beginnenden Gelenkrheuma eine hohe Einsparung direkter und indirekter Kosten durch Verhinderung von Langzeitfolgen zu erwarten.