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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Entwicklung einer Intervention zur Gesundheitskompetenz für Patienten mit Variablem Immundefekt (CVID) – Ergebnisse der Pilotstudie

Meeting Abstract

  • Marianne Bayrhuber - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Freiburg; Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI), Freiburg
  • Iris Tinsel - Universitätsklinikum Freiburg, Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI), Freiburg
  • Sigune Goldacker - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Freiburg; Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI), Freiburg
  • Gerhard Kindle - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Freiburg; Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI), Freiburg
  • Bodo Grimbacher - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Freiburg; Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI), Freiburg
  • Klaus Warnatz - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Freiburg; Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI), Freiburg
  • Alexandra Nieters - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Freiburg; Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI), Freiburg
  • Erik Farin-Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Freiburg; Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung (SEVERA), Freiburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf218

doi: 10.3205/18dkvf218, urn:nbn:de:0183-18dkvf2183

Published: October 12, 2018

© 2018 Bayrhuber et al.
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Text

Hintergrund: Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung verfügt über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz und hat Schwierigkeiten, mit medizinischen Informationen umzugehen. Eine hohe Gesundheitskompetenz ist für den Erhalt der Gesundheit, für die Prävention von neuen Erkrankungen sowie für die Nutzung des Gesundheitssystems von Bedeutung. Eine adäquate Gesundheitskompetenz ist insbesondere für chronisch kranke Patienten von Bedeutung, da diese längerfristig auf das Gesundheitssystem angewiesen sind und sich eine aktive Beteiligung am Behandlungsprozess positiv auswirken kann. Beim Variablen Immundefekt Syndrom (CVID), einer seltenen, chronischen Erkrankung des Immunsystems, treten aufgrund eines Mangels an Antikörpern (IgG) häufig schwere und wiederkehrende Infekte auf. Durch eine regelmäßige IgG Substitution lassen sich schwere Infektionen meist verhindern, dennoch treten bei einem Teil der Patienten weiterhin Folgeerkrankungen und eine Beeinträchtigung der Lebensqualität auf. Patientenschulungen können dazu beitragen, die Gesundheitskompetenz von Personen mit CVID zu erhöhen.

Fragestellung: In unserem Projekt wurde eine neue Intervention für Patienten mit CVID konzipiert und durchführt, welche die aktive Kommunikation mit Ärzten sowie die gesundheitsbezogene Kommunikation am Arbeitsplatz beinhaltet. Die Fragestellung des Kongressbeitrags lautet:

Wie beurteilen Patienten mit CVID eine Schulung zur Förderung der gesundheitsbezogenen Kommunikation?

Methode: In einer vom BMBF geförderten Studie (Fördernummer 01EO1303) wurde eine Intervention zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz für Personen mit CVID an einem spezialisierten Behandlungszentrum entwickelt. 49 Patienten mit CVID nahmen an der Intervention teil und beurteilten sie u.a. bezüglich Durchführung, Auswahl, Relevanz und Verständlichkeit der Inhalte. Die 2,5-stündige Schulung besteht aus zwei Modulen: die aktive Kommunikation mit Behandlern sowie die gesundheitsbezogene Kommunikation am Arbeitsplatz. Ziele der Schulung sind die Erhöhung des Wissens über die krankheitsbezogene, aktive Kommunikation sowie eine Erhöhung der Kommunikationsfertigkeiten in schwierigen Gesprächssituationen im Zusammenhang mit der Erkrankung. Außerdem soll die Schulung dazu beitragen, die Fähigkeit zur Krankheitsbewältigung zu erhöhen, indem die Patienten sich untereinander austauschen und lernen, aktiv zu kommunizieren.

Ergebnisse: Zur Analyse, wie die Patienten die Intervention bewerten, wurden Mittelwert (M) und Standardabweichung (SD) der Items des Bewertungsbogens berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bewertungen der Schulung aus Sicht der Patienten im Guten bis sehr guten Bereich liegen. Die Teilnehmenden schätzten die Schulung im Schulnotensystem hinsichtlich der folgenden Merkmale ein: Auswahl der Themen (M=1.98; SD=0.59), Verständlichkeit der Inhalte (M=1.55; SD=0.54), Nutzen der Inhalte (M=2.09; SD=0.70), Vortragsweise der Moderatoren (M=1.71; SD=0.71), Möglichkeit zu eigenen Anmerkungen (M=1.63; SD=0.66), Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch (M=1.89; SD=0.78), Atmosphäre in der Gruppe (M=1.41; SD=0.49), Gestaltung der Materialien (M=1.81; SD=0.61) und eingesetzte Methoden (M=1.97, SD=0.63). Der Gesamt-Mittelwert beträgt 1.77 (SD=0.38). Aus der Analyse der Freitexte konnten Hinweise für die Verbesserung der Schulung abgeleitet werden. Diese bezogen sich insbesondere darauf, mehr Zeit für die Schulung insgesamt sowie für den Erfahrungsaustausch zur Verfügung zu stellen.

Diskussion: Die Ergebnisse der Evaluation der Patientenschulung zeigen, dass die neue Schulung akzeptiert wird und von den Patienten als verständlich und relevant eingeschätzt wird. Dieses Ergebnis deckt sich mit anderen Interventions-Studien zur Förderung der Gesundheitskompetenz von chronisch kranken Patienten.

Praktische Implikationen: Die Studie liefert Hinweise, dass Patienten mit CVID eine Intervention zur Förderung der Gesundheitskompetenz positiv bewerten. Die neue Schulung sollte weiterentwickelt und anhand eines kontrollierten, randomisierten Designs auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Die Autoren empfehlen Ärztinnen und Ärzten, Patienten mit CVID auf bestehende Angebote von Selbsthilfeverbänden hinzuweisen.