gms | German Medical Science

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Implementierung und Evaluation der S3-Leitlinie zu Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen

Meeting Abstract

  • Angela Buchholz - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • Anke Friedrichs - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • Martin Härter - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • Christina Lindemann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • Bernd Schulte - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • Jens Reimer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Gesundheit Nord, Bremen
  • Uwe Verthein - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf210

doi: 10.3205/18dkvf210, urn:nbn:de:0183-18dkvf2102

Published: October 12, 2018

© 2018 Buchholz et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Riskanter Alkoholkonsum, Alkoholmissbrauch und Abhängigkeit sind in der deutschen Allgemeinbevölkerung weit verbreitet. Jeweils gut ein Fünftel der erwachsenen Männer und Frauen konsumierten im Jahr 2015 in Deutschland Alkohol in riskanter Weise. Riskanter oder missbräuchlicher Alkoholkonsum kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden führen. Um betroffene Patientinnen und Patienten zu erkennen, mögliche alkoholbedingte Schäden sicher zu diagnostizieren und eine angemessene Behandlung zu gewährleisten, wurde im Jahr 2014 die S3-Leitlinie „Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen“ herausgegeben. Studien zeigen, dass die alleinige Entwicklung, Veröffentlichung und Disseminierung einer Leitlinie oftmals nicht ausreichend ist. Um die Leitlinienempfehlungen in der Versorgung zu verankern, ist die Entwicklung konkreter Implementierungsstrategien hilfreich, allerdings liegen keine konkreten Empfehlungen für geeignete Implementierungsstrategien vor.

Fragestellung: Ziel der Studie ist es, Strategien für die Implementierung der S3 Leitlinie „Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen“ zu entwickeln und deren Effekt auf die Umsetzung der Leitlinienempfehlungen in der Versorgung modellhaft zu überprüfen.

Methode: Das Projekt Implementierung und Evaluation der S3-Leitlinie zu Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen (IMPELA) wird über einen Zeitraum von drei Jahren vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert und beinhaltet zwei Teilprojekte mit mehreren Modulen. Für die Projektdurchführung wurde die Stadt Bremen als Modellregion ausgewählt. Im Teilprojekt A werden in vier verschiedenen Modulen Bereiche identifiziert, in denen die Unterstützung der Leitlinienimplementierung im Hinblick auf aktuelle Versorgungsdefizite und dem erwarteten Nutzen einer verstärkten Umsetzung von Leitlinienempfehlungen besonders vielversprechend sind. Basierend auf einer Sekundärdatenanalyse regionaler Versorgungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) und der Deutschen Rentenversicherung (DRV), sowie einer ergänzenden Befragung zur aktuellen Versorgung von Betroffenen mit riskantem Alkoholkonsum und / oder alkoholbezogenen Störungen wird eine Modellierung zur Berechnung von alkohol-attributablen Fraktionen zur Nutzenabschätzung einer leitliniengerechten Versorgung durchgeführt. Parallel werden Behandlerinnen und Behandler sowie Betroffene hinsichtlich möglicher Barrieren und Förderfaktoren für die Umsetzung der S3-Leitlinie befragt. Das Teilprojekt A endet mit einem Expertenworkshop, in dem bisherige Ergebnisse diskutiert und konkrete Implementierungsstrategien abgeleitet werden. In Teilprojekt B wird anschließend die modellhafte Implementierung und Evaluation der Umsetzungsstrategien unter Berücksichtigung von Qualitätsindikatoren in zwei Modulen durchgeführt.

Ergebnisse: Das Projekt startete im November 2017 mit einer Auftaktveranstaltung aller Kooperationspartner in Bremen. Gegenstand des Vortrags wird ein Überblick über das gesamte Projekt sowie erste Ergebnisse des Teilprojekts A sein.

Diskussion: Das Projekt IMPELA ist sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus praktischer Perspektive von besonderer Bedeutung, denn es kombiniert eine Bestandsaufnahme eines speziellen Versorgungssystems in einer definierten Region mit einer realen bedarfsorientierten Umsetzungsstrategie. Diskutiert werden methodische Aspekte sowie Potentiale dieses Ansatzes.

Praktische Implikationen: Als Ergebnis des Projekts werden Materialien zur Verfügung stehen, die die Anwendung der Leitlinie und damit auch die Umsetzung einer leitliniengerechten Versorgung vereinfachen sollen. Ziel ist, dadurch die Versorgung von Betroffenen mit alkoholbezogenen Störungen insgesamt langfristig zu verbessern.