gms | German Medical Science

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Partizipative Entwicklung einer onlinebasierten Selbsthilfeplattform für pflegende Angehörige

Meeting Abstract

  • Astrid Linke - Katholische Hochschule NRW, Institut für Teilhabeforschung, Köln
  • Liane Schirra-Weirich - Katholische Hochschule NRW, Institut für Teilhabeforschung, Köln
  • Wolfgang Thiems - Katholische Hochschule NRW, Institut für Teilhabeforschung, Köln
  • Lisa-Marie Verhaert - Katholische Hochschule NRW, Institut für Teilhabeforschung, Köln

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf194

doi: 10.3205/18dkvf194, urn:nbn:de:0183-18dkvf1940

Published: October 12, 2018

© 2018 Linke et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Pflegende Angehörige sind aufgrund zahlreicher Belastungsfaktoren in den Fokus der Versorgungslandschaft zu nehmen. Um häusliche Versorgungsarrangements zu stabilisieren, ist die Unterstützung für diese Zielgruppe zu verstärken. Eine Möglichkeit dazu stellen Selbsthilfeangebote dar. Das Modellprojekt "Online Selbsthilfe Initiativen für Pflegende Angehörige" sieht die Ergänzung und Erweiterung des bereits bestehenden Selbsthilfeangebots für pflegende Angehörige durch die Entwicklung neuer, onlinegestützter virtueller Selbsthilfe vor. Dadurch entsteht die Chance, sich über Kommunikationsmedien zeit- und ortsungebunden zu informieren und zu unterstützen. Soziale Unterstützung als spezifische Unterstützungsform pflegender Angehöriger ist auf Grund der Einflussmöglichkeiten auf den Stress-Prozess ein wichtiger Forschungsschwerpunkt in verschiedenen Studien zur Pflegebelastung und zur Unterstützung pflegender Angehöriger.

Die Online-Plattform erlaubt es pflegenden Angehörigen Unterstützungsangebote u.a. von zu Hause zu nutzen. Dies erleichtert den Gebrauch von Selbsthilfe-Strukturen insbesondere für Menschen, die in ländlichen Regionen leben, in denen der Zugang zu persönlichen Beratungsangeboten und Selbsthilfegruppen eine Herausforderung (Barriere) darstellt. Die Anonymität bei der Nutzung onlinebasierter Angebote hilft Hemmschwellen zu senken, insbesondere für pflegende Angehörige, die eventuell Opfer von Stigmatisierung und Diskriminierung werden können. Zudem können tabuisierte Themen anonym benannt werden, die andernfalls ggf. nicht angesprochen werden.

Fragestellung: Die wissenschaftliche Begleitforschung des Modellprojektes betrachtet u.a. die Beteiligungsprozesse der pflegenden Angehörigen im Rahmen der Entwicklung einer online-basierten Selbsthilfeplattform. Auf der Basis eines partizipativen Forschungsansatzes werden die Möglichkeiten und das Ausmaß der Mitgestaltung der Entwicklung eines virtuellen Portals für pflegende Angehörige analysiert. Darüber hinaus wird die Evaluation Einsichten liefern, in welchem Maße pflegende Angehörige durch online-basierte Selbsthilfeangebote Unterstützung und Begleitung erfahren. Weiterhin wird betrachtet, inwieweit online-basierte Selbsthilfe eine Stärkung und Ergänzung der face-to-face-Selbsthilfe darstellen kann.

Methoden: Der partizipative Forschungsansatzumfasst verschiedene methodische Arbeitspakete. Neben Fokusgruppen, einer Online-Befragung werden Dokumentenanalysen und Partizipationsanalysen durchgeführt. Weiterhin erfolgt mittels einer Längsschnittbefragung und einer themenzentrierten Inhaltsanalyse die Auswertung der Personal Outcomes der Nutzer sowie der Inhalte der Online-Plattform.

Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgt mittels MAXQDA bzw. SPSS, wobei vorrangig quantitative Auswertungsverfahren zugrunde gelegt werden.

Ergebnisse: Die Auswertungen der unterschiedlichen Arbeitspakete werden Erkenntnisse liefern, inwieweit pflegende Angehörige partizipativ in die Entwicklung und Ausgestaltung einer Online-Plattform integriert werden. Darüber hinaus werden Erkenntnisse erwartet, inwieweit virtuelle Plattformen entlastende und unterstützende Funktionen für pflegende Angehörige übernehmen können.

Diskussion: Pflegende Angehörige sind stärker in ihrem Interesse zu unterstützen, digitale Medien für innovative Selbsthilfeformate nutzen zu können. Demnach sind hier Anbieter von Unterstützungsangeboten gefordert, online-basierte Servicestrukturen bereit zu stellen, um die Angebotslücke zu schließen. Wie kann es zukünftig gelingen, die Anbieter von dieser Notwendigkeit zu überzeugen und in der Umsetzung zu unterstützen? Wie kann das Wissen um die Existenz solcher Angebote verbreitet werden? Zur Identifizierung dessen, was als hilfreich erachtet wird, werden die pflegenden Angehörigen als ExpeterInnen ihrer Situation in den gesamten Forschungsprozess einbezogen.

Um diese Art der Unterstützungsangebote zu verbreiten und für eine Nachhaltigkeit in der Nutzung zu sorgen, gilt es zu prüfen, ob und wie die Erkenntnisse eine Relevanz für (politische) Entscheidungsträger, Kranken- und Pflegekasse sowie weitere Selbsthilfeverbände in Deutschland entfalten können.

Praktische Implikationen: Wenn diese Form der Selbsthilfe Initiative einen innovativen und hilfreichen (neuen) Zugang zu Unterstützungsleistungen für versorgende Angehörige darstellt, können zukünftig mehr Personen von dieser digitalen Hilfe profitieren und entsprechende Unterstützungsportale ausgebaut werden („digital literacy“).