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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Optimiertes Versorgungsmanagement bei Patienten mit einem kolorektalen Karzinom – Eine deskriptive Studie zur pflegerischen Versorgungsforschung

Meeting Abstract

  • Margarete Reiter - Caritas-Krankenhaus St. Josef, Direktion für Pflege- und Patientenmanagement, Regensburg
  • Michael Gerken - Tumorzentrum Regensburg, Statistik, Regensburg
  • Alois Fürst - Caritas-Krankenhaus St. Josef, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Regenburg
  • Gudrun Liebig-Hörl - Caritas-Krankenhaus St. Josef, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Regenburg
  • Inge Eberl - Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Pflegewissenschaften, Eichstätt
  • Sabine Bartholomeyczik - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Pflegewissenschaften, Witten

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf179

doi: 10.3205/18dkvf179, urn:nbn:de:0183-18dkvf1798

Published: October 12, 2018

© 2018 Reiter et al.
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Text

Hintergrund: In Deutschland ist das kolorektale Karzinom die zweithäufigste Krebserkrankung [1]. Patienten in den Tumorstadien III und IV entwickeln häufig einen Gewichtsverlust und leiden während der adjuvanten und insbesondere palliativen Therapie an diversen Nebenwirkungen [2].

In den onkologischen Versorgungsstrukturen bestehen bei der Überleitung vom stationären in den ambulanten Nachsorgebereich einige Defizite [3]. Diese umfassten beim kolorektalen Karzinom die ambulante Ernährungsberatung, die Unterstützung bei Therapienebenwirkungen und in der Stomatherapie sowie bei der Bewältigung der Krankheit im Alltag.

Fragestellung: Welche Effekte hat die Implementierung einer onkologischen Pflegeambulanz mit der Beratung und Unterstützung von Patienten mit einem primären kolorektalen Karzinom zur Ernährung, zu Therapienebenwirkungen und zur Stomatherapie?

Wie wirken sich die Interventionen auf die Lebensqualität und den Gesundheitszustand der Patienten aus?

Methodik: Bei der Studie handelte es sich um ein exploratives deskriptives Forschungsdesign in einer quantitativen Prä-Post-Test Studie mit einer Kontroll- und Interventionsgruppe. Der Patienteneinschluss erfolgte auf zwei chirurgischen Allgemeinstationen.

Die Datenerhebung wurde in der Vergleichsgruppe im Mai 2015 mit 75 Patienten, vor der Einführung der onkologischen Pflegeambulanz, anhand eines Fragebogens durchgeführt.

Die Interventionsgruppe wurde, zur Untersuchung der Wirksamkeit der onkologischen Pflegeambulanz, im Oktober 2016 mit 114 Patienten befragt.

Die onkologische Pflegeambulanz wurde als poststationäres, pflegegeleitetes Beratungskonzept entwickelt und evaluiert. Die Beratungsleistungen umfassten zwei bis drei ambulante Ernährungsberatungen zur Stabilisierung des Gewichts, zu verträglichen Nahrungsangeboten und deren Zubereitung. Während einer Radio-/Chemotherapie wurden die Patienten von einer onkologischen Pflegefachperson zu allen Kombinationen und Intensitäten von Nebenwirkungen (z.B. Fatigue, Hand-Fuß-Syndrom usw.) beraten und zur körperlichen Aktivität angeregt.

Neben den Methoden der deskriptiven Statistik zur Beschreibung und Darstellung der Stichprobe wurden der Chi-Quadrat-Verteilungstest und multivariable binäre logistische Regressionsanalysen aus der inferentiellen Statistik angewendet.

Ergebnisse: Die Patienten in der Interventionsgruppe erhielten signifikant mehr Informationen zur Ernährung und zu Therapienebenwirkungen. Diejenigen die eine Ernährungsberatung in Anspruch nahmen, konnten ihre Ernährung besser auf die Erkrankung und Therapie einstellen und ihr Gewicht stabilisieren. Patienten die eine Beratung von einer onkologischen Pflegefachperson erhielten, konnten besser mit Therapienebenwirkungen umgehen, fühlten sich mit ihren Bedürfnissen und Anliegen individuell wahrgenommen und hatten durchgehend einen vertrauensvollen Ansprechpartner. Bei der ambulanten Stomatherapie, der Lebensqualität und beim Gesundheitszustand der Patienten gab es keine signifikanten Effekte.

Diskussion: Patienten mit einem kolorektalen Karzinom benötigten während der gesamten Therapie Hilfestellung zur Unterstützung ihres Selbstmanagements. Diätassistenten, onkologische Pflegefachpersonen und Stomatherapeuten konnten durch ihren hohen Wissensstand, ihre Handlungskompetenz und ihr individuelles Fallverstehen den Patienten adäquate Beratungsleistungen anbieten.

Das sektorenübergreifende Versorgungs- und Beratungskonzept führte bei Patienten mit einem kolorektalen Karzinom zu deutlichen Verbesserungen in den Bereichen Nebenwirkungsmanagement, Ernährung und Umgang mit der Krankheit.

Praktische Implikationen: Die onkologische Pflegeambulanz wurde mittlerweile mit geregelter Finanzierung der Personalkosten und hoher Zufriedenheit der Patienten für zahlreiche Tumorentitäten in die Praxis umgesetzt, um Versorgungsdefizite und -brüche weitgehend zu reduzieren.


Literatur

1.
Robert-Koch-Institut: Zentrum für Krebsregisterdaten. Krebs in Deutschland. Darm -C1821 [eingesehen am 10.05.2017]. Available from: http://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2012/kid_2012_c18-21.pdf?_blob=publicationFile External link
2.
Ravasco P, Monteiro-Grillo I. Individualized nutrition intervention is of major benefit to colorectal cancer patients: long-term follow/up of a randomized controlled trial of nutritional therapy. American Journal of Clinical Nutrition. 2012;96: 1346-53.
3.
Stiel S, Joppich R, Korb K, Hahnen M, Elsner F, Rossaint R, Radbruch L. Problems and deficits in the transition from inpatient and outpatient care of cancer patients. A qualitative analysis. Der Schmerz. 2009;23 (5): 510-7.