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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Hospitalisierung von Pflegeheimbewohnern im letzten Lebensmonat: eine systematische Übersichtsarbeit

Meeting Abstract

  • Katharina Allers - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg
  • Falk Hoffmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg
  • Rieke Schnakenberg - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf165

doi: 10.3205/18dkvf165, urn:nbn:de:0183-18dkvf1656

Published: October 12, 2018

© 2018 Allers et al.
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Text

Hintergrund: Der Anteil der Personen, die ihre letzte Lebensphase im Pflegeheim verbringt, ist in den vergangenen Jahren gestiegen und wird vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter ansteigen. Ein wichtiger Aspekt für die Qualität der Versorgung am Lebensende ist die Häufigkeit von Hospitalisierungen kurz vor dem Tod. Oftmals ist ein Krankenhausaufenthalt mit einer unnötigen, belastenden Therapie verbunden, die in vielen Fällen nicht den Wünschen der Betroffenen entspricht und hat zur Folge, dass ein hoher Anteil der Patienten im Krankenhaus und nicht im Pflegeheim verstirbt.

Fragestellung: Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit ist es, einen Überblick über die Häufigkeit von Hospitalisierungen unter Pflegeheimbewohnern im letzten Lebensmonat zu geben.

Methoden: Am 24. Oktober 2017 wurde eine systematische Litertaturrecherche in MEDLINE (via PubMed), Scopus und CINAHL durchgeführt (PROSPERO CRD42017072276). Die Studienselektion erfolgte durch zwei unabhängige Autoren. Eingeschlossen wurden Beobachtungs- und Interventionsstudien (wenn Informationen zu Baselinedaten oder einer Kontrollgruppe vorlagen), die den Anteil an Pflegeheimbewohnern mit Hospitalisierung innerhalb der letzten 30 Tage vor Tod berichten (z.B. die letzten 30, 14, 7 Tage vor Tod oder das Versterben im Krankenhaus). Die Studienqualität wurde mittels des Joanna Briggs Institute Critical Appraisal Tools für Prävalenzstudien unabhängig durch zwei Autoren bewertet.

Ergebnisse: Von 1.555 identifizierten Studien, wurden 41 Studien in die Übersichtsarbeit eingeschlossen, davon stammten die meisten aus den USA (n=22), lediglich eine Studie kam aus Deutschland. Insgesamt gaben sieben der Studien Anteile zur Hospitalisierung im letzten Lebensmonat (davon sechs Studien aus den USA), eine Studie Anteile zur Hospitalisierung in der letzten Woche vor Tod und 35 der Studien den Anteil der im Krankenhaus verstorbenen Pflegeheimbewohner an. Durchschnittlich wurden zwischen 29% und 42% (Median 33%; IQR 30%-34%) der Pflegeheimbewohner im letzten Lebensmonat stationär behandelt. Es verstarben zwischen 6% und 83% (Median 23%, IQR 17%-47%) der Pflegeheimbewohner im Krankenhaus, die deutsche Studie ermittelte 29%. Diese Unterschiede fanden sich nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der Länder z.B. in den USA mit Werten von 10% bis 83%. Niedrigere Anteile lagen bei weiblichem Geschlecht, höherem Alter sowie bei Pflegeheimbewohnern mit einer Demenz vor.

Diskussion: Pflegeheimbewohner kommen häufig kurz vor dem Tod ins Krankenhaus, wobei der Anteil stark zwischen den Studien variiert. Hospitalisierungen kurz vor dem Tod sind sowohl für die Heimbewohner als auch deren Angehörige sehr belastend und häufig vermeidbar. Eine abnehmende Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten mit dem Alter sowie von Pflegeheimbewohnern mit einer Demenz, spiegelt eine weniger aggressive Versorgung dieser Gruppen am Lebensende wider.

Praktische Implikationen: Mit einem Anteil von 29% versterben Pflegeheimbewohner in Deutschland im internationalen Vergleich vergleichsweise häufig im Krankenhaus. Es sollte eine kritische Auseinandersetzung über die Angemessenheit der Hospitalisierungen von Pflegeheimbewohnern kurz vor dem Tod geführt und geeignete Maßnahmen entwickelt werden, um eine angemessene Versorgung am Lebensende im Pflegeheim zu ermöglichen.