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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Datenerschließung für ein kommunales medizinisches Versorgungsmanagement in München

Meeting Abstract

  • Frank Dodoo-Schittko - Referat für Gesundheit und Umwelt, Landeshauptstadt München, Kommunale Gesundheitsplanung und -koordinierung, München
  • Eva Rosenfeld - Referat für Gesundheit und Umwelt, Landeshauptstadt München, Kommunale Gesundheitsplanung und -koordinierung, München
  • Christian Nagel - Referat für Gesundheit und Umwelt, Landeshauptstadt München, Kommunale Gesundheitsplanung und -koordinierung, München
  • Susann Schmidt - Referat für Gesundheit und Umwelt, Landeshauptstadt München, Kommunale Gesundheitsplanung und -koordinierung, München
  • Chris Gehring - Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement, München
  • Viola Koncz - Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement, München
  • Kathrin Hegenberg - Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement, München
  • Alexandra Zech - Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement, München
  • Stephan Prückner - Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement, München

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf151

doi: 10.3205/18dkvf151, urn:nbn:de:0183-18dkvf1517

Published: October 12, 2018

© 2018 Dodoo-Schittko et al.
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Text

Hintergrund: München gilt als ein Standort von Hochleistungsmedizin mit hoher Klinikdichte. Dennoch stellt die medizinische Versorgung den Ballungsraum vor große Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund will die Landeshauptstadt München mit der Etablierung eines medizinischen Versorgungsmanagements im Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) ein Monitoring der gesundheilichen Versorgungssituation leisten und in Kooperation mit den Akteuren des Gesundheitswesens dazu beitragen, eine integrierte, patientenzentrierte medizinische Versorgung im ambulanten und (teil-)-stationären Bereich sicherzustellen. Einen Schwerpunkt bildet dabei der Bereich Schwangerschaft und Geburt. Prognosen besagen, dass die Geburtenzahlen der Münchnerinnen bis zum Jahr 2035 um 15,2% steigen. Bei genauerer Betrachtung der geburtshilflichen Versorgung muss konstatiert werden, dass es, wie in vielen deutschen Krankenhäusern [1], auch in Münchner Kliniken zu Engpässen kommt. Darüber hinaus verschärfen sich insbesondere durch die Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beschlossenen Änderungen der Strukturabfrage in der Qualitätssicherungsrichtlinie Früh- und Reifgeborene (QFR-RL) bereits bestehnde Kapazitätsprobleme in der Versorgung kleiner Frühgeborener.

Fragestellung: Inwieweit können Sekundärdaten kontinuierlichen Analysen und Monitoring von Engpässen und Fehlentwicklungen in der geburtshilflichen und neonatologischen Versorgung zugänglich gemacht werden?

Methode: Unterschiedliche Datenquellen sollen in Kooperation mit einem universitären Forschungsinstitut im Hinblick auf den Aufbau eines Data Warehouse (DW) erschlossen werden. Mittels eines Business Intelligence Ansatzes soll darauf aufbauend der jeweilige Ist-Zustand abgebildet werden. Durch eine wiederkehrende Erhebung der Daten bietet sich so die Möglichkeit eines kontinuierlichen Monitorings. Hierfür wurden im Rahmen der durch das RGU initiierten und regelmäßig abgehaltenen Arbeitsgruppe „Geburtshilfe“ die Klinikleitungen aller Geburtskliniken in München gebeten, ihr Einverständnis für die Nutzung von routinemäßig erhobenen Daten zur Verfügung zu stellen. Das DW bietet weiter die Möglichkeit, unter Verwendung von Advanced Analytics a) durchgeführte Interventionen zu evaluieren, b) Schwächen bei der Ausgestaltung der Versorgungsbereiche aufzudecken, c) Schwierigkeiten beim Zugang zu Versorgungsgebieten sowie bei dem Wechsel zwischen den Sektoren zu beschreiben und d) latente Zusammenhänge zu entdecken (Data Mining) und dem medizinischen Versorgungsmanagement zugänglich zu machen.

Ergebnisse: Von elf Münchener Geburtskliniken haben zehn Kliniken ihr Einverständnis für eine Übermittlung und die Nutzung von Daten aus der Erhebung im Rahmen der Richtlinie über Maßnahmen der Qualitätssicherung in Krankenhäusern (QSKH-RL) im Verfahren Geburtshilfe und aus den Abmeldungen aus der stationären Versorgung Geburtshilfe und Neonatologie über den webbasierten interdiziplinären Versorgungsnachweis (IVENA) gegeben.

Darüber hinaus konnten Daten, die über Bedarfe im Bereich Schwangerschaft und Geburt Auskunft geben, u.a. aus folgenden Quellen extrahiert werden: Einwohnermelderegister, Standesamt, Versorgungsatlas der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) und Qualitätsberichte der Krankenhäuser. Da insbesondere für den Bereich der Schwangerenvorsorge, Schwangerschaftsberatung und Nachsorge keine Sekundärdaten erschlossen werden konnten, fand im März 2018 eine Befragung der Mütter in den Wochenbettstationen von zehn der elf Münchner geburtshilflichen Kliniken und in Münchens derzeit einzigem Geburtshaus mittels eines standardisierten Fragebogens statt. Der Fragebogen beinhaltet einen soziodemographischen Teil, Fragen zum Informationsverhalten, Zugang zur und Inanspruchnahme von verschiedenen Versorgungsbereichen (niedergelassene Gynäkologen/-innen, Hebammen, Beratungsstellen). Hinzu kommen validierte Instrumente zum Wohlbefinden/ Depressivität und zur Patientenzufriedenheit.

Diskussion: Es ist gelungen, diverse Sekundärdaten mit Informationen über Kapazitäten und Bedarfe in der neonatologischen und geburtshilflichen Versorgung zu identifizieren. Auch wenn diese Daten zum Teil Qualitätsicherungsverfahren entstammen, war es möglich, die Kliniken zu überzeugen, diese für Analysen der Versorgungssituation und ein darauf aufbauendes Monitoring zur Verfügung zu stellen. Insbesondere im Bereich der Inanspruchnahme von Schwangerschaftsvorsorge existieren wenig systematisch erhobene Daten, womit es notwendig ist, in diesem Bereich Primärdaten zu erheben.

Implikationen: Die Etablierung eines medizinischen Versorgungsmanagements, angesiedelt auf der kommunalen Ebene, bietet auch in einer durch starke Konkurrenz in der medizinischen Versorgung geprägten Region wie München die Möglichkeit, durch verschiedene Akteure erhobene Daten im Hinblick auf versorgungsrelevante Fragestellungen zusammenzuführen.


Literatur

1.
DGGG. Umfrage zur geburtshilflichen Situation in deutschen Kliniken. Geburtsh Frauenheilk. 2017 ;77:1269-70.