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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Entwicklung und Pilotierung eines Instrumentariums zum Monitoring der Gesundheit und Versorgung von unversicherten Patienten (MONITORaccess)

Meeting Abstract

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  • Stefan Nöst - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg
  • Kayvan Bozorgmehr - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf146

doi: 10.3205/18dkvf146, urn:nbn:de:0183-18dkvf1464

Published: October 12, 2018

© 2018 Nöst et al.
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Hintergrund: In Deutschland leben zahlreiche Menschen ohne Krankenversicherungsschutz. Dies betrifft in einem überproportionalen Maße Migranten. Eine medizinische Grundversorgung dieser Bevölkerungsgruppe erfolgt in humanitären Parallelstrukturen zum Gesundheitssystem. Informationen zur Inanspruchnahme und zum Versorgungsbedarf sowie zum Ausmaß der Zugangsbarrieren bleiben weitestgehend verborgen.

Ziel: Das Ziel dieser Studie ist die Testung eines organisationsübergreifenden Monitorings der Gesundheit und Versorgung auf Machbarkeit. Die Studie wird innerhalb des Nachwuchsprogramms des Netzwerks 'Versorgungsforschung Baden-Württemberg' durchgeführt, das vom baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und dem Ministerium für Soziales und Integration gefördert wird.

Methode: Ausgehend von einer qualitativen Vorstudie wurde eine quantitative Machbarkeitsstudie unter Beteiligung von vier Einrichtungen aus drei unterschiedlichen NGOs durchgeführt. Patienten wurden im Falle eines Erstkontaktes der Einrichtungen eingeschlossen. Die Daten wurden mittels einem partizipativ entwickelten, standardisierten Dokumentationsbogen (17 Items) und Patientenfragebogen (3 Items; 10 Sprachen) erhoben. Hauptzielkriterien sind der „Beratungsanlass“ nach ICPC-2 (International Classification of Primary Care) und „selbstberichtete Zugangsbarrieren zur Gesundheitsversorgung“ in Anlehnung an das Instrumentarium der EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions ).

Ergebnisse: Insgesamt wurden 170 Patienten eingeschlossen. 45,5% (N=75) waren weiblich und fast die Hälfte war vor 1981 geboren (47,9%; N=81). 58,7% (N=91) waren wohnungslos oder hatten keine sichere Wohnung und davon lebten N=31 (20,0%) in der Obdachlosigkeit. Die beiden häufigsten Herkunftsländer waren Bulgarien (21,3%, N=36) und Rumänien (14,2%, N=24). Häufigste Beratungsanlässe waren „Schmerz generalisiert/an mehreren Stellen“ sowie „Schwangerschaft“. Häufigste Zugangsbarrieren waren zu hohe Kosten.

Diskussion: Die Implementierung eines organisationsübergreifenden Monitorings der Gesundheit und Versorgung unversicherter Menschen im Parallelsystem ist machbar. Ein hoher Anteil der versorgten Menschen kommt aus Ländern der Europäischen Union, darunter viele schwangere Frauen. Eine Ausweitung des Monitorings auf mehr Organisationen und Einrichtungen ist notwendig, um belastbare Daten zu generieren, die für eine regionale oder überregionale Bedarfsplanung sowie zur Sensibilisierung relevanter Akteure genutzt werden kann.