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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Versorgungsqualität bei Psoriasis in den letzten 12 Jahren – Ergebnisse aus vier bundesweiten Studien

Meeting Abstract

  • Anna Langenbruch - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung i. d. Dermatologie u. bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg
  • Marc-Alexander Radtke - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung i. d. Dermatologie u. bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg
  • Nicole Zander - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung i. d. Dermatologie u. bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung i. d. Dermatologie u. bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf072

doi: 10.3205/18dkvf072, urn:nbn:de:0183-18dkvf0722

Published: October 12, 2018

© 2018 Langenbruch et al.
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Text

Hintergrund: In Deutschland war die Qualität der Gesundheitsversorgung bei Psoriasis im Jahr 2005 nicht optimal, was unter anderem durch einen hohen Anteil an Patientinnen und Patienten mit Lebensqualitätseinschränkungen und einem hohem Schweregrad deutlich wurde (Reich, 2009). In den letzten 12 Jahren wurde ein nationales Psoriasis-Programm durchgeführt um die Qualität der Psoriasis-Versorgung zu verbessern.

Fragestellung: Wie ist die Gesundheitssituation von Patientinnen und Patienten mit Psoriasis vulgaris in der dermatologischen Behandlung in Deutschland aktuell (2016/17) im Vergleich zu den Erhebungen 2004/05, 2007, 2013/14?

Methode: Bundesweite, nicht-interventionelle Querschnittsstudien. In jeder Studie, an denen sich zwischen 71 und 130 Zentren beteiligten, wurden Daten von Patientinnen und Patienten mit Hilfe von Fragebögen erfasst. Diese umfassten sowohl eine Selbstauskunft durch die Betroffenen als auch eine Einschätzung durch die jeweils behandelnden Dermatologen. In jeder Erhebung wurden mindestens 1500 Patientinnen und Patienten befragt und alle Studien erfassten Indikatoren, die Rückschlüsse auf die Qualität der Versorgung zulassen sollten. Dazu zählten die Schwere der Psoriasis (mittlerer Psoriasis Area and Severity Index (PASI) und Anteil von schwer betroffenen Personen mit einem PASI > 20), die erkrankungsbezogene Lebensqualität (mittlerer Dermatology Life Quality Index (DLQI) und Anteil von in der Lebensqualität stark beeinträchtigten Personen mit einem DLQI > 10), systemische Therapie und stationäre Behandlung(en) in den letzten fünf Jahren. Um die Studien hinsichtlich der Versorgungsqualitätsindikatoren zu vergleichen, wurden Unterschiedsanalysen durchgeführt.

Ergebnisse: Zwischen Januar 2016 und Dezember 2017 wurden n=1827 Patientinnen und Patienten aus 93 dermatologischen Zentren befragt (mittleres Alter 51 Jahre, 45,2% weiblich). Der mittlere PASI lag bei 7,1±7,8 gegenüber 8,1±8,5 im Jahr 2013/14, 10,1±8,8 im Jahr 2007 und 11,4±9,6 im Jahr 2005 (p < 0,000). 7,3% der Studienteilnehmenden zeigten eine schwere Psoriasis (PASI > 20) gegenüber 9,2% in 2013/14, 11,6% in 2007 und 17,8% in 2004/05 (p < 0,000). Der mittlere DLQI lag bei 6,1±6,6 gegenüber 5,9±5,9 im Jahr 2013/14, 7,5±6,4 im Jahr 2007 und 8,6±7,1 im Jahr 2005 (p < 0,000). 21,4% beschrieben eine deutlich beeinträchtigte Lebensqualität (DLQI > 10) gegenüber 21,3% im Jahr 2013/14, 28,2% im Jahr 2007 und 34,0% im Jahr 2005 (p < 0,000). 57,6% aller Teilnehmenden gaben an, innerhalb der letzten fünf Jahre mindestens einmal eine systemische Therapie erhalten zu haben, gegenüber 59,5% im Jahr 2013/14, 47,3% im Jahr 2007 und 32,9% im Jahr 2005 (p < 0,000). 18% der Befragten wurden innerhalb der letzten fünf Jahre mindestens einmal stationär behandelt, gegenüber 20,1% im Jahr 2013/14 und 2007, sowie 26,9% im Jahr 2005 (p < 0,000).

Diskussion: Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass sich die Versorgungsqualität für Patientinnen und Patienten mit Psoriasis in Deutschland in den letzten 12 Jahren insgesamt verbessert hat. Mögliche Erklärungen könnten in Innovationen bei medikamentösen Behandlungsoptionen liegen, in der Etablierung und Umsetzung der S3-Leitlinie und in einem nationalen Konsensus über Gesundheitsziele für die Psoriasis. Trotzdem zeigt auch in der aktuellen Studie ein kleinerer Teil der Befragten einen hohen Schweregrad der Erkrankung und/oder äußert starke Lebensqualitätseinschränkungen, was für einen weiterhin vorhandenen Optimierungsbedarf der Versorgung spricht.

Praktische Implikationen: Die Verbesserung der Versorgung der Psoriasis als mögliche Konsequenz einer Wechselwirkung zwischen modernen Medikamenten, Behandlungsleitlinien und einem nationalen Programm zur Verbesserung der Versorgung, könnte eine Vorbildfunktion für andere Hauterkrankungen haben, bei denen die medizinische Versorgung noch nicht zufriedenstellend ist. Weiterhin gilt es zu prüfen, bei welchen Gruppen von Patientinnen und Patienten mit Psoriasis innovative Versorgungskonzepte in der Praxis nicht ankommen und welche Gründe es dafür gibt.