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Kosten-Effektivität von Frakturprävention bei älteren Personen im häuslichen Lebensumfeld
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Published: | October 12, 2018 |
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Hintergrund: Hüftfrakturen im höheren Lebensalter sind mit Einschränkungen für Betroffene und hohen Folgekosten für die Allgemeinheit verbunden. Bis zu 90 % aller Hüftfrakturen sind auf Stürze zurückzuführen. Klinische Studien weisen darauf hin, dass i) spezifisches Kraft-Balance-Training zur aktiven Sturzprophylaxe und ii) Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit der häuslichen Umgebung sturz-bedingte Frakturen vermeiden können. Die Kosten-Effektivität beider Interventionen wurde bisher für Deutschland nicht ermittelt.
Fragestellung: In 2 Modellierungen wurde untersucht, ob ein Sturzprophylaxe-Training bei noch zu Hause lebenden, nicht-pflegebedürftigen sowie die Verbesserung der häuslichen Sicherheit bei noch zu Hause lebenden, aber pflegebedürftigen Personen zur Vermeidung von Hüftfrakturen kosten-effektiv ist. Verglichen wurden beide Interventionen gegen keine Prävention.
Methoden: Es wurde ein Markov-Modell konzipiert, mit dem separat die Kosten-Effektivität eines Sturzprophylaxe-Trainings und der Verbesserung der Sicherheit der häuslichen Umgebung aus der Perspektive der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung (GKV) in Deutschland evaluiert wurde. Ausgehend vom 80. Lebensjahr wurden eine weibliche und eine männliche Kohorte über den verbleibenden Lebenszeitraum nachverfolgt. Kostendaten wurden aus öffentlichen Quellen bezogen, klinische Daten aus klinischen Studien und öffentlichen Statistiken. Die Ergebnisse wurden als Kosten je vermiedene Hüftfraktur (i) bzw. als Kosten pro Lebensqualität (ii) dargestellt. Zur Untersuchung der Unsicherheit wurden deterministische und probabilistische Sensitivitätsanalysen durchgeführt. Die monetären Konsequenzen für die GKV wurden in einer Budget-Impact-Analyse (BIA) abgeschätzt.
Ergebnisse: Für das spezifische Kraft-Balance-Training ergab die Basisfallanalyse für die weibliche Kohorte ein inkrementelles Kosten-Nutzen-Verhältnis von 32.100 € pro vermiedener Hüftfraktur. Bei der männlichen Kohorte lag dieses bei 57.081 €. Bei Kostenübernahme des Präventionsprogramms durch die GKV sind gemäß der BIA jährliche Mehrkosten von 1,8 Mio € (Frauen) bzw. 3,5 Mio € (Männer) zu erwarten. Für das Programm zur Verbesserung der Sicherheit der häuslichen Umgebung ergab sich ein Kosten-Nutzwertverhältnis von €9580 per QALY für Frauen sowie von €57.589 für männliche Personen. Die Kostenübernahme des dieses Programms durch die GKV würde in jährlichen Mehrkosten von insgesamt 7,7 Mio € resultieren. In beiden Modellierungen bestätigten Sensitivitätsanalysen die Robustheit der Ergebnisse.
Diskussion: Beide hier evaluierten Formen der Prävention resultieren aufgrund ihrer relativ geringen Interventionskosten in moderate Kosten-Nutzenverhältnisse und akzeptable Mehrkosten für die GKV. Für beide Programme ergaben sich deutlich bessere Kosten-Nutzen-Verhältnisse für Frauen im Vergleich zu männlichen Teilnehmern.
Praktische Implikationen: die vorliegende Analyse liefert Vertretern der GKV konkrete Anhaltspunkte zu finanziellen Konsequenzen bei einer Ausweitung ihres Angebots an Sturzprävention.