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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Case Management als effiziente und ökonomische Lösung zur Asthma-Versorgung von Risikofamilien

Meeting Abstract

  • Mathias Krisam - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Kinder-Pneumologie, Berlin; Boston Consulting Group, Berlin
  • Susanne Lau - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie/Allergologie, Berlin
  • Lisa Pfadenhauer - LMU München, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie, und Epidemiologie (IBE), Evidence-based Public Health, München
  • Peter von Philipsborn - LMU München, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie, und Epidemiologie (IBE), Evidence-based Public Health, München
  • Karin Geffert - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Medizinische Fakultät, Würzburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf053

doi: 10.3205/18dkvf053, urn:nbn:de:0183-18dkvf0534

Published: October 12, 2018

© 2018 Krisam et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Aktuelle Entwicklungen im Rahmen der Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland weisen einen Weg hin zu mehr Interdisziplinarität und einer ganzheitlichen Versorgung, welche insbesondere die Zusammenarbeit von medizinischer Versorgung und sozialpädagogischen Ansätzen fördern soll. Dies gilt auch für die Versorgung von Kindern mit Asthma bronchiale, der häufigsten chronischen Erkrankung im Kindes- und Jugendalter in Deutschland. Die stärkere Berücksichtigung sozialmedizinischer Aspekte in der Asthmaversorgung ist von besonderer Notwendigkeit, da in der Schwere des Krankheitsverlaufs ebenso wie bei der Verteilung der Risikofaktoren Tabak-Exposition, ungesunde Wohnbedingungen und Adipositas ein relevanter sozialer Gradient besteht.

Ziel dieser Studie: Ziel dieser Studie war die Untersuchung, inwiefern die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Asthma in Deutschland durch eine verstärkte Berücksichtigung der genannten Risikofaktoren und eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit verbessert werden kann.

Methodik: Da bisher noch keine Arbeit zu diesem Thema vorlag, wurde ein qualitativ-exploratives Vorgehen gewählt. Es wurden 28 ExpertInnen der Asthma-Versorgung von Kindern und Jugendlichen beziehungsweise der Gesundheits- und Sozialversorgung von Kindern und Jugendlichen im Allgemeinen mittels semi-strukturierter Leitfaden-Interviews befragt. Im Anschluss erfolgte eine qualitative Inhaltsanalyse nach Schreier (2014).

Ergebnis: Ein Großteil der Befragten äußerte die Ansicht, dass insbesondere eine ambulante Pflege-Betreuung durch geschulte KinderkrankenpflegerInnen oder MFAs für besonders bedürftige Familien zu einem verbesserten Umgang mit der Erkrankung im Allgemeinen und dem Angehen von Risikofaktoren beitragen kann. In Bezug auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit sprach sich zudem ein Großteil für ein an den individuellen Bedarf angepasstes Case Management aus, welches insbesondere durch Hausbesuche den Familien eine notwendige und sehr willkommene Unterstützung liefern und zudem effizient zwischen allen an der Versorgung Beteiligten vermitteln soll.

Diskussion: Diese Studie liefert Eckpunkte für die Erprobung einer über das DMP Asthma hinausgehenden integrierten Versorgung für Kinder und Jugendliche mit Asthma bronchiale in Deutschland. Dieses erweiterte Konzept sollte eine spezielle Beratung durch Pflegekräfte und ein zwischen den verschiedenen Behandlern besser koordiniertes und individuelles langfristiges Case Management insbesondere für Kinder mit schweren Verläufen beinhalten, das dazu beiträgt, soziale Hindernisse einer erfolgreichen Therapie zu erkennen und die betroffenen Familien zu stärken. Ein solches Konzept könnte im Rahmen eines Selektivvertrages erprobt und auf die Qualität und die Kosten-Nutzen-Relation sowie weiterer relevanter Kriterien evaluiert werden. Neben der GKV käme auch die DRV als Geldgeber in Frage.

Praktische Implikationen: Als nächster Schritt ist zum aktuellen Zeitpunkt (März 2018) ein Pilotprojekt geplant. Derzeit wird noch über den genauen Standort debattiert (zur Auswahl stehen: Bielefeld, Köln, Würzburg). Innerhalb dieser Pilotstudie soll dann sowohl der medizinische als auch der ökonomische Nutzen genau untersucht werden. Eine solch gesonderte Betreuung macht insofern vor allem Sinn vor und/oder nach einem (geplanten) Reha-Aufenthalt. Über Asthma hinaus sollte nach der Durchführung des Pilots das Thema Case Management auch für andere chronische Krankheiten diskutiert, evaluiert und bei positivem Outcome flächendeckend eingeführt werden. Ein solches Vorgehen würde auch insbesondere das Standing von Pflegekräften immens stärken und könnte Ärzte entlasten, sodass diese sich mehr auf ihre Kern-Kompetenz konzentrieren könnten.