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Zusammenhang zwischen Prozessindikatoren der ambulanten Versorgung und ambulant-sensitiven Krankenhausfällen am Beispiel von Diabetes mellitus Typ 2 in Baden-Württemberg
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Published: | September 26, 2017 |
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Hintergrund: Diabetes mellitus zählt mit über 6,5 Millionen Betroffenen zu den am häufigsten diagnostizierten, chronischen Erkrankungen in Deutschland. Der Typ-2-Diabetes (DM2) tritt mit einem Anteil von rund 95 Prozent deutlich häufiger auf als der Diabetes mellitus Typ 1 und steht dabei nur stellvertretend für viele weitere chronische Erkrankungen, die vor dem Hintergrund einer alternden Bevölkerung und somit einer immer größer werdenden Zielgruppe für chronische Erkrankungen und Multimorbidität an Relevanz hinzugewinnen. Dadurch rückt die Sicherstellung eines starken ambulanten Sektors weiter in den Fokus von Public Health. Allerdings ist die Erhebung der ambulanten Versorgungsqualität komplex, da die Behandlung chronischer Erkrankungen über einen langen Zeitraum andauert sowie ein klarer Endpunkt schwer zu setzen ist. Sundmacher et al. überführten daher das, in den USA entwickelte, Konzept ambulant-sensitiver Diagnosen (ASD) in das deutsche Gesundheitswesen. Diesem liegt der Gedanke zugrunde, dass durch eine hohe Hospitalisierungsrate aufgrund jener ASD, Rückschlüsse auf eine unzureichende ambulante Versorgung gezogen werden können. Treten folglich ASD im Krankenhaus auf, wird von ambulant-sensitiven Krankenhausfällen (ASK) gesprochen, die durch eine frühzeitige sowie qualifizierte Versorgung der Erkrankung im ambulanten Sektor vermeidbar gewesen wären.
Fragestellung: Wie valide sind ambulant-sensitive Krankenhausfälle als Indikator von Ergebnisqualität der ambulanten Versorgung?
Methode: In die Analyse sind aus Routinedaten der AOK Baden-Württemberg 389.693 Versicherte mit einer gesicherten DM2-Diagnose eingeschlossen worden. Zur Prüfung der Validität wurden anhand der Nationalen Versorgungsleitlinie "Therapie des Typ-2-Diabetes" Untersuchungen als Prozessindikatoren der ambulanten Versorgung identifiziert, die zur Vermeidung von Folgekomplikationen des DM2 und somit der ASD dienen. Diese sind als EBM-Abrechnungsziffern in den Routinedaten abgebildet und stellen in der Analyse die unabhängigen Variablen dar. Jene wurden mit den stationär, bei DM2 registrierten, ICD-10-Codes E11 und E14 aus der Kernliste ASD von Sundmacher et al. in einen Zusammenhang gesetzt. Dies erfolgte mithilfe der binären logistischen Regression unter Einbezug von Alter, Geschlecht, dem Charlson-Index und der Teilnahme an Disease-Management-Programmen (DMP) zur Risikoadjustierung.
Ergebnisse: Aktuell ist die statistische Analyse der Daten abgeschlossen. Eine Interpretation der Ergebnisse fand allerdings noch nicht statt, sodass deren Darstellung im Oktober erfolgen wird.
Diskussion und praktische Implikationen: Eine Bestätigung der Annahme, dass ASK als Indikator für die Messung der Ergebnisqualität im ambulanten Sektor geeignet sind, würde ASK als Mittel der Evaluation für ambulante Versorgungsprozesse darstellen. Potentielle Lücken in der ambulanten Versorgung könnten daher durch den Abgleich von durchgeführten Untersuchungen und aufgetretenen Krankenhausfällen zeitnah und ohne weiteren Erhebungsaufwand anhand von Routinedaten identifiziert werden. Auch könnte folglich die Anzahl der abgerechneten Untersuchungen aufzeigen, ob und wo weitere Potentiale in der Versorgung liegen. Anhand dieser Erkenntnisse könnten weitere Handlungsempfehlungen durch Versorgungsleitlinien verfasst werden.
Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung
Universität Bremen/ Fachbereich 11: Human- und Gesundheitswissenschaften
Public Health/Gesundheitswissenschaften, Bachelor of Arts
Bachelorarbeit
1. Betreuerin: Prof. Dr. Mirella Cacace
2. Betreuerin: Pamela Wronski
Beginn der Arbeit: 27.03.2017
Geplanter Abschluss: 28.05.2017