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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Wirksamkeit einer niedrigschwelligen individuellen Intervention basierend auf Aktimeterdaten zur Steigerung der körperlichen Aktivität und Verringerung der Sitzzeit von älteren Menschen

Meeting Abstract

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  • Fabian Kleinke - Institut für Community Medicine, Universität Greifswald, Universitätsmedizin Greifswald, Körperschaft des öffentlichen Rechts, Greifswald, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV050

doi: 10.3205/17dkvf409, urn:nbn:de:0183-17dkvf4095

Published: September 26, 2017

© 2017 Kleinke.
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Fragestellungen:

  • Wie hoch ist die körperliche Aktivität sowie das Sitzverhalten bei Personen ab 65 Jahren?
  • Welche Wirksamkeit hat eine niedrigschwellige Intervention mit individualisierten schriftlichen Rückmeldungen zur Erhöhung der körperlichen Aktivität und zur Verringerung der Sitzzeiten in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe nach 6 und 12 Monaten?
  • Hat die Intervention Einfluss auf Blutdruck und Somatometrie der Teilnehmer?
  • Gibt es in der Interventionsgruppe Änderungen in der selbstberichteten im Sitzen verbrachten Zeit sowie körperlichen Aktivität im Vergleich zur Kontrollgruppe?

Hintergrund: Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen weltweit eine führende Ursache der Mortalität dar. Bedeutende Risikofaktoren sind sowohl ein Mangel an körperlicher Aktivität als auch das Ausmaß an im Sitzen verbrachter Zeit. Mit zunehmendem Alter reduziert sich der Anteil an körperlicher Aktivität zum Teil erheblich während die im Sitzen verbrachte Zeit zunimmt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Personen ab 65 Jahren pro Woche mindestens 150 Minuten moderate oder mindestens 75 Minuten anstrengende körperliche Aktivität oder eine entsprechende Kombination. Studien zeigen, dass ältere Personen diese Empfehlungen teilweise nur zu einem Bruchteil (2,4%) erfüllen und dieselbe Altersgruppe täglich bis zu 9,4 Stunden im Sitzen verbringt.

Die Nutzung von Aktimetern zur objektiven Messung der körperlichen Aktivität und Sitzzeiten stellt eine Möglichkeit dar, Personen ihr konkretes Verhalten zurückzumelden. In ersten Interventionen wurde diese Möglichkeit des Aktimeterfeedbacks zur Erhöhung körperlicher Aktivität bzw. Verminderung von im Sitzen verbrachter Zeit bereits erfolgreich bei Älteren umgesetzt. Diese Interventionen waren allerdings durch komplexe Maßnahmen gekennzeichnet. Daher stellt sich die Frage, ob bereits eine niedrigschwellige Intervention basierend auf Aktimeterdaten mittels individualisierten schriftlichen Rückmeldungen allein ausreichend ist, um die Bewegungsmuster bei Älteren positiv zu beeinflussen und somit eine Bereitschaft zur Verhaltensänderung hervorzurufen.

Methode: Die MOVING-Studie hat ein prospektiv kontrolliert-randomisiertes Design. Innerhalb von 12 Monaten Studiendauer werden zu 4 Zeitpunkten (nach 3, 6 und 12 Monaten) Untersuchungen durchgeführt. Es erfolgen jeweils standardisierte Messungen von Blutdruck, Körpergröße und –Gewicht, Hüft- und Taillenumfang. Zusätzlich werden u.a. körperliche Aktivität und Sitzgewohnheiten mittels Fragebogen erhoben. Zur objektiven Erfassung der körperlichen Aktivität und der Sitzgewohnheiten tragen die Studienteilnehmer einen Aktimeter (ActiGraph GT 3X+) über einen Zeitraum von 7 aufeinanderfolgenden Tagen. Nach der 1:1 Randomisierung in Interventions- und Kontrollgruppe erhalten Probanden der Interventionsgruppe nach Baseline und nach dem 3-Monats-follow-up postalisch einen individualisierten Brief, der die Bewegungsdaten aus dem Aktimeter übersichtlich darstellt. Zur Einschätzung der eigenen körperlichen Aktivität werden die individuellen Bewegungsdaten mit den WHO-Empfehlungen zu körperlicher Aktivität verglichen.

Diskussion: Die Erhöhung körperlicher Aktivität sowie die Reduktion von Sitzzeiten bei Älteren sind zur Verbesserung der Gesundheit von entscheidender Bedeutung. Erste Interventionsstudien haben die Wirksamkeit des Aktimeterfeedbacks zur Erhöhung körperlicher Aktivität bzw. Verminderung von im Sitzen verbrachter Zeit im Rahmen komplexer Interventionen bereits erfolgreich bei Älteren gezeigt. Die Übertragung dieser Maßnahmen in die Praxis erscheint aufgrund der Komplexität der durchgeführten Maßnahmen (z.B. regelmäßige Telefongespräche) schwierig, da sie mit zum Teil mit erheblichen finanziellen und zeitlichem Aufwand verbunden sind. Der niedrigschwellige Ansatz der MOVING-Studie orientiert sich dabei auch an einer umsetzbaren Anwendung in die Praxis. Sollte die Intervention zu einer erfolgreichen Erhöhung der körperlichen Aktivität, bzw. Verringerung der Sitzzeiten führen, hat die Studie das Potential bedeutende Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu minimieren und den Gesundheitszustand und die Lebensqualität bei älteren Menschen zu verbessern.


Art der Arbeit: Doktorarbeit
Institut: Institut für Community Medicine, Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health, Universitätsmedizin Greifswald
Betreuer: PD. Dr. Neeltje van den Berg
Beginn: Juli 2017
Voraussichtlichtes Ende: Mitte 2019