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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Stimmbezogene Lebensqualität von Mann-zu-Frau-Transsexuellen: Validierung der deutschen Übersetzung des Transsexual Voice Questionnaire for Male-to-Female Transsexuals (TVQMtF)

Meeting Abstract

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  • Sandra Salm - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), Universität zu Köln, Köln, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV049

doi: 10.3205/17dkvf408, urn:nbn:de:0183-17dkvf4084

Published: September 26, 2017

© 2017 Salm.
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Die im Folgenden dargestellte Masterarbeit wird im Rahmen des Studiengangs M.Sc. Versorgungswissenschaft am Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität zu Köln unter der Betreuung von Frau Jun.-Prof. Dr. Lena Ansmann zwischen April und September 2017 verfasst.

Hintergrund: Da bei Mann-zu-Frau-Transsexuellen (folgend MzF-Transsexuelle) ein Konflikt zwischen der Geschlechtsidentität und dem äußeren Erscheinungsbild besteht, hat auch die Stimme als identitätsstiftendes Merkmal eine entscheidende Bedeutung (Neumann & Wenzel, 2004). Dies wird dadurch verstärkt, dass auch bei erfolgter Hormonbehandlung im Zuge der Geschlechtsangleichung es kaum möglich ist, einen weiblichen Stimmklang zu erzeugen, da durch die Hormongabe der Kehlkopf anatomisch nicht verändert wird, anders als bei Frau-zu-Mann-Transsexuellen, deren Kehlkopf durch die Hormonbehandlung wächst und es so zur Maskulinisierung der Stimme kommt (Mészáros et al., 2005).

Trotz der hohen Bedeutung der Stimmarbeit mit MzF-Transsexuellen versorgen nur sehr wenige Sprachtherapeut*innen diese Klientel. Dass sich viele dieses Handlungsfeld nicht zutrauen, mag nicht nur mit mangelnden Kenntnissen und Berührungsängsten zu tun haben, sondern könnte auch darin begründet sein, dass Sprachtherapeut*innen hinsichtlich therapeutischer Methoden darin ausgebildet sind, pathologische Veränderungen der Stimme zu behandeln, während die Stimmarbeit mit MzF-Transsexuellen eine Stimmklangveränderung einer meist gesunden Stimme bedeutet. Ferner erschweren rares Diagnostik- und Übungsmaterial den Zugang zum Thema.

Der 2013 in Australien entwickelte Transsexual Voice Questionnaire for Male-to-Female Transsexuals (TVQMtF) (Dacakis et al., 2013), der 2015 von Kleinsasser und Meister autorisiert ins Deutsche übersetzt wurde, ist ein erster Schritt, um dem Mangel an adäquaten Instrumenten entgegenzuwirken. Eine Validierung der deutschen Version steht allerdings noch aus.

Fragestellung: Inwieweit erfüllt die deutsche Übersetzung des TVQMtF psychometrische Gütekriterien wie Reliabilität und Validität und welche faktorielle Struktur liegt dem Instrument zugrunde? Wie stellt sich die stimmbezogene Lebensqualität (VrQoL) von MzF-Transsexuellen in Deutschland dar?

Methode: Zur Beantwortung der Fragestellungen wurde eine Online-Befragung entwickelt, die bereits von drei MzF-Transsexuellen und einer cissexuellen Frau (die sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht ‚weiblich‘ identifiziert) einem kognitiven Pretest unterzogen wurde. Dieses Befragungsinstrument enthält neben der deutschen Version des TVQMtF den Voice Handicap Index (Jacobson et al., 1997) zur Erfassung der konvergenten Validität sowie Fragen zur Soziodemografie und zur Inanspruchnahme verschiedener Maßnahmen im Zuge der Transition (z.B. Vornamen-/Personenstandsänderung, Hormonbehandlung, geschlechtsangleichende Operation, Stimmoperation, Stimmtraining). Zudem werden identifizierende Items vorgelegt, um sicherzustellen, dass nur MzF-Transsexuelle teilnehmen, die außerdem bereits Erfahrungen darin gemacht haben, im weiblichen Geschlecht zu leben.

Der Link zur Befragung wird über E-Mail-Verteiler, Facebook-Seiten/-Gruppen sowie Foren von Organisationen und Interessengruppen transsexueller Menschen verbreitet.

Zur Analyse des TVQMtF auf Itemebene werden die Akzeptanz, Itemschwierigkeit, Inter-Item-Korrelation sowie die Itemtrennschärfe berechnet. Auf Skalenebene werden die interne Konsistenz als Cronbachs-α und die Split-Half-Reliabilität berechnet sowie die faktorielle Struktur konfirmatorisch und anhand eines Strukturgleichungsmodells analysiert. Hinsichtlich der konvergenten Validität wird die Korrelation von TVQMtF und VHI ermittelt.

Zur Beschreibung der VrQoL von MzF-Transsexuellen sollen neben Maßen der zentralen Tendenz und Streuung Zusammenhänge zu soziodemografischen und transitionsbezogenen Daten betrachtet werden.

Erwarteter Nutzen/Ziele: Mit der deutschen Version des TVQMtF liegt erstmals ein Selbsteinschätzungsfragebogen zur VrQoL von MzF-Transsexuellen für den deutschsprachigen Raum vor, der auf psychometrische Gütekriterien hin getestet wurde. Dieser kann in der stimmbezogenen Versorgung von MzF-Transsexuellen, sei es in der sprachtherapeutischen Stimmarbeit oder der Phonochirurgie, eingesetzt werden.

Zudem lägen erste Daten zum Konstrukt der VrQoL bei MzF-Transsexuellen vor, die die Interpretierbarkeit des Instruments und somit die Implementierung in die Praxis erleichterten.

Ferner sollen die Ergebnisse das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Thematik in Versorgungsforschung und Sprachtherapie im Speziellen sowie die Sensibilität für geschlechtliche Vielfalt in der Gesundheitsversorgung und -forschung im Allgemeinen steigern.