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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Die aktuelle Versorgungssituation Demenzkranker in Deutschland: Status Quo, Forschungslücken und Perspektiven der Optimierung

Meeting Abstract

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  • Steffi G. Riedel-Heller - Universität Leipzig, Leipzig, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP169

doi: 10.3205/17dkvf402, urn:nbn:de:0183-17dkvf4020

Published: September 26, 2017

© 2017 Riedel-Heller.
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Hintergrund: Die Versorgung Demenzkranker stellt insbesondere im Zuge der demografischen Entwicklung eine zentrale Herausforderung für das Gesundheits- und Sozialsystem dar.

Methode: Der Vortrag gibt eine kurze Übersicht zur Versorgung Demenzkranker in Deutschland in den Bereichen Diagnosepraxis, Behandlungs- und Präventionspraxis, beleuchtet verschiedene Versorgungs-Settings und lotet Optimierungsbedarfe aus. Eingebettet in diese Übersicht werden eigene empirische Ergebnisse einer großen im Jahr 2003 gestarteten, multizentrischen prospektiven Kohortenstudie (AgeCoDe/AgeQualiDe-Studie, Individuen ab 75 Jahren zur Basisuntersuchung mit n=3327; 1,5 Jahre Abstand zwischen den Messzeitpunkten) zu den verschiedenen Themenbereichen.

Ergebnisse: Die Hausärzte stellen nach wie vor wichtige Akteure und erste Ansprechpartner für Senioren bei der Demenzdiagnostik dar. Kassendaten verweisen darauf, dass testpsychologische und bildgebende Verfahren vergleichsweise selten zum Einsatz kommen. Gleiches gilt für die Behandlung mit Antidementiva. Ergebnisse der AgeCoDe-AgeQualiDe-Studie zeigen, dass eine leitliniengerechte Pharmakotherapie mit Acetylcholinesterase-Hemmern und Memantine bei hausärztlich versorgten Patienten nur in einem geringen Umfang stattfindet. Im selben Zug sind Behandlungen mit Neuroleptika sehr häufig und der Gebrauch von potenziell inadäquater Medikation (PIM) ist verbreitet. Die AgeCoDe-AgeQualiDe-Studie identifiziert substantielle ungedeckte Bedarfe bei zu Hause versorgten Demenzkranken. Zudem bleibt vielen Betroffenen ein Heimeintritt nicht erspart. Krankenhäuser erweisen als sich unzureichend auf die Situation Demenzkranker vorbereitet.

Diskussion: Die Übersicht zum Wissensstand zur Versorgung Demenzkranker identifiziert Optimierungsbedarf und verweist gleichzeitig auf Forschungslücken im Bereich der Versorgungsforschung. Die Hoffnung einer optimierten Versorgung liegt auf einer multiprofessionellen und sektorübergreifenden Versorgung. Hausarztbasierte optimierte Versorgungsmodelle (zum Beispiel Dementia Care Management) und sich zunehmend etablierende Demenzversorgungsnetzwerke sind wichtige Initiativen. Profunde gerontopsychiatrische Kompetenz ist für die Verbesserung der Versorgung auf allen Ebenen unabdingbar.