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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Barrieren der leitliniengerechten Versorgung von Psoriasis (Schuppenflechte) in Europa – Zwischenbericht der in Deutschland erhobenen Daten

Meeting Abstract

  • Nicole Zander - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Anna Langenbruch - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Marc Radtke - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP117

doi: 10.3205/17dkvf351, urn:nbn:de:0183-17dkvf3511

Published: September 26, 2017

© 2017 Zander et al.
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Hintergrund: Die deutsche Studienreihe “PsoHealth” hat in den letzten Jahren die Qualität der Versorgung der Schuppenflechte (Psoriasis) untersucht. Dabei wurde herausgefunden, dass ein bedeutender Anteil nicht gemäß der nationalen Leitlinie behandelt wird, was auch in weiteren Studien belegt wurde. Eine ähnliche Unterversorgung konnte auch in anderen Ländern festgestellt werden, was sich unter anderem auch durch eine Unzufriedenheit der Patienten mit ihrer Versorgung zeigt.

Fragestellung: Diese Studie zielt darauf ab, Barrieren leitliniengerechter Versorgung bei Psoriasis in fünf europäischen Ländern zu identifizieren.

Methode: Anhand einer multizentrischen Querschnittsstudie werden Barrieren und Qualität der Psoriasisversorgung erfasst. Die fünf Länder (Dänemark, Polen, Spanien, Großbritannien und Deutschland), in denen Daten erhoben werden, stehen repräsentativ für das jeweilige Gesundheitssystem und der dortigen ambulanten dermatologischen Versorgung. In jedem Land sollen 500 Patienten in die Studie eingeschlossen werden, was zu einer Gesamtpopulation von 2.500 Patienten mit Psoriasis führt. Die Datenerhebung wurde im Januar 2016 gestartet und soll Ende 2017 abgeschlossen werden. Der vorliegende Beitrag zeigt Zwischenergebnisse der in Deutschland befragten Patienten. Die Daten werden zunächst deskriptiv und im weiteren Verlauf der Studie multivariat mittels SPSS ausgewertet.

Ergebnisse: Bis Januar 2017 konnten in Deutschland n = 327 Patienten in die Studie aufgenommen werden. Das mittlere Alter lag bei 50 Jahren, 42,3 % waren weiblich. Der mittlere Schweregrad, gemessen mit dem Psoriasis Area and Severity Index auf einer Skala von 0-72 (PASI) lag bei 7,2. 24 % hatten einen PASI über 10, was gemäß der Leitlinie einer mittleren bis schweren Psoriasis entspricht und eine medikamentöse (systemische) Therapie erfordert. Die mittlere Beeinträchtigung der Lebensqualität, gemessen mit dem Dermatology Life Quality Index (DLQI, Skala 0-30) betrug 5,6. 63,5 % der Patienten wurden mit systemischen Medikamenten behandelt, 28,8 % erhielten Biologika. Seit Feststellung der Diagnose haben die Patienten im Durchschnitt 3 verschiedene Dermatologen aufgesucht (min 0, max 27) und haben 4 mal die Therapie gewechselt. 10 % gaben an, dass ihre Kasse schon mal eine Therapie abgelehnt hat, die durch einen Arzt empfohlen wurde.

Diskussion: Die Zwischenergebnisse der in Deutschland erhobenen Daten zeigen erste Trends und erweitern Erkenntnisse aus den vorangegangenen Studien zur Versorgungssituation der Psoriasis. Die hohe Zahl an aufgesuchten Ärzten und Therapiewechseln zeigen, dass sich die Behandlung der Psoriasis sehr komplex gestalten kann. Derartige Wechsel können durch ein sich veränderndes Krankheitsbild oder auch durch Unzufriedenheit des Patienten mit der eigenen Behandlung begründet sein. Dies und die verwehrten Therapien geben Hinweis auf mögliche Barrieren der leitliniengerechten Versorgung der Psoriasis in Deutschland. Der europäische Vergleich ermöglicht zum ersten Mal die direkte Beschreibung der Versorgungssituation (inklusive Herausforderungen und Zugangsbarrieren im Laufe des Patientenpfads) für ein breites Spektrum europäischer Länder.

Praktische Implikationen: Die laufende Studie wird die Implementierung der Nationalen Versorgungsziele für Psoriasis 2010-2020 sowie die Ergreifung von Maßnahmen zum verbesserten Zugang zu systemischen Medikamenten und Biologika fördern. Die Verknüpfung von patientenberichteten Endpunkten mit Daten des Gesundheitssystems und Barrieren aus Sicht des Arztes sind ein weltweites Novum und werden dazu beitragen, Strategien zur Überwindung dieser Barrieren zu entwickeln.