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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Therapieoptionen für abdominale Adipositas im Erwachsenenalter: Protokoll eines systematischen Reviews randomisierter kontrollierter Studien

Meeting Abstract

  • Dorothea Kesztyüs - Universität Ulm, Ulm, Germany
  • Julia Erhardt - Beuth Hochschule für Technik Berlin, Berlin, Germany
  • Dorothée Schönsteiner - Universität Ulm, Ulm, Germany
  • Tibor Kesztyüs - Hochschule Ulm, Ulm, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP114

doi: 10.3205/17dkvf348, urn:nbn:de:0183-17dkvf3487

Published: September 26, 2017

© 2017 Kesztyüs et al.
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Text

Hintergrund: Abdominale Adipositas steht in direktem Zusammenhang mit den meisten nicht übertragbaren Krankheiten (NCDs), der mittlerweile führenden Todesursache weltweit. Dazu zählen in erster Linie die von der WHO als Haupttypen postulierten kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes, Krebs und chronisch-respiratorische Erkrankungen. Die Identifikation effektiver Therapieoptionen für abdominale Adipositas ist daher von besonderer Bedeutung, um sowohl der Zunahme ihrer Prävalenz als auch dem weiteren Ansteigen der assoziierten NCDs präventiv entgegenzutreten. Der hier vorgestellte systematische Review soll die vorliegende Fragestellung untersuchen und wurde im März 2017 im internationalen prospektiven Register für Protokolle systematischer Reviews PROSPERO registriert: CRD42017057898.

Fragestellung: Welche therapeutischen Optionen zur Behandlung abdominaler Adipositas im Erwachsenenalter stehen zur Verfügung? Erstellung eines Überblicks über Verhaltens-, Lebensstil und pharmazeutische Interventionen sowie kombinierte Ansätze, deren Wirksamkeit und potenzielle Nebenwirkungen.

Methode: Systematische Literaturrecherche in Medline, Embase und dem Cochrane Central Register of Controlled Trials (CCRCT) sowie den Referenzlisten der eingeschlossenen randomisierten kontrollierten Studien (RCTs). Zwei Wissenschaftler führen unabhängig voneinander einen Title-Abstract Scan der Trefferlisten der Literaturrecherche nach vorher festgelegten Ein- und Ausschlusskriterien durch. Konflikte werden durch einen dritten Wissenschaftler gelöst. Die so identifizierten Studien werden in einem weiteren Schritt im Volltext erneut anhand der Ein- und Ausschlusskriterien nach demselben Schema geprüft. Die Datenextraktion erfolgt wiederum durch zwei Wissenschaftler und wird jeweils gegengeprüft. Für die Datenextraktion werden spezielle Tabellen erstellt, die den Anforderungen für den abschließenden Bericht entsprechen. Alle wichtigen Informationen bezüglich der Studiendetails werden erfasst, wie Setting, Anzahl der Teilnehmer, Beschreibung und Komponenten der Intervention und Kontrolle, Basischarakteristika der Teilnehmer (z.B. Altersgruppe, Geschlecht, Gesundheitszustand), Dauer der Intervention und des Follow-Up, berichtete (stetige) Ergebnismaße zusammen mit dem jeweiligen Delta (Δ) und der prozentualen Veränderung, sowie berichtete Nebenwirkungen. Alle eingeschlossenen RCTs erhalten ein Rating anhand des „Cochrane Collaboration’s tool for risk of bias assessment (SCORE)“. Der Bericht erfolgt aufgrund der erwarteten Vielfalt an unterschiedlichen Zielgrößen, bedingt durch die nicht einheitlichen Mess- und Definitionsverfahren der abdominale Adipositas, in narrativer Form basierend auf der Leitlinie des “Economic and Social Research Council (ESRC) Methods Programme”.

Diskussion: Ein bereits existierender Review zu Therapieoptionen für abdominale Adipositas konnte bei Vorrecherchen in einschlägigen Datenbanken nicht gefunden werden. Wirksame Therapieoptionen für abdominale Adipositas können sich allerdings deutlich von den Therapieoptionen für allgemeine Adipositas unterscheiden, da für den Abbau von abdominalem Fett nicht zwangsläufig eine Gewichtsabnahme erforderlich ist.

Praktische Implikationen: Abdominale Adipositas ist ein bisher in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung vernachlässigter Risikofaktor. Zwar gibt es eine S3 Leitlinie zu allgemeiner Adipositas, nicht jedoch zu der eigentlichen Hochrisikovariante der abdominalen Adipositas, auf die in der Leitlinie nur sehr kursorisch eingegangen wird. Die Identifikation wirksamer Therapien ist von besonderer Bedeutung für eine umfassende Patientenversorgung. Da abdominale Adipositas ein bedeutsamer Risikofaktor für NCDs ist, ist nicht nur die Therapie von großer Bedeutung, sondern vor allem die damit verbundene Präventionsleistung.