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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Einfluss körperlicher Inaktivität und anderer Risikofaktoren auf die Entstehung behandlungsbedürftiger Osteoarthrose bei Frauen

Meeting Abstract

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  • Nikola Schwersensky - Alice-Salomon-Hochschule Berlin, Berlin, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP113

doi: 10.3205/17dkvf347, urn:nbn:de:0183-17dkvf3478

Published: September 26, 2017

© 2017 Schwersensky.
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Hintergrund: Arthrose zählt zu den häufigsten muskuloskelettalen Erkrankungen (MSKE) und verursacht mehr Einschränkungen und Behinderungen in der Bevölkerung der westlichen Industrienationen als jede andere Erkrankung. Von Arthrose betroffene Patienten gehören in Deutschland zu den häufigsten Nutzern des Gesundheitssystems (RKI 2013). Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Gesamtlebenszeitprävalenz der Arthrose ist für Frauen (27,1%) signifikant höher als für Männer (17,9%). In der Gruppe der über 65 jährigen sind etwa die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer betroffen (RKI 2012). Während für einige bedeutende chronische Erkrankungen klare Zusammenhänge mit Risikofaktoren aufgezeigt werden konnten, besteht für Arthrose noch in vielen Punkten Unklarheit, deshalb geht diese Arbeit der Frage nach :

1.
Ist körperliche Inaktivität von Frauen im mittleren Lebensalter ein Risikofaktor für das Entstehen von Hüft- und Kniegelenharthrose?
2.
Welche anderen Risikofaktoren können aus der Literatur erschlossen werden?

Methode: Es wurde eine systematische Literatursuche in den relevanten medizinischen Datenbanken durchgeführt. Vier Kohortenstudien wurden identifiziert, die den Einfluss von körperlicher Aktivität auf die Entstehung von symptomatischer Arthrose untersuchten. Die Studien wurden anhand des STROBE Statements bewertet.

Ergebnis: Allen Studien liegt die Hypothese zu Grunde, dass körperliche Aktivität ein Risikofaktor für das Entstehen von Arthrose ist. Diese Hypothese konnte widerlegt werden. Obwohl alle Studien körperliche Aktivität unterschiedlich operationalisieren, kommen sie zu dem Ergebnis, dass weder ein hohes Maß an körperlicher Aktivität noch körperliche Inaktivität einen Risikofaktor für die Entstehung von Arthrose bei Frauen darstellt. Dieses Ergebnis lässt sich auf übergewichtige und adipöse Personen übertragen. Übergewicht und psychischen Erkrankungen können als unabhängige Risikofaktoren für die Entstehung von Arthrose belegt werden.

Diskussion: Es ist allgemein anerkannt, dass körperliche Aktivität einen positiven Einfluss auf die physische und psychische Gesundheit hat. Körperliche Aktivität ist ein fester Bestandteil von Prävention und in der Rehabilitation chronischer Krankheiten. Ein aktiver Lebensstil reduziert das Risiko von Übergewicht und psychischen Erkrankungen.

Frauen im späten mittleren Lebensalter erfahren mit dem Eintritt der Menopause um das fünfzigste Lebensjahr körperliche Veränderungen. In dieser Lebensphase erhöht sich das Risiko für die Entstehung von Arthrose und anderen chronischen Erkrankungen. Durch gezielte geschlechtersensible Präventionsmaßnahmen lässt sich die Zahl der chronisch behandlungsbedürftigen Hüft- und Kniegelenksarthrosen reduzieren.

Praktische Implikationen: Entwicklung einer Hüft- bzw. Knieschule unter Einbeziehung neuester Erkenntnisse aus der Medizin, Therapie, Psychologie sowie mit partizipativer Patientenbeteiligung.