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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Expertenbefragung zur Effizienz der sektorübergreifenden psychiatrischen Versorgung

Meeting Abstract

  • Yuriy Ignatyev - Medizinische Hochschule Brandenburg, Rüdersdorf, Germany
  • Sebastian von Peter - Berlin, Germany
  • Jürgen Timm - Bremen, Germany
  • Martin Heinze - Berlin, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP042

doi: 10.3205/17dkvf302, urn:nbn:de:0183-17dkvf3027

Published: September 26, 2017

© 2017 Ignatyev et al.
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Text

Hintergrund: Bei der Umsetzung der Modellprojekte nach §64b SGB-V sind Begleitstudien vorgeschrieben. Für die effektive Studienplanung sollen einzelne Versorgungskomponenten ausgewählt und gewichtet werden. Eine mögliche Methode für eine vorläufige Einschätzung der Bedeutung einzelner Bestandteile der sektorübergreifenden Versorgung ist die Expertenbefragung.

Fragestellung: Das Ziel der vorliegenden Studie war die Ermittlung der Expertenmeinung zur erwarteten Effizienz einzelner Komponenten der sektorübergreifenden psychiatrischen Versorgung.

Methode: Auf der Basis von bereits identifizierten Indikatoren wurde ein standardisierter Fragebogen zu der erwarteten Effizienz der sektorübergreifenden Versorgung in der Psychiatrie entwickelt. Das Instrument erfragte die erwarteten Auswirkungen einzelner Versorgungsbestandteile auf die Lebensqualität der Patienten. Die Auswirkungen einer ein-, bzw. dreijährigen Expositionsdauer sollte eingeschätzt werden. Außerdem wurde die Sicherheit der Experteneinschätzung erfragt. 11 von insgesamt 13 Chefärzten der an einer Evaluationsstudie (EvaMod64) teilnehmenden Einrichtungen wurden per Email rekrutiert. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte mit Hilfe der deskriptiven, nicht-parametrischen (Kendall’s W) und parametrischen (Zweistichproben-t-Test) Methoden.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote war 90,9%. Auf Basis von Expertenmeinungen konnten einzelne Bestandteile der sektorübergreifenden Versorgung gewichtet werden. Die Experten erwarteten eine allgemeine Zunahme (p=0.01) der Effizienz der Modellprojekte in einer langfristigen Perspektive. Die mittlere Erwartung betrug 3,64 für die Entwicklung in einem Jahr und 3,89 für drei Jahre auf einer Skala von 1 bis 5. Die Urteile zu den insgesamt 34 Einzelfragen zeigen geringe Varianz, so ist die zugehörige Standardabweichung nur 0,40 bzw. 0,38. Während die Übereinstimmung der Experten bezüglich der Effizienz der sekorübergreifenden Versorgung nach einem Jahr und nach drei Jahren von einem mittleren Wert (W=0,52) zu einem niedrigen Wert (W=0,27) sank, differierten die entsprechenden Sicherheitseinschätzungen mit mittleren Werten von 3,74 bzw. 3,60 nicht so stark.

Diskussion: Die Diskrepanz zwischen Graden der Übereinstimmung in der zeitlichen Perspektive konnte durch Spezifik des Expertenpanels erklärt werden. Als Chefärzte der strukturell unterschiedlichen Kliniken orientierten sich die Experten an verschiedenen Entwicklungsstrategien der sektorübergreifenden Versorgung, was insbesondere in der langfristigen Beurteilung zu starken Differenzen in den Einschätzungen der einzelnen Versorgungskomponenten führte. Für die Einschätzung des Nutzens der Ergebnisse zur Planung einer Längsschnittstudie ist der Vergleich zu anderen Expertenpanelen erforderlich.

Praktische Implikationen: Die Daten können als Grundlage für die Planung einer Querschnitts-Studie oder Delphi-Befragung genutzt werden.