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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Wie beschränken Autoren systematischer Reviews ihre Literatursuchen, wenn nur Studien aus Deutschland eingeschlossen werden sollen?

Meeting Abstract

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  • Dawid Pieper - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Tim Mathes - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Rebecca Palm - Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) e.V., Witten, Germany
  • Falk Hoffmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Oldenburg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP037

doi: 10.3205/17dkvf298, urn:nbn:de:0183-17dkvf2984

Published: September 26, 2017

© 2017 Pieper et al.
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Text

Hintergrund: Systematische Reviews (SRs) werden auch zu Fragen der Versorgungsforschung in den letzten Jahren zunehmend durchgeführt. Im Rahmen der Literaturrecherche für einen SR kann es sinnvoll sein, Suchfilter (z. B. für Studientypen) einzusetzen. Bei einigen Fragen erscheinen geographische Einschränkungen hilfreich (z.B. wenn alle Studien zur Häufigkeit einer bestimmten Erkrankung in Deutschland zusammengetragen werden sollen). Diese Einschränkungen lassen sich am besten mit sogenannten Suchfiltern realisieren, die mit der entworfenen inhaltlichen Fragestellung kombiniert werden. Für verschiedene Länder oder Regionen sind entsprechende Filter bereits entwickelt worden, nicht aber für Deutschland.

Fragestellung: Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine Übersicht über Methoden zu geben, die bislang in SRs zur Identifizierung von Studien aus Deutschland eingesetzt worden sind.

Methoden: Die Datenbank Medline (via Pubmed) wurde mit einer fokussierten Recherche (kein Anspruch auf Vollständigkeit) im Januar 2016 nach SRs durchsucht, die gezielt Studien aus Deutschland eingeschlossen haben. Die Studienselektion und Datenextraktion wurde unabhängig von zwei Personen durchgeführt. Mit Hilfe der international etablierten Peer Review of Electronic Search Strategies (PRESS) Kriterien ist die in den SRs auf Deutschland fokussierte Suchsyntax auf Sinnhaftigkeit und Vollständigkeit analysiert worden. Bei Unklarheiten sind die Autoren kontaktiert worden. Die Ergebnisse wurden narrativ zusammengefasst.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 36 SRs (davon 13 englischsprachig) eingeschlossen. Davon waren 78% im Jahre 2012 oder später publiziert. Die meisten SRs beschäftigten sich mit epidemiologischen (n = 12), therapeutischen (n = 9) oder gesundheitsökonomischen Fragestellungen (n = 8). Die überwiegende Mehrheit (89%) der SRs verwendete mindestens zwei unterschiedliche Suchquellen. Am häufigsten ist dabei in bibliografischen Datenbanken (vor allem Medline) recherchiert worden und die Referenzen der bereits als relevant identifizierten Literatur durchsucht worden. 17 SRs benutzten keinerlei Trunkierungen (zum Beispiel random* für alle Wörter, die mit random beginnen, wie bspw. randomized oder randomly), zehn SRs beschränkten ihre Syntax nicht auf Deutschland, sechs SRs berichteten, dass sie nach German OR Germany recherchiert haben. Insgesamt zehn SRs haben nur nach dem Begriff Germany (manchmal in Verbindung mit Deutschland) gesucht, ohne eine gleichzeitige Verwendung des Adjektivs german zu berücksichtigen.

Diskussion: Das Interesse an SRs mit regionaler Beschränkung nimmt zu. In den letzten Jahren sind verstärkt SRs erschienen, die einen klaren Fokus zur Versorgung in Deutschland hatten und daher nur diese Studien berücksichtigt haben. Die Suchstrategien der eingeschlossenen SRs lassen viel Optimierungspotential erkennen. Die Berichtsqualität der Suchstrategien befand sich auf einem sehr geringen Niveau. Die vollständige Reproduzierbarkeit der Recherche war in vielen Fällen nicht möglich.

Praktische Implikation: Qualitativ hochwertige SRs sollten den Anspruch erheben, jegliche relevante Literatur zu identifizieren. Die Entwicklung eines Suchfilters zur Identifikation von Studien, die in Deutschland durchgeführt wurden, wäre eine große Hilfestellung insbesondere für Fragen der Versorgungsforschung.