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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

AzuBiss – Ausbildungsübergreifende Zusammenarbeit für mehr Mundgesundheit im Pflegeheim

Meeting Abstract

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  • Nicole Primas - Magdeburg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP089

doi: 10.3205/17dkvf245, urn:nbn:de:0183-17dkvf2454

Published: September 26, 2017

© 2017 Primas.
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Das Modellprojekt „AzuBiss - Ausbildungsübergreifende Zusammenarbeit für mehr Mundgesundheit im Pflegeheim“ - ist eine Konzeption zur Förderung der Zahn- und Mundgesundheit im Alter.

Hintergrund: Verschiedene Projekte, die im Rahmen der Gesundheitsziele Sachsen- Anhalt durchgeführt werden, befassen sich mit der Lebensqualität und Allgemeingesundheit der Bewohner in Altenpflegeheimen. Die Lebensqualität wird entscheidend davon bestimmt, wie man auch im Alter noch Lachen, in Gemeinschaft essen und sich artikulieren kann und dazu gehören gesunde und funktionsfähige Zähne. Die Zahngesundheit hat einen wesentlichen Einfluss auf die Allgemeingesundheit. Ein funktionstüchtiges Kauorgan ist wichtig für die Aufnahme und Zerkleinerung der Nahrung und damit für die Sicherung einer vielseitigen, ausgewogenen Ernährung. Kauen regt den Speichelfluss an und bereitet die Verdauung vor. Aus vielen Studien geht hervor, dass Bewohner in Altenpflegeheimen mit einer gepflegten Mundhöhle weniger Fiebertage im Jahr haben, dass das Risiko, an einer Lungenentzündung zu erkranken fällt, wenn Zahnfleisch und Zähne gesund sind.

All dies sind Argumente, um als Zahnarzt bzw. Zahnärztin ein Altenpflegeheim regelmäßig zu betreuen. Die Betreuung soll sich nicht auf die Behandlung der Bewohner beschränken, sondern es geht auch darum präventiv tätig zu sein, d.h. Durchführung regelmäßiger Kontrollen, Schulung des Pflegepersonals, Organisieren von Angehörigenabenden.

Fragestellung: Bei der Kooperation mit einem Altenpflegeheim über viele Jahre wurde klar – das zahnmedizinische Personal braucht mehr Informationen zur Seniorenzahnmedizin und im Umgang mit multimorbiden Menschen und das Pflegepersonal muss in Sachen Mund- und Zahnpflege im Alter besser geschult werden.

Zahn- und Mundhygiene sollte von Anfang an in Fleisch und Blut übergehen, d.h. schon in der Ausbildung müssen die werdende Altenpflegerin und der werdende Altenpfleger nicht nur was von Parotisprophylaxe und Soorprävention – so steht es im Ausbildungsplan der examinierten Altenpfleger/innen – hören, sondern ein fundiertes Wissen über Ursachen von Karies und Parodontopathien erlangen, sollten wissen, welche Arten von Zahnersatz von den Zahnärzten eingesetzt wird, welche Möglichkeiten der Zahn- und Zahnersatzreinigung es gibt und sollten Erkrankungen im Mundraum erkennen.

Methode: Von 2014 bis 2016 wurde das Projekt „AzuBiss“ in einer Betriebsberufsschule durchgeführt. Vor Projektbeginn erhielten die Auszubildenden der Altenpflege des 3. Lehrjahres und die Auszubildenden Zahnmedizinische Fachangestellte des 3. Lehrjahres einen Fragebogen zu Themen rund um die Zahn- und Mundgesundheit im Alter. Die Fragebögen wurden ausgewertet und danach wurde das Schulungsprogramm erarbeitet. An einem Theorietag wurden beide Ausbildungszweige gemeinsam geschult, mussten gemeinsam Arbeitsblätter erarbeiten und wurden dann zu Tandems zusammengebracht – je ein Azubi der Altenpflege und ein Azubi der Zahnmedizinischen Fachangestellten.

Nach dem die theoretischen Grundlagen geschaffen worden waren, erhielten die Tandems ihre Arbeitsanweisungen und verbrachten einen Tag in der Zahnarztpraxis. Hier war es uns wichtig, dass die Auszubildenden der Altenpflege bei einer professionellen Zahnreinigung zusehen, zuhören, wie Patienten zur Zahnreinigung angeleitet werden und bei zahnärztlichen Behandlungen zu hospitieren, speziell bei Zahnersatzeingliederung. Die Altenpflegeauszubildenden sollten das zahnärztliche Personal im Umgang mit älteren Menschen unterstützen.

Der zweite Praktikumstag sollte unseren Zahnmedizinischen Fachangestellten in spe zeigen wie wichtig es ist, sich auch um alte Menschen zu kümmern. Sie sollten Berührungsängste abbauen, hausinterne Pflegestandards kennen lernen und bei der Zahn- und Mundpflege helfen und Tipps geben.

Am Ende der beiden Praktikumstage sollten alle Teilnehmer einen schriftlichen Bericht verfassen, in dem sie das Erlebte schildern sollten. Ein abschließender Fragebogen sollte uns helfen, eine Auswertung zu erstellen und Rückschlüsse zu ziehen, wie das Projekt angenommen wurde und welche Verbesserungen wir vornehmen können.

Ergebnisse und Diskussion: Die ZFA- Auszubildenden wurden so von Anfang in der Alterszahnmedizin geschult, auch wenn in der Ausbildungspraxis nur junge Menschen betreut werden, sie sollen lernen respektvoll mit dem Beruf des Altenpflegers umzugehen und sollen Berührungsängste verlieren im Umgang mit alten Menschen. Eventuell können sie es schaffen, ihre Chefs von einer Kooperation mit einem Altenpflegeheim zu überzeugen.

Für die Altenpflegeausbildung ist es wichtig, dass tatsächlich von Beginn an auf die Zahn- und Mundhygiene geachtet wird, die Bedeutung der Mundgesundheit für das allgemeine Befinden, für die Lebensqualität ihrer zu betreuenden Senioren muss ihnen bewusst sein.

Praktische Implikationen: Das Projekt wird jetzt flächendeckend umgesetzt.