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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Settingsensitive Konzeptualisierung und Erfassung der Lebensqualität in der telemedizinischen Versorgung (TELE-QOL)

Meeting Abstract

  • Silke Schmidt - Universität Greifswald, Greifswald, Germany
  • Wolfgang Hoffmann - Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Germany
  • Neeltje van den Berg - Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Germany
  • Michael Oeff - Städtisches Klinikum Brandenburg, Brandenburg, Germany
  • Georg Schomerus - Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Germany
  • Holger Muehlan - Universität Greifswald, Greifswald, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP212

doi: 10.3205/17dkvf202, urn:nbn:de:0183-17dkvf2024

Published: September 26, 2017

© 2017 Schmidt et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Im Rahmen der Versorgungsforschung hat sich die Lebensqualität (LQ) als zentrales patientenberichtetes Outcome-Kriterium (PROM) neben primär klinischen Zielkriterien etabliert. Im Hinblick auf die Wirksamkeit von Telemedizin (TM), die auf eine Verbesserung der (gesundheitsbezogenen) LQ abzielt, zeigen Reviews inkonsistente Befunde. In methodischer Hinsicht werden zwar oft standardisierte Instrumente zur Erfassung der LQ eingesetzt, allerdings bilden diese Instrumente nicht hinreichend die wichtigsten Aspekte der intendierten Ergebnisse von TM-Anwendungen ab. Daher besteht Bedarf an einer elaborierteren konzeptuellen, operationalen und psychometrischen Fundierung des Konstrukts der LQ im Rahmen der TM-Versorgung.

Fragestellung: Das übergeordnete Ziel besteht darin, ein Verfahren zur Messung der LQ verfügbar zu machen, das in der TM-Versorgung eingesetzt werden kann. Hierfür soll ein Instrument entwickelt und geprüft werden, das die Aspekte der LQ erfasst, die durch TM-Anwendungen beeinflusst werden.

Methode:

Studiendesign: Das Design umfasst einen explorativen Studienabschnitt mit Literaturreview und qualitativen Erhebungsmethoden (Entwicklung von Konzept und Instrument) und einen zweiten quantitativen Ansatz mit strukturiertem Assessment (Pilotierung und Validierung).

Datenerhebung:

1.
Systematische Literaturrecherche, um aus den etablierten (Ergebnis-) Definitionen von TM-Anwendungen einerseits sowie den bisher in TM-Studien eingesetzten PROMs andererseits bestehende Diskrepanzen zwischen Kriterien und Erfolgskontrollen abzuleiten.
2.
Interviews (n=30 Patient/inn/en; n=30 Professionelle), Fokusgruppen (6 Gruppen a 5 Patient/inn/en) unter Verwendung von semi-strukturierten Fragebögen, um Antworten und Diskussionen zu Erwartungen an, Erfahrungen mit und Bewertungen von TM-Anwendungen zu erfassen.
3.
Prätestung des Fragebogens mittels Cognitive Debriefing (n=30) sowie Pilotierung und Validierung des Instruments (je n=200 Patient/inn/en, mit n=100 je primärer Erkrankungsgruppe) für die psychometrische Überprüfung.

Datenanalyse: Für die Codierung des qualitativen Datenmaterials wird der inhaltsanalytische Ansatz von Mayring angewendet. Das resultierende Kategoriensystem soll in einem Experten-Workshop extern validiert werden. Das quantitative Datenmaterial der Pilotierungs- und Validierungs-Erhebung wird psychometrisch nach klassischer und moderner Testtheorie auf Item- und Skalenebene analysiert.

Ergebnisse:

1.
Patientenbezogene (Re-) Konzeptualisierung: Die Ergebnisse tragen dem Bedarf nach einer stärkeren konzeptuellen Elaborierung des Konstrukts der LQ im Kontext von TM-Anwendungen aus Patientenperspektive Rechnung.
2.
Settingsensitives Assessment: Spezifische Methoden erfassen zentrale Erwartungen und Erfahrungen der Patientinnen und Patienten bzgl. TM-Anwendungen sensitiver und können als integrierte oder zusätzliche Module der LQ-Erfassung eingesetzt werden.
3.
Versorgungsrelevante Evaluation: Im Ergebnis sind Evaluationen zum Einfluss von TM-Anwendungen auf LQ und andere PROMs valider und reliabler möglich.

Diskussion: Im Erfolgsfall kann die Erfassung der LQ in der TM zur Verbesserung dieser Anwendungen führen – zum Beispiel eine bessere auf den Einzelfall zugeschnittene Versorgung. Zudem können die Ergebnisse konkrete Ansatzpunkte liefern, wie dieses Verfahren für andere Bereiche weiterentwickelt werden kann. Infrage kommen hierfür jene Bereiche der Gesundheitsversorgung, in denen Monitoring-gestützte Anwendungen zum Einsatz kommen, etwa Telerehabilitation oder Telepflege.

Praktische Implikationen: Das Projekt ist auf eine Verbesserung patientenorientierter Endpunkte der telemedizinischen Versorgung sowie eine Optimierung der Patientenorientierung in der telemedizinischen Versorgung gerichtet und leistet zudem einen Beitrag für eine Verstärkung partizipativer Anteile der Versorgungsforschung.