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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Künftige Aufgabenteilung von Pflegefachpersonen und Hausärzten in der ambulanten Demenzversorgung: Aufgaben, Akzeptanz, Qualifikation (AHeaD Studie)

Meeting Abstract

  • Adina Dreier-Wolfgramm - Institut für Community Medicine, Universität Greifswald, Universitätsmedizin Greifswald, Körperschaft des öffentlichen Rechts, Greifswald, Germany
  • Bernhard Norbert Michalowsky - Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) e.V., Greifswald, Germany
  • Attila Altiner - Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Germany
  • Thomas Kohlmann - Institut für Community Medicine, Universität Greifswald, Universitätsmedizin Greifswald, Körperschaft des öffentlichen Rechts, Greifswald, Germany
  • Roman F. Oppermann - Hochschule Neubrandenburg, Neubrandenburg, Germany
  • Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Universität Greifswald, Universitätsmedizin Greifswald, Körperschaft des öffentlichen Rechts, Greifswald, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP203

doi: 10.3205/17dkvf193, urn:nbn:de:0183-17dkvf1937

Published: September 26, 2017

© 2017 Dreier-Wolfgramm et al.
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Text

Hintergrund: In Deutschland leben derzeit ca. 1.6 Mio. Menschen mit einer Demenz. Diese sind auf eine leitliniengerechte medizinische und pflegerische Versorgung angewiesen. Gleichzeitig altern auch die Akteure des Gesundheitswesens, so dass bereits heute die Sicherung der bedarfsgerechten Versorgung eine Herausforderung darstellt. Innovative Versorgungskonzepte sind erforderlich. Diese sollten sich u.a. durch eine Neustrukturierung von Aufgabenfeldern einzelner Berufsgruppen und der Neuverteilung von Tätigkeiten unter den Akteuren charakterisieren. Daher untersucht die AHeaD Studie die veränderte Arbeitsteilung von Pflegefachpersonen und Hausärzten am Beispiel der ambulanten Versorgung von Menschen mit Demenz und der Unterstützung des (pflegenden) Umfeldes.

Fragestellung: Folgende Fragestellungen werden untersucht: (1) Wie können Arbeitsprozesse künftig in Kooperation, Delegation und Substitution organisiert werden?, (2) Wie ist der Qualifikationsbedarf von Pflegefachpersonen?, (3) Wie ist die Akzeptanz bei Hausärzten, Pflegefachpersonen, Menschen mit Demenz und Angehörigen?, (4) Welche Auswirkungen hat eine veränderte Arbeitsteilung auf die Arzt-Patienten Beziehung? und (5) Welche Kosten sind mit der Einführung verbunden?

Ziel ist es, die Aufgabenneuverteilung von Pflegefachpersonen und Hausärzten für die ambulante Demenzversorgung zu spezifizieren und die Ergebnisse für die Entwicklung eines Versorgungskonzeptes gemäß §63 Abs. 3c SGB V zu nutzen.

Methode: Die AHeaD Studie ist eine Mixed Methods Beobachtungsstudie mit einem sequentiellen Vertiefungsdesign und umfasst eine (a) Dementia Care Management Tätigkeitsanalyse des erfolgreich implementierten Dementia Care Management Konzeptes der DelpHi-MV Studie (Demenz: lebensweltorientierte und personenzentrierte Hilfen für Mecklenburg-Vorpommern), eine (b) quantitative schriftliche Befragung und (c) vier qualitative Fokusgruppen. Dies erfolgt mit Hausärzten (N=94), Dementia Care Managern (N=6), Menschen mit Demenz (N=336) und Angehörigen (N=194) von DelpHi-MV. Zum Vergleich möglicher Bewertungsunterschiede werden Hausärzte (N=95) und Pflegefachpersonen (N=98) eingeschlossen, die bislang keine Erfahrungen mit dem Dementia Care Management haben und die Regelversorgung repräsentieren. Um die Studiengröße für die DelpHi-MV und nicht-DelpHi-MV Probanden zu erreichen, wurde die Studienregion auf Greifswald und den Radius im Umfang von 100km festgelegt.

Ergebnisse: Für die AHeaD Studie werden folgende Ergebnisse erwartet: (1) Tätigkeitsliste mit Einordnung in Kooperation, Delegation und Substitution, (2) Qualifikationsanforderung an Pflegefachpersonen (Hochschulausbildung vs. dreijährige Ausbildung mit Zusatzqualifikation), (3) Akzeptanz der Aufgabenübernahme (Hausarzt vs. Pflegefachperson), (4) mögliche positive und negative Auswirkungen auf die Arzt-Patienten Beziehung (Hausarzt als Erstkontakt vs. Pflegefachperson als Ansprechpartner für die Demenzerkrankung) sowie (5) mögliche Finanzierungsoptionen (Einzelleistung vs. Fallpauschale) und die Implementierung in die Regelversorgung (Anstellung Arztpraxis vs. Zweigpraxis). Die Ergebnisse aus insgesamt vier Perspektiven (Hausarzt, Pflegefachperson, MmD und Angehörige) werden für die Entwicklung eines Modellprojektes gemäß §63 Abs. 3c SGB V genutzt, welches nach Ablauf der Förderung unter Routinebedingungen erprobt und evaluiert werden soll.

Diskussion: Die AHeaD Studie spezifiziert erstmals in Deutschland die optimierte Arbeitsteilung von Pflegefachpersonen und Hausärzten für die ambulante Versorgung von Menschen mit Demenz. In die Studie werden dabei nicht nur Hausärzte und Patienten einbezogen, sondern auch Pflegefachpersonen und Angehörige. Die erstmalige Untersuchung zur strukturellen Implementierung in die Regelversorgung und die gesundheitsökonomische Analyse zur künftigen Abrechnung sind weitere Innovationen der Studie. Der wissenschaftliche Beirat, der die AHeaD Studie begleitet, ermöglicht eine evidenzbasierte Entwicklung des Modellprojekt gemäß §63 Abs. 3c SGB V.

Praktische Implikationen: Die AHeaD Studie adressiert die Optimierung der Versorgung von Menschen mit Demenz sowie die Verbesserung der Versorgungsabläufe. Dies erfolgt durch eine verbesserte interprofessionelle und abgestimmte Arbeitsteilung von Pflegefachpersonen und Hausärzten im ambulanten Setting. Dies soll einen Beitrag zur patientenorientierten Versorgung der Betroffenen und ihrer Angehörigen leisten.