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Optimierte primärärztliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten und Störungen – Evaluation von Qualität und Outcomes (PrimA-QuO)
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Published: | September 26, 2017 |
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Psychische Auffälligkeiten und Störungen (PAS) bei Kindern und Jugendlichen (KJ) sind von hoher Public Health Relevanz, da hierdurch die individuelle körperliche Gesundheit und Lebensqualität, aber auch die familiäre Umwelt und die schulische und spätere berufliche Entwicklung erheblich beeinträchtigt sein können. Die Häufigkeit von PAS bei KJ ist unverändert hoch; sie liegt im Altersbereich 3-17 Jahre bei etwa 20%.
Kinder- und Jugendärzte (KJÄ) vor allem sind neben den Kinder-und Jugendpsychiatern und den Allgemeinärzten erste Ansprechpartner. Viele dieser Patienten werden aus unterschiedlichen Gründen an spezialisierte, sozialpädiatrische Dienste zur weiteren Behandlung überwiesen mit der Gefahr von Versorgungsengpässen in diesen Einrichtungen. Von diesen Kindern und Jugendlichen könnte jedoch ein großer Anteil von niedrigschwelligen Angeboten bei primären KJÄ mehr profitieren, so dass für diejenigen Patienten mit hohem Betreuungsbedarf eine schnellere Hilfe in den Spezialeinrichtungen möglich wird.
Das Projekt „Optimierte primärärztliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten und Störungen“ (PrimA-QuO) hat das Ziel, die Regelversorgung von KJ mit PAS durch Standardisierung in den Anamnese- und Behandlungsabläufen in der Primärversorgung zu verbessern. Diese Abläufe wurden im Vorfeld von der Arbeitsgemeinschaft Sozialpädiatrie der Kinder- und Jugendärzte in Bayern entwickelt und im Programm „BKK STARKE KIDS - Gesundheitscoaching“ von den Betriebskrankenkassen implementiert. Die Abläufe können dabei helfen, herauszufiltern, wer beim Kinderarzt weiter behandelt werden kann und wann eine Überweisung zum Spezialisten notwendig ist. Etabliert ist für 16 sozialpädiatrische Krankheitsbilder ein Paket indikationsbezogener Maßnahmen, das „Gesundheitscoaching“ (GC). Das Paket besteht aus Handlungsleitfäden mit indikationsbezogenen Checklisten Fragebögen und Arbeitsmaterialien, aus einem detaillierten Fortbildungskonzept und beinhaltet außerdem ein Zusatzbudget. Das GC ist ein niedrigschwelliges und wohnortnahes Versorgungsangebot, das erhebliches Potenzial hat, besonders bei leichteren Störungen, Übertherapie und Medikalisierung zu vermeiden. Grundprinzip ist Partizipation, Patientenorientierung und Stärkung vorhandener Ressourcen, gestützt auf das biopsychosoziale Modell der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit.
Die Evaluation des GC konzentriert sich zunächst auf die bundesweit vier häufigsten Indikationsgebiete und stützt sich im Wesentlichen auf zwei Arbeitspakete. Zum einen soll die komplexe Intervention GC hinsichtlich ihrer theoretischen Fundierung, Akzeptanz, Barrieren und Förderfaktoren sowie im Hinblick auf Outcomes mit Hilfe einer qualitativen und quantitativen Befragungsstudie bei KJ, Sorgeberechtigten und Kinder- und Jugendärzten evaluiert werden. Zusätzlich wird basierend auf BKK-Routinedaten aus gesundheitsökonomischem Blickwinkel eine Evaluation mit Fokus auf Auswirkungen der Intervention auf das Kodierverhalten der KJÄ und Behandlungsverläufe sowie Inanspruchnahme medizinischer Leistungen durchgeführt. Des Weiteren sollen Hinweise für eine weitere Optimierung des Programms gewonnen werden. Im Erfolgsfall kann darüber hinaus eruiert werden, ob diese Versorgungsform das Potenzial hat, für alle Kinder- und Jugendlichen etabliert zu werden.