gms | German Medical Science

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Optimierte primärärztliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten und Störungen – Evaluation von Qualität und Outcomes (PrimA-QuO)

Meeting Abstract

  • Nicole Radevic-Pahl - BKK Vertragsarbeitsgemeinschaften Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, Kornwestheim, Germany
  • Ines Bauer - BKK Vertragsarbeitsgemeinschaften Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, Kornwestheim, Germany
  • Otto Laub - Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. Landesverband Bayern, Augsburg, Germany
  • Martin Lang - Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. Landesverband Bayern, Augsburg, Germany
  • Christina Teuner - Helmholtz Zentrum München (GmbH), München, Germany
  • Rolf Holle - Helmholtz Zentrum München (GmbH), München, Germany
  • Lars Schwettmann - Helmholtz Zentrum München (GmbH), München, Germany
  • Siona Decke - Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
  • Eva Grill - Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP200

doi: 10.3205/17dkvf190, urn:nbn:de:0183-17dkvf1905

Published: September 26, 2017

© 2017 Radevic-Pahl et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Psychische Auffälligkeiten und Störungen (PAS) bei Kindern und Jugendlichen (KJ) sind von hoher Public Health Relevanz, da hierdurch die individuelle körperliche Gesundheit und Lebensqualität, aber auch die familiäre Umwelt und die schulische und spätere berufliche Entwicklung erheblich beeinträchtigt sein können. Die Häufigkeit von PAS bei KJ ist unverändert hoch; sie liegt im Altersbereich 3-17 Jahre bei etwa 20%.

Kinder- und Jugendärzte (KJÄ) vor allem sind neben den Kinder-und Jugendpsychiatern und den Allgemeinärzten erste Ansprechpartner. Viele dieser Patienten werden aus unterschiedlichen Gründen an spezialisierte, sozialpädiatrische Dienste zur weiteren Behandlung überwiesen mit der Gefahr von Versorgungsengpässen in diesen Einrichtungen. Von diesen Kindern und Jugendlichen könnte jedoch ein großer Anteil von niedrigschwelligen Angeboten bei primären KJÄ mehr profitieren, so dass für diejenigen Patienten mit hohem Betreuungsbedarf eine schnellere Hilfe in den Spezialeinrichtungen möglich wird.

Das Projekt „Optimierte primärärztliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten und Störungen“ (PrimA-QuO) hat das Ziel, die Regelversorgung von KJ mit PAS durch Standardisierung in den Anamnese- und Behandlungsabläufen in der Primärversorgung zu verbessern. Diese Abläufe wurden im Vorfeld von der Arbeitsgemeinschaft Sozialpädiatrie der Kinder- und Jugendärzte in Bayern entwickelt und im Programm „BKK STARKE KIDS - Gesundheitscoaching“ von den Betriebskrankenkassen implementiert. Die Abläufe können dabei helfen, herauszufiltern, wer beim Kinderarzt weiter behandelt werden kann und wann eine Überweisung zum Spezialisten notwendig ist. Etabliert ist für 16 sozialpädiatrische Krankheitsbilder ein Paket indikationsbezogener Maßnahmen, das „Gesundheitscoaching“ (GC). Das Paket besteht aus Handlungsleitfäden mit indikationsbezogenen Checklisten Fragebögen und Arbeitsmaterialien, aus einem detaillierten Fortbildungskonzept und beinhaltet außerdem ein Zusatzbudget. Das GC ist ein niedrigschwelliges und wohnortnahes Versorgungsangebot, das erhebliches Potenzial hat, besonders bei leichteren Störungen, Übertherapie und Medikalisierung zu vermeiden. Grundprinzip ist Partizipation, Patientenorientierung und Stärkung vorhandener Ressourcen, gestützt auf das biopsychosoziale Modell der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit.

Die Evaluation des GC konzentriert sich zunächst auf die bundesweit vier häufigsten Indikationsgebiete und stützt sich im Wesentlichen auf zwei Arbeitspakete. Zum einen soll die komplexe Intervention GC hinsichtlich ihrer theoretischen Fundierung, Akzeptanz, Barrieren und Förderfaktoren sowie im Hinblick auf Outcomes mit Hilfe einer qualitativen und quantitativen Befragungsstudie bei KJ, Sorgeberechtigten und Kinder- und Jugendärzten evaluiert werden. Zusätzlich wird basierend auf BKK-Routinedaten aus gesundheitsökonomischem Blickwinkel eine Evaluation mit Fokus auf Auswirkungen der Intervention auf das Kodierverhalten der KJÄ und Behandlungsverläufe sowie Inanspruchnahme medizinischer Leistungen durchgeführt. Des Weiteren sollen Hinweise für eine weitere Optimierung des Programms gewonnen werden. Im Erfolgsfall kann darüber hinaus eruiert werden, ob diese Versorgungsform das Potenzial hat, für alle Kinder- und Jugendlichen etabliert zu werden.