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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Sterblichkeit und Hospitalisierung in der letzten Lebensphase von inzidenten Pflegeheimbewohnern mit und ohne Demenz – Eine Analyse auf Grundlage von GKV-Routinedaten

Meeting Abstract

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  • Katharina Allers - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI - Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Germany
  • Falk Hoffmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI - Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV164

doi: 10.3205/17dkvf149, urn:nbn:de:0183-17dkvf1498

Published: September 26, 2017

© 2017 Allers et al.
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Hintergrund: Pflegeheime nehmen eine zunehmend wichtigere Rolle für die Versorgung am Lebensende ein, insbesondere bei Demenzerkrankten. Obwohl Hospitalisierungen besonders kurz vor dem Tod für Heimbewohner und deren Angehörige sehr belastend und häufig vermeidbar sind, sind die Hospitalisierungsraten im internationalen Vergleich bei deutschen Pflegeheimbewohnern besonders hoch.

Fragestellung: Ziel dieser Studie ist die Ermittlung der Mortalität von neu aufgenommenen Pflegeheimbewohnern mit und ohne Demenz sowie die Darstellung der Häufigkeit von Hospitalisierungen in der letzten Lebensphase.

Methode: Hierzu wurde eine retrospektive Kohortenstudie auf Grundlage von Routinedaten der DAK-Gesundheit durchgeführt. Die Kohorte umfasst 127.227 Pflegeheimbewohner im Alter von ≥65 Jahren, die zwischen Januar 2010 und Dezember 2014 neu ins Pflegeheim kamen. Neben der deskriptiven Auswertung sowie der Berechnung von Mortalitätsraten und der medianen Überlebenszeit wurde der Einfluss verschiedener Faktoren auf die Überlebenszeit mittels Cox-Regression ermittelt (adjustiert für Alter, Geschlecht und Pflegestufe). Alle Analysen wurden nach Demenz stratifiziert.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Bewohner lag bei 84 (±7,2) Jahren und drei Viertel waren weiblich. Nahezu bei der Hälfte (46,1%) der Bewohner lag zum Zeitpunkt des Heimeintritts eine Demenzdiagnose vor. Die Gesamtmortalitätsrate lag bei 37,9 pro 100 Personenjahre (95% Konfidenzintervall [95% KI]: 37,6-38,1) und die mediane Überlebenszeit betrug 706 Tage (95% KI: 698-715). Während die Mortalitätsraten der Bewohner mit Demenz unter den 65-84-Jährigen niedriger waren, lagen diese in den höheren Altersgruppen über denen der Bewohner ohne Demenz. Insgesamt zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen Demenz und einer längeren Überlebenszeit (HR 0,79; 95% KI: 0,77-0,80). Sowohl für Bewohner mit als auch ohne Demenz war das männliche Geschlecht, ein höheres Alter sowie eine höhere Pflegebedürftigkeit signifikant mit einer kürzeren Überlebenszeit assoziiert. Bewohner ohne Demenz kamen im letzten Lebensjahr geringfügig häufiger ins Krankenhaus als Demenzerkrankte. Der Anteil der Bewohner mit Krankenhauseinweisung steigt in beiden Gruppen von ca. 5-7% in den Wochen 52 bis 20 vor Tod exponentiell auf etwa 37% in der letzten Woche vor Tod an. Ein Unterschied zwischen dem Anteil der im Krankenhaus Verstorbenen lag ebenfalls nicht vor (ca. 30%). Die häufigsten Gründe für eine Hospitalisierung in den letzten Wochen vor Tod waren Infektionen und kardiovaskuläre Erkrankungen.

Diskussion und praktische Implikationen: Die ermittelte Überlebenszeit von Pflegeheimeintritt bis zum Tod liegt in der Spanne internationaler Ergebnisse. Hospitalisierungen kommen in den letzten Tagen vor Tod im internationalen Vergleich jedoch auffällig häufiger vor, ohne dass ein Unterschied zwischen Bewohnern mit und ohne Demenz zu beobachten ist. Es sollte in Zukunft verstärkt die Diskussion über Gründe und die Angemessenheit von Hospitalisierungen in unmittelbarer Nähe zum Tod bei Pflegeheimbewohnern geführt werden.