gms | German Medical Science

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Fördernde und hemmende Einflüsse auf die interprofessionelle Kooperation von Hebammen der außerklinischen Versorgung – Ergebnisse eines integrativen Reviews

Meeting Abstract

  • Martina Schlüter-Cruse - Hochschule Osnabrück / Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Osnabrück / Witten, Germany
  • Wilfried Schnepp - Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Witten, Germany
  • Friederike zu Sayn-Wittgenstein - Hochschule Osnabrück, Osnabrück, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV187

doi: 10.3205/17dkvf093, urn:nbn:de:0183-17dkvf0938

Published: September 26, 2017

© 2017 Schlüter-Cruse et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Hebammen der außerklinischen Versorgung haben durch ihre aufsuchende Betreuung während Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit ein besonderes Potential im Rahmen der Gesundheitsversorgung von Frauen und Familien in Deutschland. Die steigende Relevanz chronischer Erkrankungen bei schwangeren Frauen, eine Zunahme des Alters bei Erstgebärenden und die Versorgung von Frauen und Familien mit besonderen Belastungen sind nur einige der Faktoren, die ihre interprofessionelle Kooperation mit den Berufsgruppen des Gesundheitswesens erforderlich machen [1], [2]. Die Stärkung fördernder und die Einschränkung hemmender Faktoren der Kooperation gilt als zukünftige Herausforderung in der Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen [3].

Der Abstract ist ein Beitrag im Rahmen der neu gegründeten AG Arbeitsteilung und Kooperation der Gesundheitsberufe.

Fragestellung: In einem integrativen Review wurden zentrale Themen zur interprofessionellen Kooperation von Hebammen der außerklinischen Versorgung mit anderen Berufsgruppen aus nationalen und internationalen empirischen Daten gewonnen. Die Analyse war von der Frage geleitet, welche Faktoren sich aus Perspektive der Hebammen fördernd oder hemmend auf die interprofessionelle Kooperation mit den anderen Professionen auswirken.

Methode: Relevante Literatur wurde durch eine systematische Recherche in den Datenbanken CINAHL, PubMed, PsycInfo, Cochrane Library und CareLit im Zeitraum von 2005 - 2015 identifiziert. Die Recherche erfolgte mit einer dokumentierten Schlagwortliste und orientierte sich an den Vorgaben des PRISMA-Statements [4]. Eingeschlossen waren qualitative, quantitative, Mixed-Methods Studien sowie Literaturreviews aus westlichen Industrienationen, die einem peer-review Verfahren unterzogen und in englischer oder deutscher Sprache veröffentlicht wurden. Die inkludierten Artikel berücksichtigten die Perspektive der Hebamme auf die Kooperation mit anderen Berufsgruppen im Kontext der außerklinischen Versorgung. Es folgten die kritische Beurteilung und thematische Analyse [5] der ausgewählten Studien.

Ergebnisse: Die in der Literatur beschriebenen fördernden und hemmenden Faktoren für eine Kooperation sind vielfältig. Als zentrale Themen ließen sich „Kommunikation“, „Sichtweisen zur Versorgung“ und „Beziehungen“ herausfiltern. Die Kommunikation zwischen den Berufsgruppen beeinflusst die Intensität der Zusammenarbeit und kann zu einem gelingenden Übergang an Versorgungsschnittstellen beitragen. Unterschiedliche Sichtweisen der Berufsgruppen zu Versorgungsfragen können zu einem gemeinsamen Ziel führen oder lassen sich als Quelle für Spannungen identifizieren. Die Aufrechterhaltung interprofessioneller Beziehungen trägt zum Erfolg von Kooperation bei.

Nur wenige Studien fokussieren ausschließlich auf die Hebammenperspektive der interprofessionellen Kooperation. In der Mehrheit der Studien wird die Hebammenperspektive unter einer gemeinsamen, disziplinenübergreifenden Perspektive subsummiert.

Diskussion: Die Erkenntnisse aus der Literatur liefern wertvolle Hinweise zur Kooperation von Hebammen der außerklinischen Versorgung mit anderen Berufsgruppen. Sie reichen jedoch nicht aus, um ein umfassendes Bild zur Kooperation von Hebammen zeichnen zu können. Hierzu ist weitere Forschung notwendig.

Praktische Implikationen: Aus den Ergebnissen lassen sich Strategien zur Förderung der Kooperation von Hebammen der außerklinischen Versorgung mit anderen Berufsgruppen für die Praxis ableiten. Die Resultate liefern Erkenntnisse über den Gewinn von Kooperation für die Nutzerinnen des geburtshilflichen Versorgungssystems. Eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Thematik der Interprofessionalität wird darüber hinaus als Voraussetzung für den Erfolg der in Deutschland stattfinden Akademisierung der Gesundheitsberufe gesehen [6].


Literatur

1.
Department of Health, ed. Midwifery 2020: Delivering expectations. London: DH; 2010.
2.
Nationales Zentrum Frühe Hilfen. Bundesinitiative Frühe Hilfen. Zwischenbericht 2014. Köln: NZFH; 2014.
3.
Cameron A, Lart R. Factors promoting and obstacles hindering joint working: A systematic review of the research evidence. Journal of Integrated Care. 2003;11(2):9-17.
4.
Moher D, Liberati A, Tetzlaff J, Altman DG. Preferred reporting items for systematic reviews and meta-analyses: The PRISMA statement. PLoS Medicine. 2009;6(7):e1000097.
5.
Aveyard H. Doing a literature review in health and social care: A practical guide. Maidenhead, Berkshire: Open University Press; 2014.
6.
Walkenhorst U. Die Relevanz interprofessioneller Lern- und Arbeitsprozesse im Kontext der Akademisierung der Gesundheitsberufe. International Journal of Health Professions. 2016;3(1):21–28.